Hallo Jonas,
Reicht es nicht, dass du ohne Symptome etc. damit leben kannst aber trotzdem noch die Anfälligkeit hast, die die eines Nichterkrankten weit übertrifft? Wenn dem nicht so ist, würden bei mir immer die Alarmglocken läuten.
Und ich habe in etwa genauso viele Jahre echte Erfahrung mit der Erkrankung wie du. Wobei ich von echter Erfahrung eher von dem Zeitpunkt an reden würde, an dem ich von der Erkrankung weiß und sie auch entsprechend Behandeln lasse/Infos von Profis einhole und nicht von Ersterkrankung vor Jahrzehnten.
Bei dir sind es rund knapp 3 Jahre Erfahrung? Ich würde mal behaupten das ist nicht viel, bei mir auch nicht.
Mir wäre es nicht wichtig nun unbedingt geheilt zu sein und das anderen irgendwie zeigen oder beweisen zu wollen. Die Trotzphase hatte ich in der ersten Zeit nach der 1. Manie, da ich das Ganze einfach nicht wahrhaben wollte.
Selbst die, die ich kenne und über Jahre ohne Medikamente auskommen überschätzen sich nicht und reden nicht von "Heilung". Sie wissen genau was dazu notwendig ist die Stabilität zu erhalten, die sie haben. Sie wissen auch genau, dass das sie zu Menschen ohne die Erkrankung unterscheidet. Mal angenommen deine jetztigen Verhaltensweisen und Praktiken können dich nun für Jahre stabil halten. Ein Mensch der nicht Betroffen ist, braucht das alles nicht tun und hat weitaus geringere Chancen wieder schwer krank zu werden, wenn er z.B. mal 3 Monate größeren Stress im Leben hat weil es sich leider nicht vermeiden ließ.
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Wie lange muss ich eurer Meinung nach Symptomfrei sein, bevor ich mich als "Geheilt" bezeichnen darf?
Ja in der Regel sagen Ärzte dass die Wahrscheinlichkeit innerhalb von 5 Jahren recht hoch ist wieder in eine Phase zu geraten. Ist bei dir also noch eine Weile hin! Und danach ist immernoch nicht von von "Heilung" die Rede. Was nützt es dir wenn du das Glück hast 10 Jahre keine Phasen (kommt vor, auch ein Lebenlang ohne kommt sicherlich sehr sehr selten vor) zu haben aber dich dann genau die eine für 3 Jahre außer gefecht setzt? Ich schreib das nur, weil sich bei mir die Phasen mit jeder weiteren immer verlängert haben, bzw. es dauerte immer länger wieder aus dieser Invalidität/den Schwankungen herauszukommen. Und das geht nicht nur mir so. Im Schnitt haben Bipolare (Typ 1) so 9 Manien, die Varianz ist aber sehr hoch, da es so unterschiedliche Verläufe gibt. Depressionen kommen vorher oder danch. Da kannst dir ja ausrechnen wie gut deine Chancen stehen.
Verstehe mich nicht falsch: Du schreibst vieles, was zur Zeit auch bei Depressionen etc. erforscht wird und Dinge die erwiesenermaßen auch etwas bringen. Als Ersatz der jetztigen Behandlung hat sich aber noch nichts herausgestellt. Aber das so einfach mal auf alle anderen zu übertragen - nach dem Motto lasst mal alle Gluten weg, fastet hier und da und schon ist alles gut oder Vitamin B12 Mangel führte zu Manie etc. Ist dir noch klar, dass auch bei ausreichend Vitamin B12 Manien auftreten und das alles nicht so einfach ist? Leute die sich damit etwas genauer auseinandersetzen wissen zumindest, dass das was ihnen alternativ hilft noch lange nicht einfach so auf andere zu übertragen ist. Die setzen sich auch sowohl mit ihren alternativen Behandlungen als auch mit den klinischen kritisch auseinander. Ich schreib das als jmd. der eher negative Erahrungen mit Medikamenten hat. Trotzdem würde ich es anderen raten es zumindest zu versuchen und allem was irgendwie erwiesen helfen kann eine Chance zu geben. Aber sich nur auf eine Seite zu stellen ist in den seltendsten Fällen gut.
Bei dem wie du über das Ganze hier schreibst, wirkt das eher überheblich. Merkst du das?
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Seitdem fühle ich mich wie ein Riese
Mehr gibt es von meiner Seite dazu nicht zu schreiben.
Alles Gute und weiterhin "Stabilität" im Leben,
roobb