Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

02. 10. 2018 05:53
tschitta schrieb:
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> Hallo Bigabu,
>
> ungefähr so, kenne ich das auch.
>
> Wo ich so nicht ganz durchblicke, es gibt bei
> anhaltendem Stress auch eine Umkehr, wo eben dann
> der Körper, -da er nicht auf Dauer hohes Cortisol
> ausschütten kann und soll-, trotz Stress die
> Cortisolausschüttung bremst, und zwar
> runterbremst in ein Hypo?
> also z.b. bei Burnout ist dann z.b.
> Cortisolgehalt zu tief.
>
> Und ich glaube diese Kippen der
> Cortisolausschüttung könnte ein entscheidender
> Faktor sein?
>
> Wenn man nun z.b. liest, welche Aufgaben Cortisol
> im Körper hat, denke ich gibt es mögliche
> Zusammenhänge zu chron. Erkrankungen?
>
> lg tschitta


Was du meinst, tschitta, ist wahrscheinlich die sogenannte "Nebennierenschwäche", die es medizinisch abgesichert nicht gibt (anders als die Nebenniereninsuffizienz, Morbus Addison). Natürlich zieht der Köper irgendwann die Notbremse, diese hormonellen Stressreaktionen sind für kurze Zeitabschnitte gedacht, wie vor dem Tiger weglaufen etc. - nicht für chronische Stresssituationen, wie wir sie heute oft erleben. Insofern schützt sich der Körper natürlich irgendwann vor einer Überladung und versetzt sich selbst in den "Ruhemodus", bevor es zu Schäden kommt. Und natürlich ist eine chronische Erkrankung auch ein andauernder Stress, insbesondere chronische Entzündungen sind hier m.W. wegen Stress auf der Zellebene im Gespräch. Ebenso Viruserkrankungen wie Epstein-Barr im übrigen, das schon länger als Auslöser von z.B. CFS (chronische Fatigue) diskutiert wird.

Ob das jetzt alles für die Bipo dieselbe Relevanz hat - ich möchte es bezweifeln, obwohl das Prinzip dasselbe sein kann. Hier geht es dann um die genetische Prädisposition, d.h. eine genetisch veranlagte höhere Verletzlichkeit, die mit einer verschobenen Stressantwort auf der biochemischen Ebene zusammenhängt - und die auslösenden Faktoren im Leben, also akuter oder chronischer Stress, der eben andere / schwerere Folgen haben kann, als bei Menschen ohne diese Veranlagung. Und doch kann Bipo trotz der Vorbelastung fernbleiben, denn die anderen Faktoren spielen eben auch eine Rolle, bzw. kann auch ohne vermeintliche familiäre Vorbelastung Bipo ausbrechen, vielleicht aber auch einfach, weil die genetische Neigung in der Familie nicht bekannt ist?

Dennoch würde ich immer sagen: Ja, Bipo ist eine genetisch mit-bedingte Erkrankung. Dafür gibt es genug Hinweise auf familiäre Häufung. Und ich finde es auch irgendwie tröstend, dass man nicht allein "Schuld" ist an der Krankheit durch sein Verhalten etc. So ging es mir jedenfalls mit meiner chronischen Erkrankung. Dazu muss man aber natürlich die Unheilbarkeit der Krankheit akzeptieren! Solange man glaubt oder glauben möchte, es gibt Heilung, kollidiert das natürlich mit einer genetischen Ursache... wobei es ganz wichtig ist IMHO zwischen Heilung im Sinne von Behebung der Ursache der Krankheit selbst und Beschwerdefreiheit im Sinne von Vermeidung des Ausbruches der Krankheit zu unterscheiden! Denn ja, ich denke, mit den richtigen Mitteln ist Stabilität möglich, das können Medis sein oder vielleicht ja auch Methoden, die es heute noch nicht gibt - aber die Krankheit selbst geht davon nicht weg.

