Gestörte Aufmerksamkeit, Verzweiflungsspirale und Müdigkeit

22. 04. 2004 10:41
Im Moment quäle ich mich durch eine halb depressive, halb antriebslose Phase. Beruflich bekomme ich kaum etwas auf die Reihe: Ich kann gerade einmal die eine oder andere Ausschussvorlage oder ein Journal lesen - aber immer mit Ermüdungserscheinungen und demgemäß längeren Pausen. Mit meiner Aufmerksamkeit steht es nicht zum besten. Den ganzen Tag sehne ich mich nach Hause.

Nun hatte ich an den Tagen nach Ostern allerdings Urlaub genommen und somit die Chance gehabt, etwas mehr als eine Woche tatsächlich zu Hause zu verbringen: Und prompt ist eine Depressionen eingerissen, so dass es, abgesehen vom Abspülen, nicht einmal mit der Hausarbeit reibungslos
geklappt hat.

Das alles ist sehr unbefriedigend und zermürbend. Morgens komme ich nicht aus dem Bett, obwohl mein Wecker um 5:40 Uhr klingelt und ich eigentlich wach bin. Mir fehlt die Motivation zum Aufstehen, und ich lasse in Gedanken einen Zug nach dem anderen ohne mich abfahren, bis ich nur noch zu spät zur Arbeit kommen kann, natürlich ohne Kaffee und Frühstück, weil dafür keine Zeit mehr war. Immerhin hat sich hier insofern etwas gebessert, als ich nur noch ca. 20 Minuten zu spät komme, während ich vor einigen Wochen noch teilweise mehrstündige Verspätungen hatte. Aber ich bin wegen der Verspätungen bereits vom Arbeitgeber zurechtgewiesen worden und möchte es nicht auf eine Abmahnung ankommen lassen

In der Eisenbahn lese ich an "guten" Tagen ein Buch, an schlechten Tagen wie heute kann ich kaum die Augen offen halten. Wenn ich im Büro bin, nimmt das Elend seinen Lauf: Ich habe Antriebsprobleme, teilweise in Form von "Zersteutheit", jedoch auch in einem nach meiner Einschätzung reduzierten Auffassungs- und Leistungsvermögen. Ich soll (und möchte) jetzt wieder eine größere Aufgabe in Angriff nehmen, aber mir fehlt jeglicher Ansatzpunkt; ich bin wenig interessiert und fühle mich überfordert. Zeitkritische Aktivitäten schiebe ich auf; und andererseits weiß ich nicht, wie ich die Zeit im Büro herumkriegen soll. Meine relativ selbständige und eigenverantwortliche Tätigkeit kann ich auf diese Weise - lustlos, ausgebrannt und unzuverlässig - nicht adäquat ausfüllen.

Auch meine allgemeine "Genussfähigkeit" hat gelitten ? Lektüre und Musikhören bereiten (als Folge der Medikation?) weniger Freude als früher, so dass ich mich auch zu Hause nutzlos fühle. Ich habe große Mühe, die Situation nicht in eine Verzweiflungsspirale münden zu lassen, in der ich mich durch meine Unzufriedenheit bedrängt fühle und infolge dieser Bedrängung an Leistungsfähigkeit und Lebenszufriedenheit weiter einbüße. Am liebsten würde ich bis zum Abend liegen bleiben und in der Nacht arbeiten ? abends geht es mir immer bedeutend besser.

Ich habe das Gefühl, dass ich mir momentan alles, was ich tue, in einem Verhaltensprogramm vorformulieren müsste, um eine Chance auf Verwirklichung zu erzielen, dass mich aber schon der Akt, Vorsätze zu fassen, überfordert. Aber ohne Programm ist das Leben eben auch unbefriedigend, wie mir die Tage nach Ostern zu Hause gezeigt haben. Wenn ich mich frage, wie weit ich mich seit meinem letzten Klinikaufenthalt (im November) entwickelt habe, dann ist das Fazit insgesamt wenig schmeichelhaft. Es gibt auch Fortschritte, ganz ohne Zweifel - aber sie scheinen mir zu geringfügig und kaum tragfähig.

Übrigens bin ich unipolar depressiv. Vielleicht hat trotzdem jemand für mich hilfreiche Verhaltenstipps.

Liebe Grüße
ursus

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Gestörte Aufmerksamkeit, Verzweiflungsspirale und Müdigkeit

ursus 615 22. 04. 2004 10:41

Re: Gestörte Aufmerksamkeit, Verzweiflungsspirale und Müdigkeit

Marit 196 22. 04. 2004 11:05

Positiver denken

Sisyphus 113 22. 04. 2004 12:37

Re: Positiver denken

CreativeChaos 105 22. 04. 2004 17:18

Re: Gestörte Aufmerksamkeit, Verzweiflungsspirale und Müdigkeit

iterumque 142 22. 04. 2004 19:10



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