An die Angehörigen und Neuen

03. 10. 2003 10:03
Hi, Ihr lieben Angehörigen und Neuen!
Ich habe mich heute morgen dazu entschlossen, ein wenig mit dem Monster-Mythos aufzuräumen - und zwar auf durchaus einfühlsame Weise. Da hier im Forum von vielen nicht krankheitseinsichtigen Manikern berichtet wird, die. So wie ich es ja auch selber mit meinem Freund erlebt haben, den Angehörigen die ganze Dante?sche Jenseitsreise nachvollziehen lassen (Himmel, Hölle, Fegefeuer), nur leider diese meist zum Paradiese führen, wie es bei Dante geschieht, sondern sie mitten im Fegefeuer steckenlassen, entsteht leicht der Eindruck, es bei der Spezies homo manicus mit einem Monstertypus zu tun zu haben.
In mir selbst löst das eindeutig zweideutige Gefühle aus: Ja, ich habe es erlebt, wie sich ein geliebter Mensch zeitweilig in ein Monster verwandelt hat, aber dankommt auch so ein kleiner Aufschrei bei mir: ?Hey, Leute, ich bin aber kein Monster! Ich bin eine gebildete und kreative Frau, die vor Ideen sprüht und mit der man reden kann, aber die halt manchmal zusammenkracht". Ist das die Typische Splitter-Balken-Problematik? Ich sehe den Splitter im Auge des anderen, nicht aber den Balken in meinem? Will ich mich als supertolles Muster darstellen, als Super-Janis? Nein, das nicht! Ich möchte damit nur sagen, dass das Gesamtbild der bipolaren Problematik eine Vielzahl von Varianten umfasst. Als bipolar gilt schon ein Mensch, der neben ein oder zwei Depressiven Episoden auch schon eine Leichte Manie, eine Hypomanie erlebt hat. Das können ganz harmlose Dinge sein, etwa ein unrealistische Projekt, eine Sperrmüllsammlung über eine halbe Woche, die zur Wohnungsüberfüllung führt, ein Klamotteneinkauf für 1000 Euro und und und. Betroffen sind auch Leute, die vielleicht stets lebendig, kreativ und spontan wirken, aber sich dann einfach mal für ein paar Wochen zurückziehen, genauso wie welche, denen es wirklich so schlecht mit ihren Höhen und Tiefen geht, dass sie kaum arbeitsfähig sind, aber auch Menschen, die vielleicht nach außen hin total erfolgreich sind und abgedrehte Aktionen starten, die jedoch viel Bewunderung erregen.
Ich würde aber nicht sagen, dass der unterschiedliche Schweregrad des Betroffenseins so große Unterschiede ausmacht, sondern, dass es vor allem auf den Grad der eigenen Einsicht ankommt! Selbst ein schwer Betroffener kann dann, denke ich, ein völlig angenehmer Mitmensch sein, wenn er sich eben in Behandlung begibt.
Ws vermutlich bleibt, ist eine große Gefühlsempfindlichkeit und seelische Verletzbarkeit und die Tatsache, dass ein Mensch, der mit einem instabilen Gefühlssystem leben muss, viel Zeit zur Eigenstabilisierung braucht, aber wenn die Angehörigen das wissen, nehmen sie es ihm nicht übel, wenn er mehr Zeit für sich benötigt. Das hat nichts mit Egoismus zu tun.
Ein besonders schlimmer Eindruck entsteht für Betroffene und Angehörige wohl vornehmlich dadurch, dass viele Angehörige hier die Möglichkeit haben, sich Luft zu machen, wenn der Partner ihnen zur Last wird. Dieser will es entweder nicht wahrhaben, dass mit ihm etwas nicht stimmt, kann die Einsicht gar nicht entwickeln, bzw. kennt sich selber nicht und ist selber hilflos. Jedenfalls schreiben mehr Leute von solchen Fällen als von anderen, wo jemand ein normales oder fast normales Leben führen kann. Man vergleiche das mit einem Zuckerkranken: Diejenigen, die brav ihr Insulin nehmen, werden nicht auffällig, während diejenigen, die es entweder nicht nehmen oder trotz der Krankheit Berge von Süßwaren in sich hineinschlingen, den Angehörigen immer wieder Soergen bereiten. Damit will ich das Thema aber nicht auf Medikamenteneinnahme reduzieren, denn jeder hat auch seinen anderen, individuellen weg. Es dient nur als Beispiel.
Ich möchte damit den Angehörigen sagen: Trennt Euch, wenn Ihr mit einem krankheitsunseinsichtigen Menschen zusammenseid, wo es keine Aussicht auf Besserung gibt, der Euch nur mit runterzieht. Bleibt aber bei ihm, wenn er einsichtig ist, Hilfe in Anspruch nimmt und ihr dann damit auch klarkommt.
#Den neuen Betroffenen möchte ich sagen: Haltet Euch selbst nicht für Monster! Ihr seid nicht zu Oskar geworden und müsst Euch nicht in die Mülltonne zurückziehen! Lernt Eure Seelenungeheuer kennen, nehmt es an die Leine und lernt mit ihm Leben! Ihr habt dann zwar einen besonderen Seelenführer und ein außergewöhnliches Haustür, dass Euch auf ungeahnte Wege führt, aber sie sind es wert zu gehen! Das Leben hat noch den gleichen Wert, so wie Ihr auch!

Liebe Grüße, janis



Menschen mit PHantasie langweilen sich nie.
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An die Angehörigen und Neuen

CreativeChaos 352 03. 10. 2003 10:03

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ulli 114 03. 10. 2003 10:19

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CreativeChaos 114 03. 10. 2003 10:27

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NeverGiveUp 176 03. 10. 2003 18:37

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Charia 134 07. 10. 2003 00:08

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Steffen26 112 06. 10. 2003 18:30

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eva 107 03. 10. 2003 10:58

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CreativeChaos 151 04. 10. 2003 09:58

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ulli 129 04. 10. 2003 10:17

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CreativeChaos 194 04. 10. 2003 10:33

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ulli 146 04. 10. 2003 11:21

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CreativeChaos 111 04. 10. 2003 21:15

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Ringelmiez 231 06. 10. 2003 08:29

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backmeister 107 06. 10. 2003 19:24

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Michael 118 06. 10. 2003 19:23

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CreativeChaos 107 07. 10. 2003 21:48

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ulli 129 07. 10. 2003 22:00

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Ringelmiez 185 08. 10. 2003 10:18

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CreativeChaos 131 09. 10. 2003 23:38

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Ringelmiez 108 10. 10. 2003 01:06

Re: An die Angehörigen und Neuen

CreativeChaos 169 10. 10. 2003 17:27



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