Bei einer Sache helfen alternative Heilmethoden und Absetzen und was man sonst so findet, ja wirklich:
Man kommt in die Psychiatrie und da werden dann Manie, Psychose und Depression so behandelt, dass
das Gröbste eingefangen wird. Meistens. Auf jeden Fall ist man dann in einem solchen Zustand, dass
man entweder akzeptiert: Ich bleibe in Medikamenten.
Oder eben nicht. Wir sind immer frei in unserer Entscheidung.
Was wir nicht frei entscheiden können: Was dabei rauskommt. Mit oder ohne Medikamente.
Einigen ist "ohne Medikamente" so wichtig, dass die Krankheit frei wüten darf. Vielleicht macht das nur,
wer eine Wahl hat.
Weiß jemand, wer Jane Bowles war?
Eine Schriftstellerin, die Tennessee Williams "den größten Englisch schreibenden Autor unseres Jahrhunderts" genannt hat.
Sie wurde vor 100 Jahren geboren. Was fand Williams so genial?
"Hintergründigen Humor, bizarre Dialoge, eine perfekte Dramaturgie, die alltägliche Szenen ins Tragische oder auch Skurile kippen lässt".
Wer will, lese nach, warum sie nur ein schmales Werk hinterlassen hat.
Ich weiß gar nicht, ob sie als manisch-depressiv später diagnostiziert wurde. Auf jeden Fall starb sie 1973 in der Psychiatrie "in geistiger Umnachtung". Abgeschrieben aus dem Harenberg Literatur Kalender 2017.
Und ich meine: Heute alles wegzuwerfen, was anderen früher nicht zur Verfügung stand, geht eigentlich nur, wenn man weiß: Irgendwann wird man doch behandelt. Wenn man denkt: Es steht nichts auf dem Spiel.
Geistig umnachtet, hat da jemand drüber nachgedacht? Für sich? Als mögliche Möglichkeit der Krankheit? So weit weg ist das nicht. Auch heute nicht. In Psychosen zu weit schießen. In Depressionen zu tief fallen.
Da kann man viel für tun, das macht nicht nur die Krankheit.
Aber wer denkt denn an sowas, wenn er oder sie nach Heilmethoden fragt?
Jeder, der den Stand des Wissens zur Krankheit unterläuft (wird ja gar nicht erwähnt),
sucht nach der Unmöglichkeit, wieder und wieder. Warum?
Eine chronische, nicht heilbare Krankheit heilen wollen durch Nicht-Anerkanntes und Nicht-Helfendes.
Da muss man auch die Zeit für haben.
Oder der Krankheit ausgeliefert sein, kommt ja auch vor: Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.
Oder genau wissen: Die Psychiatrie hilft mir doch. Ich kann ja machen, was ich will.
Der Buh-Mann bei den eigenen Entscheidungen ist meistens die Psychiatrie.
Die sind schuld, wenn wir Absetzen, Drogen nehmen, Heilmethoden ausprobieren und dort landen.
Die sind schuld, wenn die nicht alles richtig machen.
Aber wo landen wir eigentlich, wenn wir das Falsche weglassen?
Viele Grüße
Cornelia