Hallo Aradia, ich glaube auch, wir sind uns da ein bisschen ähnlich.
Ich kann schon aggro sein, aber auf Arbeit ist das nicht so clever. Wut zu unterdrücken ist natürlich nicht cool, aber wenn ich am Herd stehe, muss ich am Herd stehen und meine Arbeit machen. Die anderen Kollegen können ja nichts dafür, wo, an wem und wie soll ich meine Wut dann rauslassen?
Ich hab von meinem Küchenchef gelernt, dass einfach weitermachen da schon hilft. Und es stimmt auch. Es hilft mir, wenn ich mich auf die Arbeit konzentriere, weil ich da viel Liebe reinstecken kann.
Niederschreien... hmmmmmmmmmmm, das kann ich sehr gut, aber selten. Aber der Punkt ist noch nicht erreicht. Ich will den auch nicht erreichen, denn auch das Rumschreien tut mir nicht gut. Das letzte Mal als das passiert ist, habe ich hinterher einen Schnaps gebraucht und dann noch einen, weil ich so fahrig und durch den Wind war, dass ich den ersten verschüttet hab!
Im aktuellen Fall wäre es besonders blöd, weil ich dann wieder den Chef im Nacken hätte... wie ich denn könnte, wenn ich schon wüsste, sie ist ja so sensibel... blabla. Ich find das so frech, von anderen zu erwarten, auf die Wehwehchen Rücksicht zu nehmen, aber sich diese nicht behandeln zu lassen.
Auf Durchzug schalten kann ich eine gewisse Zeit, das hab ich mittlerweile gelernt. Und es greift mich auch nicht an, wenn die Kollegin mir ihre Problemchen erzählt. Was mich angreift ist diese Frechheit, sich Raum zu schaffen, um die eigenen Defizite unbehelligt auf Kosten anderer ausleben zu können. Das ewige Opfer.
Eine andere Kollegin von mir hat ebenfalls einen afrikanischen Mann wie ich, er ist neu in Deutschland und es ist eine sehr schwierige Situation, weil sein Asylantrag nicht angenommen werden wird. Dem hat sie (meine Küchenkollegin) ein Gespräch aufgedrückt, sie wisse genau, wie es ihm gehe, denn als Lesbe werde sie genau so diskriminiert wie er als Schwarzer. Ich hab geglaubt, ich hör nicht recht! Und bin natürlich eingeschritten. Kapiert hat sie es nicht, was ich vorher auch schon wusste, denn sie glaubt das ja wirklich. Ich könnte mich darüber maßlos aufregen.
Ich stehe kurz vor dem Platzen... das weiss ich. Ich frage meinen Küchenchef, vielleicht kann ich ihn dann anrufen, damit er mich runterholt, wenn es soweit ist. Will ich eigentlich nicht, denn wenn er frei hat, soll er frei haben. Aber wirklich zu platzen... wahrscheinlich käme dann noch jemand und würde mir sagen, ich solle mich beruhigen und ich würde dann mein Messer holen. Und die emotional instabile Kollegin würde sagen: Seht ihr, ihr habt mir alle nicht geglaubt. Aaarrrgh!
Vielleicht kann ich auch verabreden, dass ich sie nach Hause schicken darf, wenn ich es nicht mehr ertrage. Bleibt halt die Arbeit an mir hängen, aber das tut es so auch oft genug und dann hab ich es aber selber entschieden.
Ich will das für die Zukunft dringend vermeiden, dass mir sowas wieder passiert.
Grade hab ich mit meinem Mann (er ist auch noch im Krankenhaus, mein Regulator!) darüber gesprochen, ihn nervt das auch, dass ich immer Probleme mit irgendjemandem hab. Er hat mir das bestätigt, dass ich zu spät eine Grenze setze und dann nicht besonders treffsicher.
Wenn ich dazu im Netz was lese, dann komme ich immer auf Seiten über Hochsensibilität. Hmnja, ich weiss auch nicht.
Danke für deine Antwort!
Sumosimi
Taat du nee borom djogol, so djoge mu topola.