es ist ein Unterschied, ob ich selbst Figuren zeichne in einem Buch, oder ob ich von einem Schriftsteller in einem Buch als Figur gezeichnet werde.
Im ersten Fall habe ich es in der Hand, mich selbst darzustellen: meine Schmerzen, mein Leiden und die Überwindung der Schwierigkeiten, der Krankheit. Für letzteres kann ich in der Gesellschaft Anerkennung erringen als Mensch, der sich aus seinen Schwierigkeiten herausgearbeitet hat.
Als Beispiele dazu nenne ich Goethe in "Torquato Tasso" und Wolfgang in "Verloren im Labyrinth".
Im zweiten Fall, wenn ich als Figur gezeichnet würde, wäre ich ein Objekt und einigen Risiken ausgesetzt. Es liegt ja im Ermessen des Schriftstellers, wie er seine Figuren zeichnet, ob er ihr Scheitern oder den Erfolg als Ringen und die Überwindung der Härten darstellt oder einfach die Verklemmung von Zwangsgestörten.
Ein Beispiel für letzteres ist Friedrich Naumanns "Pestalozzis Erben". Einige Personen aus der Schulverwaltung eines gewissen Bundeslandes wurden plötzlich mit einem Namen aus jenem Buch angeredet, weil sie identifiziert worden waren. Die Reaktionen der Betroffenen sollen sehr unterschiedlich gewesen sein.....

Ich finde, ein guter Schriftsteller schaut sich im Leben um und nimmt daraus seinen Stoff und er muss sich nicht verbergen unter einer e-Mail-Adresse.
Ich kann mich outen, wenn ich das Leiden mit allen seinen Härten überwunden habe; aber das werde ich selbst tun. Dafür brauche ich keinen Fremden.

Dies schrieb:
Dr. Albert Keim
wohnhaft in
Schlittengasse 14, 76646 Bruchsal-Heidelsheim