Beziehung/Partnerschaft mit Betroffenen (Streit und Fremdgehen)- Erfahrungen

09. 06. 2018 18:09
Ich möchte mich mal zu dem Aspekt austauschen, wie es ist/bzw. wie es war, eine feste Beziehung zu einem Betroffenen zu haben. Ich habe hier und in anderen Foren schon einige Beiträge verfolgt, aus denen hervorgeht, wie schwierig es eigentlich ist/sein kann eine Beziehung einzugehen und insbesondere aufrechtzuerhalten. Damit möchte ich niemanden zu nahe treten, oder alle über einen Kamm scheren, es kommt ja immer darauf an, wie der Betroffene damit umgeht, inwieweit er Krankheitseinsicht hat (wenn er sie denn hat) oder generell "was er sonst für ein Mensch ist", und inwieweit die Depressionen/Manien ausgeprägt sind, etc.

Ich habe leider viele negative Erfahrungen machen müssen, sodass es mir jetzt selbst, obwohl alles vorbei ist, nicht gut damit geht. Zum Glück hatte ich die Möglichkeit, und das ist eher ungewöhnlich, Kontakt zu einer Expartnerin meines Exfreundes aufzunehmen, welche schon von früheren Schwierigkeiten berichten konnte (damals stand die Diagnose einer bipolaren Störung aber noch nicht).
Wie auch immer...Bei uns fing alles ganz "rosarot" an, kann man sagen. Wir sind beide Mitte/Ende zwanzig und lernten uns beruflich vor fast drei Jahren kennen.. Sofort, zu Beginn am Anfang der ersten Wochen begeisterte mich seine mitreißende Art, die er an sich hatte. Wir waren total auf einer Wellenlänge, begeisterten uns zum Beispiel für Musik, konnten stundenlang Gespräche führen, auch am Telefon.. Es war wie eine Art "Seelenverwandtschaft" ..das was andere Betroffene auch schon beschreiben konnten, dieser Mensch hatte etwas an sich.. Wir unternahmen viel gemeinsam, ich lernte seinen Freundeskreis und auch seine Familie kennen, waren jedoch zunächst nur befreundet. Mein Leben mit ihm war auf einmal viel "bunter". In der Zwischenzeit unternahm er nach etwa zwei Monaten jedoch schon erste Annäherungsversuche, auf welche ich zunächst etwas ablehnend reagierte.. die Anziehung war eindeutig da, aber es ging mir zu schnell.. Des Weiteren war ich durch die Schilderungen seinerseits, in Bezug auf seine früheren Beziehungen schon etwas alarmiert.. So berichtete er von der oben genannten Expartnerin mit der ich seit einigen Monaten Kontakt habe. Er war mit dieser einige Monate verheiratet, die Beziehung scheiterte, seinem Bericht nach daran, dass die Familie seiner Frau ihn nicht mochte. Ich erfuhr den Grund dafür: Er litt seit Jahren unter starken Angststörungen, zeitweise konnte er z.B. bestimmte Straßen nicht betreten (laut ihm Agoraphobie und generalisierte Angststörung), nicht zu weiter entfernten Orten fahren, (so auch schwer zu seiner damaligen Partnerin) oder nicht Zug fahren..etc. Diese Ängste zerstörten seiner Schilderung nach das Verhältnis.( Die Panik erlebte ich später mit, zum Beispiel bei Busfahrten, wobei diese Ängste immer mal wieder über Jahre hinweg therapeutisch behandelt wurden, aber wohl nicht genug).

Es gab noch weitere Faktoren welche eine Rolle spielten; so erfuhr ich im Laufe der Zeit, dass er die Dienste eines gewissen Gewerbes früher, wenn seine Ängste zu stark wurden, öfter in Anspruch nahm.. Es gab familiäre Probleme/Krankheiten/Abhängigkeiten in seiner Familie.. Wie auch immer, verliebten wir uns doch ineinander, ich blendete alles aus, nach 11 Monaten kamen wir zusammen. Zu Beginn war alles toll, er war sehr anhänglich und liebevoll, konnte gut zuhören, verständnisvoll sein, war aufmerksam. Was mich jedoch indirekt schon störte, war, dass die Sexualität bei ihm eine sehr wichtige Rolle spielte, wir waren zwar auch hier auf einer Wellenlänge, aber meiner Meinung nach war ihm das ganze Thema zu wichtig. Er hatte dennoch auch in diesem Bereich ein einfühlsames Verhalten, versichterte mir stets, treu zu sein, er wäre in seinen festen Beziehungen noch nie untreu gewesen (ich glaubt ihm dies sofort, er konnte alles wahrhaftig und glaubwürdig erklären..).

