Outing als Selbstoffenbarung

Albert Keim
29. 08. 2001 00:41
Hallo an alle,

Outing ist so eine neumodische Sprachübernahme. Warum sagen wir nicht einfach auf gut Deutsch Offenbarung oder Öffnung zu anderen Menschen?
Die erste Öffnung erlebte ich als vorher schüchterner junger Mensch während der ersten manischen Fase.
Dann kamen Verlusterlebnisse und als Folge davon drei Depressionsschübe. Als ich das erste Mal aus der Depression heraustrat, waren innere Widerstände zu überwinden. Über Jahre hinweg hatte ich einen Panzer gegen die seelischen Verletzungen aufgebaut. Diese Verhärtungen mussten aufgebrochen werden.
Ich habe monatelang mit mir gerungen, mich in dieser Zeit von vielen Menschen zurückgezogen. Da kam eines Tages mein Bruder bei mir vorbei und sagte nebenbei über eine dritte Person:
"Der heult auch nur und läuft davon."
Das war ein Stachel, bewusst gesetzt, aber er hat gewirkt. Ich habe mich danach entschlossen, mich zu stellen, egal wie schlimm es aussah, bin zu den Menschen gegangen - trotz der vorangegangenen Enttäuschungen.
Ich hatte das Gefühl, dass eine ganze Reihe von Leuten über mich Bescheid wussten - über meine Lähmungen in der Depression und über meine Ausfallserscheinungen in der Psychose. Aber ich bin trotzdem zu denen gegangen. Der persönliche Kontakt war wichtig; ich musste den Menschen in die Augen sehen, trotz dem Mist, den ich vorher gebaut hatte. Das war eine Art von Outing, eine Offenbarung:
"was wollt ihr? Ich bin da, ich will arbeiten, ich kann arbeiten und ich arbeite."
Der Neuanfang war mühsam, aber ohne diese Haltung des trotzdem und in die Augen sehen, wäre der Neuanfang nicht möglich gewesen. Das habe ich beibehalten und bin damit gut gefahren. Es ist die Haltung: "Tue recht und scheue niemanden."
Als meine Tochter aus der Schule kam, habe ich ihr das als Leitwort mit auf den Lebensweg gegeben.
Natürlich habe ich mir mit dieser Haltung auch einige Schwierigkeiten eingehandelt. Aber wenn ich allen Verbiegungen in der Welt folgen würde, wäre ich total unglücklich. So war die Öffnung ein erster Schritt hin zum inneren Frieden. Ich betone: ein erster Schritt. Denn das Wegräumen der inneren Widerstände hat noch viel Arbeit erfordert. Das dauert bis heute und immerhin sind seit jenem ersten Schritt zwölf Jahre vergangen.
Diese Haltung gab mir auch eine gewisse Unbekümmertheit und ich trat in eine neue Fase ein.
Das Outing im Forum ist mir deshalb nicht schwergefallen; es war eher fällig.
Mir ist heute klar, dass ich in dieser Frage mehr als bisher aufpassen muss, nicht wegen mir, sondern aus Rücksicht auf andere. Es hat nicht jeder solche Erfahrungen.

Meine Fragen an andere Teilnehmer sind:
Wieweit gibt es Outing als Merkmal der Manie?
Habt Ihr Erlebnisse dazu?

Viele Grüße

Albert
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Outing als Selbstoffenbarung

Albert Keim 1562 29. 08. 2001 00:41

Re: Outing als Selbstoffenbarung

Nathalie 520 29. 08. 2001 18:22

Re: Outing als Selbstoffenbarung

Birigit 513 03. 09. 2001 10:09

Re: Outing als Selbstoffenbarung

Rafaela 590 01. 09. 2001 09:02

Re: Outing als Selbstoffenbarung

Albert Keim 560 02. 09. 2001 19:48

Re: Outing als Selbstoffenbarung

C-3PO 881 16. 12. 2001 15:44



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