@Diesel
Mir ist zwar jetzt im Nachhinein aufgefallen, dass ich das nicht gern poste, da ich das Gefühl habe mich irgendwo teilweise einzumischen und ich auch nichts zum Thema Kreativität beitrage aber es ist so lang, dass ich es doch abschicke. Falls das stört, bitte einfach nicht lesen.

Ich versuche mal objektiv darauf einzugehen, was dir hier versucht wird zu sagen. Ich hoffe ich trete dir damit nicht zu nahe, da die tragische Geschichte deines Bruders im Zusammenhang mit Cobain wieder hoch kam.

Niemand stellt grundsätzlich dein Leid durch die Krankheit oder dieses als Hinterbliebener in Frage. Mal ganz davon abgesehen, dass Niemandem durch Verurteilung von den Taten geholfen ist, sowohl den Hinterbliebenden, als auch den Verstorbenen nicht.
Ich habe selbst Nahestehende im jungen Alter verloren ohne da jetzt näher drauf eingehen zu wollen spielte Alkohol und psychische Erkrankung auch eine Rolle. Ich verstand aber auch woran es lag beziehungsweise die Umstände der ganzen Sache. Aus diesem Grund würde ich niemanden dafür verurteilen der verstorben ist, egal wodurch, mir kam es nicht mal in den Sinn. Trotzdem habe ich natürlich lange damit gehadert wie ungerecht das doch eigentlich ist, dass es überhaupt kam wie es kam, tue es teilweise unterbewusst heute noch und hatte Selbstvorwürfe.

Es geht eher um deine Formulierung von dem Davonlaufen und Aufgeben - das klingt stark nach einem Vorwurf. Denkst du diese jungen Leute haben aufgegeben? Davonlaufen und Aufgeben ist eine Entscheidung. Denkst du wirklich die haben diese Entscheidung für sich wirklich getroffen? Dir ist klar, dass man zum Beispiel in der Manie eigentlich keine wirkliche eigene Entscheidung mehr trifft, hast du ja selbst geschrieben, alles eher wie in einer Sucht oder Besessenheit - die Krankheit entscheidet dann, was du tust. Da ist der Schritt doch zur Depression auf der anderen Seite oder gar Mischzuständen gar nicht mehr so weit. Dort kann es genau wie in der Manie, nur umgekehrt gepolt, auch zu sehr schlimmen Zuständen kommen indem man selbst keine Entscheidung mehr trifft - die Krankheit übernimmt die Kontrolle und entscheidet. Und genau das ist gerade bei Suizid junger Menschen mit der Erkrankung meist der Fall. Die Schwankungen sind so stark, dass nicht mehr von Entscheidung die Rede sein kann. Sicherlich spielen unglückliche Umstände etc. dann meist auch eine Rolle. Aber die Entscheidung davonzulaufen oder aufzugeben wurde von der Person selbst nie getroffen - die haben sich nie für die Krankheit entschieden. Niemand von uns hat irgendwo was unterzeichnet diese Krankheit zu bekommen und dann gehört man generell nicht verurteilt, auch nicht dafür "einen kurzen Weg gewählt" zu haben wenn man verstorben ist.

Man sagt ja, man hat immer eine Wahl - aber genau bei der Erkrankung gilt das nicht immer. Nicht umsonst können Verträge rückgängig gemacht werden, die im krankhaften Zustand abgeschlossen wurden. Wäre da eine echte Wahl/Entscheidung möglich gewesen, würde man die Verträge auch nicht rückgängig machen können.

Ich finde man kann das auch nicht mit Menschen vergleichen, die lange suizidal Zeit waren/sind und noch leben - sie waren zum Zeitpunkt dann schlichtweg nicht in der selben Intensität krank und die Umstände waren womöglich anders als bei denen die den letzten Schritt gegangen sind. Wie bei jeder schweren Krankheit gehört auch Glück dazu diese dann zu überleben und es liegt nicht nur am Betroffenen selbst.

Man muss das auch ganz klar abgrenzen von Bilanzsuiziden. Das ist eine ganz andere Diskussion, wie ich finde. Aber selbst da würde ich nicht von Davonlaufen oder Aufgeben reden. Darauf will ich nicht weiter eingehen, da es eher von der Diskussion hier weg führt.

Wenn man hier in den Fällen irgendwem oder irgendwas einen Vorwurf bei Suizid machen kann, sofern man das braucht, dann ist es ganz klar der Erkrankung und für die kann keine Person oder Gruppierung was. Ich finde das sollte klar sein.

Gruß,
roobb



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.12.18 17:42.