In den folgenden Monaten kam es zu genannten familären Problemen, dies riss ihn runter.. Es tat weh zu sehen wie schlecht es ihm ging. Er machte mit mir Schluss; weil er mich mit seinen Ängsten nicht belasten wollte (dies konnte ich und kann ich immer noch verstehen), diese wurden immer stärker, er bekam Ängste krank zu sein etc. Dann ging es ihm so schlecht, dass er nur noch zuhause blieb,(Depression) er bekam Tabletten verschrieben. Wir hielten stets Kontakt, ich besuchte ihn oft, monatelang. Schließlich traf er die Entscheidung sich stationär behandeln zu lassen, ich begleitete ihn auch durch diese Zeit; jedes Wochenende besuchte ich ihn dort um ihn bestmöglich zu stützen. Es ging ihm auch körperlich nicht gut, die Tabletten waren zunächst falsch eingestellt, in dieser ganzen Zeit folgte auch die Diagnose: Bipolare Störung. Wir kamen wieder zusammen, es ging ihm immer besser, Stück für Stück nachdem er entlassen wurde, er unternahm mehr etc. Er nahm und nimmt nun immer noch täglich eine Citalopram 20mg ein.. Ich habe aber gelesen, dass diese eher die Manien verstärken können? kann dazu jemand etwas berichten? (und es außerdem zu (Ultra) rapid cycling kommen kann) So kam es mir bei ihm vor, er startete viele Unternehmungen, gab Geld für unnötige Dinge aus, überwies Geld so, dass ein grader Betrag auf seinem Konto war, ging ab und an ins Casino.. Auf jedenfall wurden auch seine Stimmungschwankungen immer schlimmer; morgens früh schlapp und gereizt, still, ab nachmittag aufgedreht/ zu gut gelaunt, abends wieder runter.. was wohl mit der Tablette auch zusammenhängt. Es kam immer öfter zu Streit zwischen uns, er wollte manchmal weniger unternehmen, lag nur im Bett..

Auf der anderen Seite hatte er nach wie vor Schwierigkeiten zu mir zu kommen (aufgrund der Ängste/Entfernungen, was ich nicht verstanden habe, denn unsere Wohnorte liegen mit dem Auto etwa eine halbe Stunde auseinander, in der Nähe seines Wohnortes konnte er sich besser bewegen, von dort aus war sogar bald eine Zugfahrt die eine dreiviertel Stunde dauert in eine Kleinstadt möglich.. mit Freunden in seiner Richtung unternahm er viel, zu mir kam er wenig, das verletzte mich sehr und lies mich an allem zweifeln). Er kam seit dem letzten halben Jahr immer weniger zu mir, ich kam mehr zu ihm oder wir trafen uns gar nicht am Wochenende. Ich versuchte festzuhalten, was nichts gebracht hat. Auch ich wurde immer gereizter, meine Kräfte waren am Ende, ich fing an, ihn anzuschreien, zu weinen am Telefon wenn er wieder eine Verabredung abgesagt hat.. aus Traurigkeit ihn nicht sehen zu können, ich schimpfte.. Das war im Nachhinein alles zu viel. Er begann sich von mir abzuwenden, sagte Sachen wie "Wenn es SO ist, habe ich gar keine Lust mehr dass wir uns jetzt sehen"

