Lieber Martin,
ich selbst Angehöriger habe mal überlegt an einer Studie für Angehörigen 1. Grades von an einer BS leidender Betroffener, mein Bruder ist Betroffener, teilzunehmen. Bei dieser Studie wäre es auch zu einer genetischen Untersuchung meines Erbgutes gekommen. Nun standen die zwei Aspekte im Raum: Teilnahme an der Studie um u. a. auch um die BS in diesem Bereich weiter zu erforschen und auch meine eigene wissenschaftliche Neugier zu befriedigen oder nicht an diese Studie teilzunehmen, um vielleicht unbequeme Wahrheiten über mich nicht zu erfahren.
Ich habe mich gegen die Teilnahme an dieser Studie letztendlich entschieden. Später erfuhr ich im Rahmen eines Workshops von einer renommierten Psychiaterin, dass solche Studien im Bezug auf die BS belegen, dass bei vielen Angehörigen gleiche Veranlagungen vorliegen. Leider habe ich keine Kenntnis auf welche Publikation sie sich hierbei bezog.
Ich selbst halte solche genetischen Analysen gerade wenn es um psychische Erkrankungen geht als sehr zweifelhaft. Kann es dazu führen, dass man die psychische Erkrankung nur auf die genetische Konstellation reduziert und andere Faktoren ausser acht läßt. Letzend war ja noch Auslöser der BS ein Thema hier im Forum, d.h., sowie eine Psychologin mal in einem Vortrag sagte, bedarf es auch immer eines Auslösers der zur BS führt. Und ich frage mich ob es der Genesung des Erkrankten förderlicher ist, wenn die Umwelt (Angehörige und Behandelne) in irgendeiner Weise auffangen können, statt von irgendwelchen Genen zu sprechen. Letzteres würde in meinen Augen den Betroffenen in seine Krise nur verunsichern.
Wie gesagt, ich finde man sollte gerade wenn es um psychische Erkrankungen geht, solche genetische Analysen nicht überbewerten. Gerade wenn die breite Öffentlichkeit wieder mal in den Medien liest: Man hat bei der Krankheit xy das Gen xy gefunden.
Auch bei der Diskussion von genetisch vererbaren körperlichen Erkrankungen kam ja anfangs auch die Frage auf, wie man mit dem neuen Wissen umgehen soll. Und viele die an den verschiedenen körperlichen Erkrankungen leidenen haben sich vehement dagegen gewährt das Wissen derart zu nutzen, um jede genetische Erkrankung auszumerzen. Damals stand ja plakativ der Spruch im Raum: Krankheiten gehören im Leben dazu.
Auf der anderen Seite zeigt sich natürlich heute auch aufgrund der fortschreitende pränatalen Diagnostik, wie schnell die Eltern geneigt sind einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen.
Auch die Debatte um die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes im Bundestages vor einigen Jahren, zeigt wie sensibel dieses Thema ist.
Martin, zu deinen Fragen möcht ich dir sagen, dass bei mir eine erbliche Erkrankung physischer Art vorliegt, durch die ich vorübergend erkrankte. Diese Erkrankung führte eben zu der genetischen Untersuchung. Ich habe meine direkten Angehörigen in Kenntnis gesetzt, die sich entsprechend auch untersucht haben. Somit können sie sich prophylaktisch schützen.
Ich denke es sollte jeden klar sein, welche Personenkreise man über seine genetische Disposition in Kenntnis setzen sollte und welche Personen- bzw. Interessenskreise er von den Inforamtionen ausschliessen sollte.
Darf man fragen, um welche Tagung/ Veranstaltung es geht?
Dir noch liebe Grüsse
zorro
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.10.16 18:31.