Re: Lithium und Schwangerschaft

Birigit
07. 08. 2001 21:08
Lieber Wolfgang!
Das Thema Lithium und Schwangerschaft ist sicher nicht einganz einfaches. Nach all dem was ich weiß, ist eine Schwangerschaft unter Lithium jedoch nicht grundsätzlich abzulehnen.man sollte nur versuchen, die Lithiumdosis in dieser Zeit und da i´nsbesondere in den ersten 3Monaten möglichst niedrig zu halten, wie man es bei allen Medikamenten empfielt, da während der ersten drei Monate das Risiko für jegliche Schäden des Embryos/ Fetus am höchsten ist. Dazu verweise ich auf das Buch "Bipolare affektive Störungen, Ursachen und Behandlung" von Prof. Jörg Walden und Heinz Grunze (Thieme Verlag),S.72 ff.. Er empfielt in seinem Buch, das Lithium, falls von seiten des Risikos für die Mutter vertretbar, während der ersten 3 Monate zu unterbrechen, und a´b dem 2. Schwangerschaftsdrittel bzw. spätestens nach der Geburt wieder fortzusetzen, da das Risiko einer depressiven Phase nach der Geburt deutlich erhöht sei. Stillen sei grundsätzlich auch unter Lithium möglich, man solle dann auch möglichst niedrige li-Dosen geben und häufig den Spiegel bestimmen. Im Vergleich zu Carbamazepin oder Valproinsäure soll jedoch das Risiko von Mißbildungen während der Schwangerschaft leicht erhöht sein (3% zu 1-2%), außerdem könne man bei Valpro und Carba das Risiko durch vorsorgliche Gabe von Folsäure vor der geplanten Empfängnis das Risiko evtl noch weiter senken.
Ich nehme selbst Carba als Phasenprophylaxe ein und würde dies gerade auch Leuten mit atypischen Verläufen, Mischzuständen bzw. rapid-cycling eher empfehlen als Li, insbesondere da die die Tücke des Li darin liegt, daß es Rapid cycling nach dem Absetzen verursachen kann.
Ich selbst war noch nicht schwanger, aber ich würde mir die Entscheidung für oder gegen ein Kind niemals von einem autoritären männlichen Psychiater aus der Hand nehmen lassen. Ich denke man sollte sich dies wie alle anderen mehr oder weniger gesunden Leute gut überlegen, und sicherlich ist es gut, vor der Schwangerschaft möglichst fit zu sein, soweit es geht, wie ich es allen anderen Frauen auch empfehlen würde.
Sucht Euch eine/n gut informierte/n Psychiater/in und eine/n in solchen Sachen erfahrene/n Frauenarzt/in, am besten jemanden von einer gynäkologischen Abt. einer Uniklikik (die sind schließlich für die Betreung von Risikoschwangerschaften da) und laßt Euch kompetent beraten und begleiten. Viel Glück dabei.
Die unterschwellige Meinung einiger Ärzte, als chronisch Kranke dürfe man keine Kinder bekommen, ist eine Unverschämtheit und kommt möglicherweise noch aus der Nazi- Zeit. Birgit
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Lithium und Schwangerschaft

Wolfgang 8530 07. 08. 2001 15:18

Re: Lithium und Schwangerschaft

Birigit 5167 07. 08. 2001 21:08



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