Hallo Tigger,
dein Beitrag ist zwar schon ein paar Monate her, aber ich möchte dir trotzdem gern antworten :)
Ich bin 24, habe die Diagnose Bipolar II vor ca. 4 Monaten bekommen und war vorher seit 2011 wegen wiederkehrenden Depressionen in Behandlung. Ich denke bipolar bin ich schon seit ich ein Kind war.
Ende 2013 hab ich mein Studium begonnen und bin jetzt im Master. Zum Glück hatte ich die Möglichkeit, über die Regelstudienzeit zu studieren, in der normalen Zeit hätte ich mein Bachelorstudium nicht geschafft. Auch im Master werde ich mindestens 1-2 Semester länger brauchen, weil ich durch die depressiven Episoden oft keine Prüfungen mitschreiben kann oder lange ausfalle. Gleichzeitig bin ich in hypomanischen Phasen aber wahnsinnig produktiv und ideenreich. Ich denke, mit einem Studium lässt sich das irgendwie noch einigermaßen vereinbaren, ich mache mir aber schon Sorgen, wie das in der Arbeitswelt wird.
Ich habe die letzten zwei Jahre als studentische Assistentin an unserem Lehrstuhl gearbeitet und da ich meine Nebenjobs generell in Hypomanien beginne, bin ich die erste Zeit so effizient, dass ich viele Komplimente bekomme, wie gut ich arbeite etc. Natürlich kann ich diese Leistung aber nicht dauerhaft aufrechthalten, was dann wieder auf Unverständnis stößt und als Leistungsverschlechterung gesehen wird - also weder im Studium noch in der Arbeit kann ich eine konstante Leistung abliefern. In anderen Nebenjobs, z.B. Gastronomie, war das bisher auch so.
Wenn alle (oder die meisten) um dich rum in deinem Alter mit einer scheinbar Seelenruhe studieren oder arbeiten, tut das manchmal ganz schön weh. Ich hab immer das Gefühl, doppelt so viel Belastung tragen zu müssen um auf den gleichen Stand wie andere zu kommen.
Was für mich so mit das Schwierigste ist: Meine Beziehung, obwohl sie ja irgendwie leicht und jugendlich sein sollte, ist durch meine Erkrankung von Anfang an belastet gewesen. Zum Glück ist mein Partner älter als ich und weiß mittlerweile auch, damit umzugehen, aber ich hatte als Jugendliche leider nie dieses unbedarfte Liebe und Sexualität entdecken, was junge Menschen doch haben sollten, sondern es wechselt immer wieder von viel zu intensiv zu gar nicht existent.
Wie oben schon mal angesprochen wurde, dem Internet sei Dank, hat man heutzutage die Möglichkeit, sich zu informieren und zu vernetzen! Das ist sehr wertvoll für mich.
Viele Grüße
Liesbertchen
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.12.18 21:41.