Hallo,
ich nehme mal diesen Textabschnitt:
Quote
zuma
Ich glaube
aber, das "die Intelligenz" sozusagen noch ein Baby ist und gerade erst
beginnt, sich zu entwickeln. Zwar kein Säugling mehr, aber auch noch kein
"Schulkind" und erst recht lange noch kein "Erwachsener". Die Evolution der
Intelligenz verläuft da ja eher schleppend, aber nimmt langsam Fahrt auf,
je mehr wir raus finden. Ich frag mich oft, ob wir Menschen wohl nur eine
"Zwischenstation" bei der Entwicklung der Intelligenz sind.
Immer wieder bin ich am überlegen, ob nicht das, was wir als psychische Erkrankungen sehen, eigentlich ein Versuch des Gehirns ist, mit dem emotionalen Stress einen Umgang zu finden. Wenn wir annehmen, dass einerseits eine genetische Dispositon vorliegt, andererseits oftmals eine erschwerte Kindheit und als Auslöser ein Streßfaktor, dann entstehen Krankeiten, wie Depression, bipolare Störung, Psychosen, etc.
Natürlich können wir jetzt sagen, es ist dann aber ein fehlgeleiteter Versuch, diese Faktoren irgendwie zu bearbeiten. Doch wenn wir mit unserem Gehirn, bzw. dass was es zu Leisten vermag, in der "Kindheit" stecken, könnte aus dem Fehlgeleiteten irgendwann ein Weg da sein, diesen Streß anders zu verarbeiten.
Dorothea Buck sagte mal, man muß verstehen was einen in die Psychose treibt, und dann die Dinge in den Alltag einbauen. Sie hat es geschafft und lebt nach 5 Psychosen in iherer Jugend und jungem Erwachsenenalter heute Psychosefrei.
Noch interessanter ist es, wenn man sich mit Stimmenhören beschäftigt. Über 40 Prozent der Menschen reagieren nicht auf Psychopharmaka. Deshalb versucht man heute auf anderen Wegen, den Menschen zu helfen, die nicht mit dem Stimmenhören klar kommen. Denn die meisten Stimmenhörer haben nie eine Psychiatrie kennen gelernt, leben ein ganz normales Leben.
Man hat entdeckt dass viele der Stimmehörer, die psychiatrisch behandelt werden, Misshandlung und Missbrauch in der Kindheit erfahren haben. Einige hören, ohne es vorher genau zu wissen, die Stimmen der Täter, immer und immer wieder. Die Statements werden aber von den Stimmenhörer nicht mehr in diesen Bezug gesetzt.
Wenn sie sich aber verstärkt mit ihren Stimmen auseinander setzten, es also nicht als "Krankheit" sehen, sondern versuchen dahinter zu kommen, wer die Stimmen sind, was genau sie sagen, wie es gemeint sein könnte, verändert sich das Verhältnis zu den Stimmen und plötzlich erkennen manche, was die Stimmen eigentlich wirklich sagen wollen. Bei manchen läuft im Kopf eine Konfrontationstherapie durch die Stimmen ab. Wenn man dies nicht erkennt, bleibt derjenige in seiner Angst, bleiben die Stimmen schrecklich und quälen ihn aufs äußerste.
Setzt aber ein Erkennen ein und das Verhältnis zu den Stimmen ändert sich, weicht langsam die Angst, vergeht der Schrecken. Manche finden dann einen Umgang mit den Stimmen, die nun weniger Qualvoll sind, vielleicht sich auch weniger oft melden und manchmal verschwinden sie auch ganz.
Damit möchte ich nur aufzeigen, dass hier anscheinend das Gehirn ein Verarbeitunsprozess in Gang setzt, der bisher nur als "Krankheit" gesehen wurde und versucht wurde die Symptomen zu unterdrücken, aber seit dem man versucht das Symptom genauer zu betrachten, scheinen ganz andere Möglichkeiten sich zu eröffnen.
Was bei den Stimmen ist, könnte auch bei anderen psychischen Krankheiten der Fall sein. Die Frage die mir damals in der Bipo-Ambulanz in Eppendorf gestellt wurde war: Ob ich meine, etwas für eine Manie aufzusparen, also Wünsche und Vorstellunge in meinem Leben eher ausblende, Gegebenheiten hinnehme, mich stark anpasse, was sich dann ggf. in einer Manie bahnbrechen kann.
Vielleicht versucht das Gehirn mit seiner großen Plastizität etwas auszugleichen, was aber bisher bis jetzt nicht verstanden wird und für die Person selbst auch noch nicht handhabbar ist. Vielleicht gibt es auch deshalb noch kein Medikament was wirklich "heilt", sondern nur Medikamente, die Symptome lindern bzw. unterdrücken können?
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.08.17 11:47.