Hallo Tigger,
Ich würde mich gerne deinem Thread widmen weil er ein interessantes Thema für mich schneidet. Ich bin 28 und habe die Diagnose "Bipolare Störung" erst vor ca. 4 Monaten erhalten, vorher habe ich versucht mich selber durchzukämpfen. Es gibt einige positive Nebenwirkungen einer frühen Diagnose,u.a. Weisheiten die ich selber erlernt habe, allerdings unter Leitung eines Arztes/Therapeuten früher hättte umsetzen können, sodass ich zumindest zuweilen ein einigermaßen stabiles Gemüt aufweise. Da bipolare Menschen oft eine empfindlichere Biochemie aufweisen als "normale" Menschen, empfiehlt es sich auf den Konsum von Drogen vollkommen zu verzichten.
Dazu zählen für mich: Alkoholkonsum, Zigarettenkonsum, Marihuana, Pornos und andere Stimulanzien, ein ungesunder Lebensrhytmus, kein ausschweifendes feiern gehen. Das kann natürlich von Individuum zu Individuum variieren, gleichzeitig sollte man sich auch nicht ausschließen und weiterhin am sozialen Leben teilhaben. Ich habe jedoch die Erfahrung gesammelt, das Orte an denen es laut ist und viel Treiben herrscht (Clubs, Festivals,...) oft einen negativen Einfluss auf meine Stimmung und Gedankenwelt aufweisen. Gerade in jungen Jahren ist es schwierig dem Verlangen nach Gesellschaft nachzugeben, man möchte doch nur tun was auch alle anderen machen. Für mich hat es sich jedoch auch positiv ausgewirkt, auch wenn der komplette Verzicht auf z.B. Alkohol am Anfang für viele Fragen sorgt.
Niemand zwingt dich dazu den Leuten zu sagen du wärst bipolar, ich sage einfach immer nur mir schmeckts nicht, ich hab immer nen Mordskater und möchte keine Zeit verlieren. Bipolarität weist natürlich viele Nachteile auf, die für nicht-Erkrankte nicht vorstellbar sind, auf der anderen Seite kann man auch vieles daraus lernen. Sicher, der Kampf mit der Krankheit ist ein ständiger Begleiter, nur liegt es in deiner Verantwortung daran zu wachsen und trotzdem damit ein gutes Leben zu führen. Ich bin froh die Diagnose erhalten zu haben, denn ich weiss heute wenn mich ein kurzer Rausch an Zorn oder schlechten Emotionen erfasst, dass das manchmal schlicht und ergreifend nicht ich bin. Dabei fällt es mir zunehmend leichter das negative Rauschen auszublenden und mit einer Stimme der Vernunft zu ersetzen. Hast du nicht das Privileg eine Diagnose erhalten zu haben, so wirst du niemals wissen können das es etwas in dir gibt, was nach Kontrolle und manchmal auch Selbstzerstörung sucht. Du hast damit den Autoschlüssel, unfallfreies fahren lernen musst du jedoch selber.