Ich bin jetzt 33 Jahre alt und seit 2012 bin ich hier in der Schweiz verrentet als IV-Rentner.
Meine Bipolar-Diagnose hab ich 2008 erhalten, als ich mich freiwillig in Therapie begeben habe weil ich drohte unter dem Arbeitsstress und all den Problemen zusammen zu brechen. Meinen guten und auch hochbezahlten Job aufzugeben hat sich definitiv gelohnt, weil ich sah den Abgrund kommen, das ich früher oder später mit diesem massiven Druck wohl Suizid begangen hätte. Zum Glück bin ich rechtzeitig hinaus und konnte das verhindern.
Später gabs dann noch einige Wiedereingliederungs-Versuche in die Arbeitswelt, aber daraus wurde nichts, ich wurde dann wie gesagt 100% Arbeitsunfähig in IV Rente geschickt.
Das war aber nicht schlecht sondern vielmehr das Beste was mir da passieren konnte: Es geht mir heute besser denn je. Denn die Probleme des Einkommens sind durch die Rente weg, also der ganze Druck des Arbeitsmarkts, unbedingt für einen Job funktionieren zu müssen. Als Rentner hat man bekanntlich viel freie Zeit und die nutze ich um meiner Leidenschaft, den Hunden, nachzugehen. Die Anschaffung eines Therapie-Hundes hat mich zudem sehr weit voran gebracht.
Mit der Therapie, mit den Medikamenten und dem Hund geht es mir verhältnismässig gut und ich schwanke relativ wenig, konnte mir wieder einen neuen Freundeskreis aufbauen und mich auch wieder kreativ betätigen und so, ich bin für mich froh das der Arbeitsstress, der mich beinahe ins Grab gebracht hätte, vorbei ist.
Mittlerweile habe ich ein gutes Feingefühl für den Beginn einer Manie entwickelt, ich kenne mich und kann die Bipolare Störung heute, auch in den depressiven Episoden, zumindest soweit unter Kontrolle halten, das ich nicht mehr gefährdet bin, ernsthaft in Schwierigkeiten zu kommen.
Noch was "jung" betrifft:
Ich sehe mich als jungen Menschen eigentlich. Der aber halt aus Krankheitsgründen bereits eine Rente wie ein Senior bezieht. Daran wird sich wohl auch nicht mehr viel ändern. Aber mir ist nur wichtig, das ich heil durch meine Schwankungen und Episoden komme, das ich meinen Alltag bewältigen kann. Ich schäme mich nicht dafür, bereits als Junger Mensch eine Rente zu beziehen, es ging halt nicht anders, obwohl ich vorher gerne gearbeitet habe.
Gruss
Wesker