Es kam öfter zu kleinen Funkstillzeiten zwischen uns. Schließlich wirkte er plötzlich eiskalt, machte mit mir Schluss am Telefon...Ich lief hinterher versuchte es zu retten. Er wandte sich innerhalb einer Woche (!) verstärkt einer Arbeitskollegin zu, sie unternahmen viel, ich erfuhr davon als ich nachgefragt habe.. Am Wochenende war er dann abends nicht mehr erreichbar.. ich telefonierte ihm hinterher.. schließlich erfuhr ich am nächsten Tag dass etwas zwischen den beiden lief, sie bei ihm sogar übernachtet hatte. Es tat verdammt weh, aber auch nichts zu tun tat weh, ich lief ihm trotzdem hinterher, ich würde es sogar als "emotionale Abhängigkeit" bezeichnen die ich an den Tag legte.. Wir rauften uns noch am Folgetag wieder zusammen, kamen wieder zusammen. Ich entschuldigte mich auch für meine "Ausraster" und unterlies sie, besuchte ihn immer. Dennoch spürte ich, dass er nicht mehr bei mir war, sozusagen.. ich hätte ihn damals schon gehen lassen sollen. Denn er legte komische Verhaltensweisen an den Tag; er schauspielerte... Sagte mir, er würde mich lieben, aber ihm würde etwas fehlen, es sei nicht mehr so wie am Anfang. Er traf sich weiterhin mit der Arbeitskollegin, es demütigte mich... Es kam mehrmals zu einem Kuss zwischen den beiden, was ich aus ihm herausbekam da er stets Verhaltensweisen von einem schlechten Gewissen zeigte, (küssen ist für mich schon fremdgehen). Er versuchte sich zu rechtfertigen; es tue ihm leid, aber mit ihr sei es wie mit uns am Anfang, so rosarot/ die erste Phase der Verliebtheit, so respektvoll... Ich wurde immer trauriger, hatte ich doch in seinen schlechten Zeiten alles für ihn gegeben... scheinbar hatte er das vergessen. Ich überlegte was ich tun könnte. Schließlich kam ein neuer Crash- er machte mit mir erneut am Telefon Schluss. So wie es ist, wäre es nicht mehr schön (nüchtern betrachtet hat er damit Recht, ich weiß), er kann und möchte mit seinen Problemen keine Beziehung führen,.. auch nicht mit "ihr" sagte er als ich nachhakte. Es ging mir und geht mir teilweise immer noch trotz all dieser Dinge sehr schlecht, ich fühle mich wie erstarrt, gehe zwar meiner Arbeit nach, aber alles andere ist schwer für mich, ich unternehme wenig. Es folgte ein Kontaktabbruch.

Über seinen erweiterten Freundeskreis erfuhr ich heute, dass er nun mit IHR fest zusammen ist.... noch ein Schock... Aber aufgrund seines widersprüchlichen Verhaltens eigentlich kein Wunder mehr.. Welche Erfahrungen habt ihr in euren Beziehungen gemacht mit dem Verhalten des Partners/ Verhältnis zu anderen (Frauen)? Für mich ist das alles sehr schlimm, auch wenn mir von allen Seiten gesagt wird "Sei froh!!" "Es ist besser so!" kann ich mich schwer lösen, ich versuche mein Leben auf die Reihe zu bekommen, aber es fällt mir unglaublich schwer. Ich wünsche niemanden, dass er sowas durchmacht, bzw. man seine Grenzen deutlich zieht...Es hilft leider nicht, sich für einen Menschen aufzuopfern, der nicht wirklich bei einem ist.. sondern sich lieber jemanden sucht, mit dem es einfacher scheint, weil dieser nicht seine Meinung sagt/es noch keine Konflikte gibt.. Laut der Tagesklinik in der er noch war sollte er zudem gewisse Dinge angehen, dies hat er bis heute nicht gemacht.. Es ist schade aber er lässt sich nicht soweit helfen, dass es wirklich tiefergehende Veränderungen gibt. .. Ich muss jetzt versuchen nach vorne zu sehen, nach diesen Jahren.. von seiner Expartnerin mit der ich nun Kontakt habe, hatte ich außerdem noch erfahren, dass er sie vermutlich auch schon betrogen hatte, wieder mit jemanden von der damaligen Arbeit.



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Stern_123123 1689 09. 06. 2018 18:09

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dry 589 09. 06. 2018 19:08

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A20213 590 09. 06. 2018 20:00

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dry 536 09. 06. 2018 20:35

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tschitta 689 10. 06. 2018 08:19

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AnnaKarenina77 583 13. 07. 2018 18:12



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