Hallo,
diese Frage habe ich mir oft gestellt und eine mögliche Antwort habe ich bereits tausende Male
von unterschiedlichen Seiten beleuchtet.
Vorweg:
Bei mir hat die BAS sehr früh eingesetzt.
Zwischen meinem 10. und dem 11. Lebensjahr.
Der Auslöser war ein Kindheitstrauma.
Bei mir wurde die BAS im Rahmen der sogenannten 2. Sozialisationsphase
mit sozialisiert.
Danach wurde sie 38 Jahre lang nicht erkannt und deshalb auch nicht behandelt.
Ich wusste zwar immer, dass ich anders bin als andere aber ich wusste nicht,
dass ich eine anstrengende Krankheit habe.
Die meiste Zeit dachte ich, dass ich manchmal ein schlechter Mensch bin und dass ich
aber auch viel lieben kann.
Vor ca. 4 Jahren kam ich dann in´s Rapid Cycling mit gemischten Phasen.
Es kam dann auch noch eine Angsterkrankung dazu und ich fand mich immer öfter in psychotischen Zuständen.
Und meine depressiven Phasen wurden immer schlimmer.
Vor ca. 2 Jahren war ich zum ersten Mal in meinem Leben bei einem Psychiater.
Danach in Therapie und auch mal einen Monat lang in der Psychiatrie.
In diesen ganzen Jahren habe ich viel erlebt.
Viel Freude und viel Leid.
Trotz allen Leidens welches die BAS in einem verursachen kann,
konnte ich auch immer wieder etwas Positives darin finden.
Die Frage ist halt nur, ob durch diese positiven Aspekte ein real verwertbarer Nutzen entsteht.
Damit meine ich die Frage danach, ob man diesen Nutzen auch real ein- und umsetzen kann.
Meiner Meinung nach gibt es einen hochfunktionellen Krankheitsgewinn.
Wir müssen uns wesentlich intensiver mit der menschlichen Psyche auseinandersetzen.
Auf diesem Wege lernen wir an uns selber Zusammenhänge und psychische Grundlagen
die sich vielen anderen Menschen nie erschließen.
Wir lernen an unserem eigenen Modell.
Nichts ist so schlecht, dass es nicht doch noch für irgend etwas gut wäre :-).
Segen oder Fluch?
Meine Erkenntnis:
Es gibt Aspekte und diese Aspekte stehen für jede(n) Bipolare(n) in einem unterschiedlichen Kontext.
Mit Kontext meine ich Rahmenbedingungen wie die allgemeine Lebenssituation, Stellung, Beruf, Sozialer Status, Vermögen,
und eventuelle eine Partnerschaft.
Zu diesem Kontext zähle ich zusätzlich die erlebten Krankheitserfahrungen, die erlernten Kompensationsstrategien,
die Komplexität der Selbstregulation und die schwere des Krankheitsbildes.
Eine einzige und einfach Antwort auf diese Frage gibt es höchst wahrscheinlich nicht.
Wenn aber doch, dann lautet sie so:
Wenn die BAS dich fertig macht, dann ist sie ein Fluch.
Wenn sie dich bereichert, dann ist sie ein Segen.
Punkt.
Und:
Regelmäßige depressive Phasen können auch ein Segen sein.
Warum?
Weil man sich in der Depression hinterfrägt und anzweifelt.
Darin liegen Entwicklungschancen verborgen, die man ohne depressive Phase gar nicht erkennen würde.
Und in der darauf folgenden Hypomanie/Manie kann man sich dann verbessern.
Die Normalos tun genau das viel zu wenig.
Ihr emotionaler Horizont ist kleiner.