Akutes Stimmungstief, Koma

07. 04. 2004 12:30
Hasstiraden vom Exfreund, Borderliner, enttäuschte Erwartungen, Helenas Amoklauf - wirklich viel ist ja heute morgen hier nicht passiert, oder? Ich versuche momentan meine Sinne halbwegs wach und beisammen zu halten; ich sitze am Schreibtisch und mir fehlt es gleichermaßen an Arbeit und an Konzentration, ich habe neben Remergil drei Tavor expidet und ein paar Coffeintabletten genommen, bin aber davon weder wacher noch glücklicher geworden.

Gestern hat mein Therapeut mich aufgefordert, aus kleinen Vorwärtsschritten innere Belohnungen zu generieren, aber ich mache momentan keine Vorwärtsschritte. Nicht einmal Zeitunglesen in der Eisenbahn ist möglich. Am liebsten wäre ich heute zu Hause geblieben (kann ich aber nicht, weil ich schon in der letzten Woche zwei Tage krankheitsbedingten Ausfall hatte und sich außerdem ein Kollege mit schwerer Bronchitis dennoch hierherquält). Die Tatenlosigkeit versetzt mich in einen Zustand, der ungefähr das Gegenteil von Amok ist (also: Koma).

Ab und zu schau ich nach den Aktienkursen (kaum ermunternd heute) oder rufe meine Privat-E-Mail ab (keine neuen Nachrichten, obwohl ich mich bei der Partnersuche der ZEIT angemeldet habe). Gibt es bei euch kein spannendes Thema, mit dem man sich auseinandersetzen könnte? Morgen ist der Arbeitstag durch einen Kliniktermin glücklicherweise etwas kürzer, aber wenn ich in dieser Verfassung Ostern verbringen muss, ist es irgendwann genug. Langsam schwindet bei mir die Hoffnung, dass es mal besser wird. Dass es schon schlimmer war, ist ein schwacher Trost. Ich will z.B. etwas vom Frühling mitbekommen. Sonntag bin ich sogar zwanzig Minuten gelaufen, und seit letzter Woche viermal beim Krafttraining gewesen, aber der Kick hält immer nur für kurze Zeit an. Heute Nacht hatte ich Alpträume von Personen, die mich in einer nächtlich geschlossenen Bibliothek verfolgt haben. Außerdem war eine Professorin gestorben, und auf der Trauerfeier spielte ein phantastischer Pianist vor dem Berliner Ensemble "Allemand-französische Suiten" von Bach. Am Bahnhof habe ich meinen ehemaligen Kompositionsprofessor getroffen (zehn Jahre ist das jetzt her), und wegen des enormen Gepäcks meiner Freundin haben wir nur knapp denselben Zug wie er bekommen.

Ich schleppe seit Tagen eine große Tasche mit Büchern und Zeitungen mit mir herum und rühre nichts davon an. Koma. Alle Lebensvollzüge laufen wie in Zeitlupe ab. Jetzt gehe ich erst einmal mittagessen. Hoffentlich gibt es eine große Portion. Übermorgen ist Karfreitag, und ich habe weder Lust, die Ostertage bei meinen Eltern (wo ich sicherheitshalber seit einiger Zeit während der Woche wieder wohne), noch allein zu Hause zu verbringen. Schwache Hoffnung, dass mich der anstehende Frühjahresputz motivieren könnte.

Grüße an alle Aufrechten
Dominik
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Akutes Stimmungstief, Koma

dominik 366 07. 04. 2004 12:30

Re: Akutes Stimmungstief, Koma

Eichhörnchen 139 07. 04. 2004 19:49

Re: Akutes Stimmungstief, Koma

dominik 158 07. 04. 2004 20:48

Re: Akutes Stimmungstief, Koma

sun 179 07. 04. 2004 21:51

Re: Akutes Stimmungstief, Koma

dominik 239 08. 04. 2004 17:27



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen