Liebe Zora,

du bist mit deinen Sorgen nicht allein, ich kann dich so sehr verstehen.
Auch bei mir hat der Stress in der Arbeit Depressionen ausgelöst und ich hab oft auf dem Klo geweint.

Bei mir ist es auch eine Vollzeit-Arbeit in 40-Stunden-Woche und ich hab den Kollegen und dem Chef von meiner Erkrankung nichts erzählt.

Eine psychische Erkrankung wird in der Arbeitswelt oft mit Vorurteilen gesehen,dabei-,finde ich- neigt man bei Depression ohnehin zum Perfektionismus, will ja nichts verkehrt machen und hat Angst zu versagen.
Ich habe sogar meine Unterwäsche gebügelt, warum weiß ich bis heute nicht.

Es ist total legitim, dass du dich krank schreiben lässt.
Wenn du dir ein Bein brichst, kannst du auch nur humpeln,und jeder versteht dich.

Den Tipps der anderen kann ich mich nur anschließen, vor allem dino hat ja ein enormes Fachwissen, was Reha und Berentung anbelangt, da hab ich jetzt auch gleich dazu gelernt.

Ein Freund von mir ist in Reha gegangen, wegen einem Herzleiden; in meinen Augen ist Depression gleichwertig.
Nur hatte der keinen Anflug eines schlechten Gewissens, genausowenig wie eine Kollegin von mir, die eine 6wöchige Mutter-Kind-Kur gemacht hat.
Bis die Reha genehmigt ist, hast du schon mal was, worauf du dich freuen kannst.

Bitte erhole dich jetzt einfach und verlange gar nix von dir, du bist einfach sehr erschöpft.
Die Idee mit dem Tagebuch ist ganz toll, ich schreibe auch, das läutert, finde ich.

Ich bin auch schon fast 60, und manchmal ging es mir so schlecht, dass ich tagelang nicht raus bin.

Ich umarme dich und wünsche dir, dass du dich erholen kannst

Sehr liebe Grüße

"Wer spricht von Siegen? Überstehn ist alles."
(Rainer Maria Rilke, Dichter,1875-1926)