Viel Spass bei deinem Vorhaben.
Um ehrlich zu sein, ich finde selbst fast alle Darstellungen von Bipolaren, die von Bipolaren selbst geschrieben werden, nicht gut. Die von Aussenstehenden, die einen Bipolaren "entwerfen" und nicht nüchtern über ihre Angehörigenschaft schreiben, sind meist noch um Einiges katastrophaler.
Das ist wie mit Schauspielern. Da gibt es welche, die bipolare Charaktere spielen, und es trotz wirklich guter schauspielerischer Fähigkeiten nicht gut hinbekommen, egal, wieviel Zeit sie sich für das Rollenstudium nehmen.
Und dann gibt es einen bipolaren Mel Gibson, der sich in "Lethal Weapon" die Knarre in den Mund steckt und überlegt, ob er es jetzt tun soll oder kann oder nicht, und du als Betroffener weisst - ja, genau so ist das, wenn es kein Hilferuf ist, der weiß das höchstwahrscheinlich aus eigener Erfahrung.´
Das Hauptproblem ist nicht einmal, wie überzeugend die Darstellung an sich gelingt, denn es gibt jede Menge unterschiedlicher bipolarer Ausprägungen und Lebensläufe, sondern, wie man das schafft, ohne Betroffene zu diskriminieren, zu stigmatisieren oder (selbst, wenn es nicht beabsichtigt ist) zu verallgemeinern. Eine realistische Darstellung ist das Eine - die Rezeption durch Betroffene, die es anschliessend lesen, das Andere.
Insbesondere, wenn ein Unbetroffener das Machwerk verzapft hat.
Jo, ich schreibe auch gern. Und auch viel. Aber einen psychisch Kranken mit einer Krankheit zu entwerfen, die ich selbst nicht habe, einen fiktiven Charakter ohne reales Vorbild - würde ich mir nicht zutrauen wollen.
Vielleicht gerade noch für eine Kurzgeschichte.... und sowas ist trotzdem noch heikel.
Meist bleiben Darstellungen an der Oberfläche und sind sehr klischeehaft. Selbst in Romanen, in denen bipolare Schriftsteller sich selbst zur Hauptfigur machen ...
Dennoch - ich wünsche dir viel Erfolg mit der Schriftstellerei. Vielleicht schaffst du ja doch eine akzeptable Darstellung, unmöglich ist nichts.
LG,
M.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.11.18 03:09.