Ist erstmal ein Kreis oder mehrere Kreise komplett entgleist, verschiebt sich zu viel, um es einfach mal wieder so ungeschehen zu machen, so kenne ich es - ähnlich wie bei Süchten, einmal Alkoholiker, immer Alkoholiker, denn sobald die hormonelle Achse des Belohnungssystems erstmal über einen gewissen Punkt hinaus entgleist ist (das ist nämlich das, was biochemisch die Sucht ausmacht), ist dieser Vorgang nach heutigem Wissensstand nicht mehr umkehrbar. Das ist sozusagen der Ausbruch, der sich einfach nicht ungeschehen machen lässt. Man arbeitet aber an Medikamenten, die genau das im Hirnstoffwechsel von Süchtigen bewirken sollen, weil hier auch der Mechanismus recht klar eingrenzbar ist. Bei Bipo sind aber meines Wissens die biochemischen Vorgänge noch nicht genau genug bekannt, wie bei den meisten psychiatrischen Erkrankungen ja leider - klar, Dopamin, Serotonin, etc. sie spielen eine Rolle, man kennt gewisse Zusammenhänge - aber was wie genau da zusammen wirkt, ist eben noch überhaupt nicht klar bzw. ist sehr komplex und sehr individuell und damit weit von einer A macht B Schiene entfernt - und daher kann es auch keine A macht B Schiene in der Behandlung geben.

Heilung schon mal gar nicht, wenn man darunter das komplette auf Null stellen meint - wobei interessant wäre, an welchem Maßstab sich das dann zu messen hätte? Was wäre denn "normal"? Das sind aber wohl eher philosophische Fragen... Relevant in der Praxis und für den einzelnen Betroffenen bleibt doch meiner Meinung nach immer noch: Wie bekomme ich es hin, dass ich weder aufgedrehter Hase noch depressives Wrack bin, sondern meinem Leben halbwegs normal und belastbar und mit einer gewissen Gefühlstiefe nachgehen kann? Das Risiko bleibt aber doch - es ist immer eine dünne Linie, auf der man geht, wenn man von solch einer Erkrankung betroffen ist. Das muss man akzeptieren - oder man soll halt an "Heilung (!) ist möglich" glauben, wenn man will, ich persönlich glaube nur an Beschwerdefreiheit ;) (also das ist jetzt alles auch viel auf meine eigene Krankheit bezogen, ich habe ja selbst kein Bipo).
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Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

tschitta 1816 30. 09. 2018 08:04

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

Diesel 453 30. 09. 2018 08:42

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

tschitta 472 30. 09. 2018 08:55

@diesel

tschitta 415 30. 09. 2018 09:21

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

Bigabu 524 30. 09. 2018 09:26

@bigabu

tschitta 603 30. 09. 2018 09:51

@Tschitta Ich habe gerade keine Valenzen

Anne.Freiburg 568 30. 09. 2018 14:22

@Anne

tschitta 437 30. 09. 2018 18:18

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

MadameX 440 30. 09. 2018 16:47

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

tschitta 441 01. 10. 2018 07:54

@MadameX

tschitta 372 01. 10. 2018 09:23

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

Bigabu 428 01. 10. 2018 21:24

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

tschitta 346 01. 10. 2018 23:26

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

Bigabu 436 02. 10. 2018 05:53

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

tschitta 381 04. 10. 2018 10:33

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

Bigabu 324 04. 10. 2018 15:24

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

tschitta 403 04. 10. 2018 20:01

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

Bigabu 326 04. 10. 2018 21:24

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

tschitta 288 05. 10. 2018 13:25

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

Friday 278 05. 10. 2018 13:31

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung?

tschitta 365 05. 10. 2018 13:38

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Friday 325 07. 10. 2018 10:28

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung?

tschitta 311 07. 10. 2018 19:42

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Friday 302 08. 10. 2018 11:44

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tschitta 526 09. 10. 2018 22:26

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tschitta 343 05. 10. 2018 18:41

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Friday 432 07. 10. 2018 10:23

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kinswoman 364 07. 10. 2018 20:40

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Anne.Freiburg 492 07. 10. 2018 21:17

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Friday 330 08. 10. 2018 12:04

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Friday 321 05. 10. 2018 11:43

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung?

tschitta 303 05. 10. 2018 13:11

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Friday 286 05. 10. 2018 13:27

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

Friday 500 05. 10. 2018 11:41

Re: Genetik/ Epigenetik der Erkrankung? @Anne

tschitta 442 05. 10. 2018 13:32



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