Re: SEHE KEINEN AUSWEG MEHR

mady
03. 10. 2001 17:51
Lieber Sand,

Ich habe auch teilweise gelesen was Herr Baitz geschrieben hat und finde es positiv, dass er aus dieser krankheit sich "herausschleichen" konnte.
Trotzdem ist es gefährlich: ein manischer Mensch kann annehmen, dass er seine Medikamente nicht brauch - er will nicht die Warnungen hoeren, lesen und nimmt sich nur seinen, ihm angenehmen Teil heraus. Manische Menschen fuehlen sich wie Goetter, ueber alles erhaben.
Ich kann ihre Sorge verstehen, wir haben mit meiner manisch-depressiven Mutter gelebt : da geht man kaputt daran - und wenn dann kein Arzt (wie in unserem Fall) der Familie die noetige Aufklaerung gibt, was es ueberhaupt mit der Krankheit auf sich hat, macht man alles falsch was nur moeglich ist. Ich habe 99 den Namen dieser Krankheit durch Zufall von meiner Hausaerztin - sie war am Krankenbett meines Vaters - erfahren. Dann habe ich mir sehr schnell im Internet ( es ist traurig, dass man diesen Weg beschreiten muss, da die Aerzte einen vollkommen im Stich lassen (ich weiss es gibt Ausnahmen)) das Wissen ueber die Krankheit eingeholt. Was das bedeutet brauche ich ihnen nicht zu sagen: Selbstvorwuerfe, was wir alles falsch gemacht haben. Dass war fuer mich extrem schwierig, dieses zu verarbeiten. Ich fuehlte mich schuldig meiner Ungeduld, meiner Worte, meiner Wut. Dieses "boese", gefolgt von tiefen Depressionen wo Xmal Selbstmordversuche unternommen worden von meiner Mutter. Als ich 25 war, trank sie unverduennte Essigessenz, es bestand akute Lebensgefahr. Ich besuchte sie jeden Tag, hielt Nachtwache, versorgte meine _Tochter und Mann und kehrte abends wieder zur Klinik - das 2 Wochen lang. Ich war kaputt.
Als es meiner Mutter besser ging, bekam ich Vorwuerfe, ich habe ja "sonst nichts zu tun" als zu ihr zu kommen. Sie konnte sich nicht erinnern an die Naechte, wo ich sie vor dem Ersticken bewahrte.
Dann war es eine Weile ruhig und dann gings von vorne los - das Lithium wurde nicht mehr genommen da sie es so entschieden hatte. Oft hab ich unter Traenen meine Mutter angebettelt, sie solle die Medikamente nehmen, was haben wir nicht allerhand "Tricks" angewandt: Doeschen aufgestellt, telefoniert, an ihr Gebrauchtsein appelliert: umsonst - hatte sie etwas entschieden, zog sie es durch.
Bei einem der letzten Selbstmordversuche fand ich sie im Bett. den Kopf blutig - das Badezimmer mit Blutspuren uebersaeht. Sie hatte Pillen genommen, und gefallen. Meinem Vater war das schon lange zuviel - meine Schwester wohnte weiter weg - sie hat von dem ganzen nichts mitbekommen. Die ganze Last und Verantwortung lagen auf mir.
In der manischen Phase hatten wir Angst - panische Angst - was sie wieder anstellen sollte.
Vor 5 Jahren hatte ich Krebs: meine Mutter hat mich nicht einmal angerufen als ich in Essen war, obwohl mein Vater mich anrief. Sie wusste von meiner Krankheit - es interessierte sie nicht. Sie hatte wieder die Phase:"arme Leute helfen". Sie sagte meiner Tochter, wir haben es nicht noetig geholfen zu kriegen, sie kuemmere sich um arme Leute. Sie schleppte fast das gesamte Geschirr weg. Ihr Kleider verschwanden. Sie rannte durch den Regen im Schlafrock zur Nachbarin - sie habe keine Kleider. Sie stahl Geld, sie wurde in einem Laden beim Stehlen erwischt. Ich rief den Psy an. Er sagte mir, sie sei "verantwortlich" fuer ihr Tun. Ich bekam keine Hilfe, von niemandem. Mein Vater beklagte sich von morgens bis abends, ich konnte es nicht mehr hoieren. Die Athmosphaere im Elternhaus war vergiftet. ich brauchte nach jedem Besuch eine volle Stunde um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Die Geschichte ist unendlich.
Dann versuchte sie, sich verhungern zu lassen - schmiss das Essen was man ihr brachte, zum Abfall bis mein Vater es merkte. Da war sie schon sehr abgemagert.
Jetzt bin ich 53 - letztes Jahr im Oktober wieder Klinikaufenthalt. Der Psy sagte mir, er koenne fuer "die Frau" nichts tun. Sie kam wieder nach Hause. Ich hatte schon laengere Zeit eine Pflegerin, die morgens zum waschen zu ihr kam. Sie war +- 2 Jahre in einer schweren Depression, lag nur im Bett, trug Pampers - es war eine Pein, sie anzusehen.
Dann. im Dezember, klappte ich - zur Abwechslung - :-) mal zusammen.
Meine Kinder redeten mir zu, ich koenne das nicht mehr so durchziehen, es muesse eine Entscheidung getroffen werden. Entweder war sie in der Klinik oder mein Vater welcher schweres Asthma und chronische Bronchitis - mit nachfolgender Lungenenzuendung hatte.
Ich traf, als meine Mutter Mitte Januar dieses Jahres, abgemagert auf 38 kg, wieder von mir - mit Hilfe der Pflegerin - zur Klinik kam, dass sie in ein Pflegeheim solle um meine Eltern beide zu schuetzen.
Das ging sehr schnell (etwas positives) sie ist jetzt dort aufgehoben seit Mitte Februar.
Natuerlich kamen dann die Anschuldigungen, die Telefonanrufe, aggressiv beschuldigte sie mich "sie eingesperrt zu haben".
Sie koennen sich sicher vorstellen, wie mir zu Mute war. Die Familie hatte entschieden, dass sie wegmusste - sie jedoch klagte mich an.

