Mein Bruder macht mir Angst

13. 10. 2012 20:40
Hallo Ihr,
mein Bruder ist manisch-depressiv und hat zudem eine soziale Phobie. Wegen der manischen Depression ist er seit Jahren mehr oder weniger in Behandlung. Er hat eine Runde Psycho-Edukation hinter sich und geht oft zur Selbsthilfegruppe, manchmal “schwänzt” er sie, aber die Phasen haben alle mal, denke ich. Außerdem ist er arbeitslos.

Früher war er ein “normaler” junger Mann, lebte sein Leben, hatte wilde Phasen mit Leben in Hausbesetzer-WGs und viel politischem Engagement. Seit einigen Jahren hat ihn die manische Depression in ihren Fängen - und seither ist die ganze Familie gefordert. Unsere Eltern, ich.

Die Tage verbringt er größtenteils bei unseren Eltern, die in seiner Nähe wohnen. Und aus meiner Sicht verbringt er viel zu viel Zeit mit dem Grübeln, welche psychischen Probleme er noch so haben könnte. Ich kann mit ihm kein normales Telefonat führen - immer erzählt er mir ausführlich, wie es um seine Psyche bestellt ist. Feste Verabredungen zu Aktionen (z.B., wenn er mir mal was im Garten helfen soll) sind inzwischen fast unmöglich - immer muss er erst nachfühlen, wie es ihm dann geht.

Aus meiner Sicht beschäftigt er sich viel zu viel mit seiner Psyche.

Mich nervt sehr, dass alle, aber auch alle, ständig auf ihn Rücksicht nehmen müssen - bei allem. Und: Alle müssen sich mit seiner Krankheit beschäftigen. Neulich war ich dabei, als er ungeschickt etwas umstieß - eine Lappalie aus meiner Sicht. Aber er brauste auf. Er “blubberte” unsere Mutter an, und als ich sagte, er solle das lassen, brüllte er mich an, ich solle mich doch mal mit der manischen Depression befassen. Das habe ich natürlich schon vor längerer Zeit getan, aber ich bin auch nicht bereit, mich damit in dem Maße zu befassen, wie er sich damit befassen muss. Die Krankheit entschuldigt aus meiner Sicht nicht ein solch aufbrausendes Wesen z.B. ohne Rücksicht auf Gefühle unserer Mutter.

Überhaupt ist er sehr viel bei unseren Eltern, sie müssen sich jeden Tag viel mehr über seine psychischen Befindlichkeiten anhören.

Heute war es wieder soweit - er fragte mich bei einem harmlosen Telefonat nach einer Einschätzung unserer Kindheit. Das ist nichts, was man mal eben so am Telefonat in 3 Sekunden machen kann. Als ich sagte, dass nicht alles rein genetisch zu erklären sein muss und dass er doch auch ein eigenes Leben gehabt hat und das auch da Dinge geschehen sein können... - da sagte er wieder, dass ich ihn mit seiner Krankheit allein lassen würde.

Und nun kommt der Teil mit meiner Angst :)

Ich habe Angst, dass er mich später, wenn unsere Eltern mal nicht mehr da sind, moralisch dazu verpflichtet, mir seine ewigen Gespräche über (seine) psychologische Theorien anzuhören, dass er mich mit solchen Sprüchen a la “Du willst mir ja nicht helfen”, “Beschäftige Dich mal mit meiner Krankheit”, “Das ist eine Krankheit, ich kann doch nichts dafür” oder “Du willst ja nicht, dass ich gesund werde” erpresst. Natürlich will ich ihm helfen, natürlich will ich, dass er gesund wird - aber ich habe auch ein eigenes Leben.
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Mein Bruder macht mir Angst

Tanjuschka 2921 13. 10. 2012 20:40

Re: Mein Bruder macht mir Angst

Tanjuschka 618 13. 10. 2012 20:59

Re: Mein Bruder macht mir Angst

annjule65 587 13. 10. 2012 21:21

Re: Mein Bruder macht mir Angst

Tanjuschka 501 13. 10. 2012 21:36

Re: Mein Bruder macht mir Angst

annjule65 520 13. 10. 2012 21:55

Re: Mein Bruder macht mir Angst

Tanjuschka 501 13. 10. 2012 22:01

Re: Mein Bruder macht mir Angst

annjule65 499 13. 10. 2012 22:09

Re: Mein Bruder macht mir Angst

Pepper 538 13. 10. 2012 21:49

Re: Mein Bruder macht mir Angst

Tanjuschka 445 13. 10. 2012 21:55

Re: Mein Bruder macht mir Angst

Bibob 582 13. 10. 2012 23:18

Re: Mein Bruder macht mir Angst

Tanjuschka 440 13. 10. 2012 23:32

Re: Mein Bruder macht mir Angst

Sumosimi 536 14. 10. 2012 03:09

Re: Mein Bruder macht mir Angst

Tanjuschka 477 19. 12. 2022 21:56



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