Jetzt geht es ihr anscheinend gut, sie nimmt ihr Lithium - sie hilft in der Kueche, was sie seit Jahren nicht mehr getan hatte. Sie hat zugenommen.
Ich habe den Kontakt abgebrochen. Ich konnte nicht mehr in die hasserfuellten Augen meiner Mutter blicken, ihren Gesichtsausdruck habe ich vor Augen, denke ich an sie. Ihre Hasstiraden, die sie mir entgegenschleuderte, ihre Versuche, meine Kinder gegen mich zu stellen. Ich habe nie erfahren warum sie mich so hasst. Kann man seine Tochter so hassen, ist das moeglich? Es schmerzt noch immer.
Ich musste mich vor ihr schuetzen, ich durfte sie nicht mehr sehen, wollte ich Ruhe haben.!

Ich schreibe ihnen das, damit sie merken, dass sie nichts tun koennen. Ihr Vater hoert nicht auf sie. Er ist in einer anderen Welt. Er fuehlt sich wohl, dieses Glueckshormon, das ihn im Griff hat, will er behalten - er ist der Held, der Gott, er kennt keine Konventionen, keine Ruecksicht, er tut was er will.
Sie muessen mit dem Arzt sprechen, um Hilfe bitten, schreien, bruellen falls noetig. Sie koennen das nicht ertragen, sie brauchen professionnelle Hilfe. Sie muessen versuchen eine Selbsthilfegruppe zu finden.
Tun sie und ihre Familie etwas fuer sich bevor sie daran kaputtgehen!!!! Hoeren sie mir zu. Retten sie sich. Lassen sie nicht zu, dass sie ihren Vater verlieren, wie ich meine Mutter verloren habe. Sie und ihre Familie sind in Gefahr.
Sie brauchen noch sehr viel Kraft, kommt ihr Vater von seinem Hoehenflug herunter, glauben sie mir. Nehmen sie meine Worte ernst: bitte!!!!!!

Passen sie auf sich auf!!!!!!!

mady
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

SEHE KEINEN AUSWEG MEHR

sand 4042 30. 09. 2001 12:49

MEDIKAMENTE

Nathalie 880 02. 10. 2001 11:14

Re: SEHE KEINEN AUSWEG MEHR

mady 1119 03. 10. 2001 17:51

Re: SEHE KEINEN AUSWEG MEHR

Chrissy 2785 06. 10. 2001 02:17



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