Veehrte zuLeser, Betroffene und Angehörige,

kurze Eckdaten für die Statistiker unter uns. Mit 19 bekam ich wohl aufgrund einer damaligen harten Realität eine schlimme, sehr schlimme, ungekannte erste, Depression. Jene hielt sich hartnäckig über 5 Monate und verschwand dann im Sommer wie von selber. Anschliessend kippte ich in eine Manie mit Krankenhausaufenthalt und anschliessender 5 monatiger Tagesklinik. Also wunderbar dokumentiert und diagnostiziert. Und ich nahm gerne und überzeugt 2 Tabletten Quilonum Retard jeden Abend 10 Jahre lang. Ohne das ich wieder in irgendeine Phase rutschte. Nur der Film Mr. Jones erinnerte mich zwischendrin das ich manisch-depressiv bin und die Lithium Spiegel Messerei natürlich. Der lag im unteren therapeuthischen Bereich.

Ja und mir ging es wirklich ausgezeichnet, ich vermisste garnix, Null, keinen Rausch oder so. Ich war einfach ein völlig normaler Mensch, machte ne Ausbildung, wurde creative, entschied mich für einen Beruf, gründete eine Familie. Wirklich alles wunderbar, völlig mittig.

Jetzt muss ich erstmal kurz etwas begrifflich beschreiben damit wir alle über dasselbe sprechen: Ich nahm 2 Tabletten, welche jeweils halbiert 4 Virtel ergeben richtig ?

Im December 2002 lies ich eine davon weg nahm also nur noch 3 Viertel Tebletten. Bis zum Juni, da nahm ich nur noch 2 Viertel also eine ganze. Ja und seit Ende Juli nur noch 1 Viertel.

Die Statistiker sollten jetzt zufrieden sein und dem Rest meiner Gedanken informiert bitte folgen.


Was bewog mich im December 2002 drängt sich doch auf, hier einen Schnitt zu machen. Ja es ist einschneidend wie ich finde. Ich glaub, ich wollte einfach wissen (wohlgemerkt rein verstand-lich) wie das "ohne" wäre. Bin ich überhaupt MD ...

Im Nachhinein, Juni 2003, erklärte mir ein Psychiater, zu dem ich ging um mir Klarheit zu holen ob weiter runter dosieren oder nicht, das ich seit December bis Juni quasie schon ohne "Schutz" gelebt habe und ermutigte mich das Lithium ersatzlos abzusetzten. Begründet mit folgenden 2 Argumenten:

1. Es gäbe 2 Strömungen in diesem Bereich, die einen proklammieren das Lithium bis zum Lebensende zu nehmen und die anderen es abzusetzen, aber nicht unbedingt ersatzlos, jedenfalls das Lithium raus aus dem Körper

2. Die ersten 19 Lebensjahre ging es auch "ohne" - also warum jetzt nicht ?

Ich fand das so simple, klar und einleuchtend, das ich meine Zweifel, jawohl ich hatte welche, versuchte zu überreden mich nicht mehr so zu drangsalieren. Dafür spricht auch, das ich sozusagen informiert bin über MD, mich kann es eigentlich nicht mehr so kalt und aus dem Hinterhalt erwischen wie mit 19. Und ich habe schon mitgelesen hier das das alleine nicht unbedingt ausreichen muss. Es ist aber sicher nützlich um es mal so zu sagen. Komme ich eigentlich affektiert rüber für die ganz mittigen unter uns ? ;)

Um es kurz zu machen, nun und seit Dezember fühl ich mich irgendwie echter, näher bei mir selber was nicht unbedingt immer nur rosig sein muss. Schlicht die ganze Gefühlspalette, die nur näher dran, intensiver, mich mehr betreffender und verletzlicher. Jetzt bitte aber nicht an die gekappten Spitzen denken. Es geht mir um die Mitte.

Ich stelle hiermit fest. Ich selber, fühle mich in der Mitte, da wo ich mit Lithium auch schonmal war, einfach wärmer und echter aber ohne das ich da eine spezielle Richtung favourisieren könnte.

Das heist. Ich erlebe Nähen in mir die in jede Richtung gehen. Sprich, ich bin intensiver wütend, ängstlich, aufgeregt, redselig, stumm, zuhörend. Alles so wie mit vor < 19 möchte ich sagen.

Ich empfinde deshalb heute Lithium, und ich nahm nicht wirklich viel davon, eher als Belag/Schicht über sämtliche Gefühle, denn Manie Depri Blocker - Die Mitte, die, ja die, die ist ohne Chemie erst wirklich Mitte.

Sind wir mal erlich, wir sind alle erwachsen und finden alles ist sehr individuell, richtig, dann fangen wir bei uns selber an. Wieso sollten wir denn für uns in Anspruch nehmen, das ein Arzt, auch ein guter Arzt sich für uns individuell einsetzt ? Geht er nicht berechtigterweise auf Distance und verschreibt für die Mitte die Chemie Mitte ? Machen das nicht andere in anderen Branchen ebenso ?

Vor dem Hintergrund eines "Hirn organischen Umstandes" von dem man nicht genau weis, wie er funktionert, ein Medikament Lithium zb wo nicht 100% klar ist wie und warum es überhaupt wirkt, was soll man da machen ... als Arzt ?

Die Erfahrungen zeigt wohl in der Mehrzahl ein normales Leben ist mit Lithium machbar. Die vielen Leute sind gut versorgt. Ich für mich, mag aber meine neue Mitte und ich bin es mit wert es selber zu erfahren was daraus wird in Zukunft.

Evtl werd ich mir für den Nothfall ein AD und einen Runterholer zulegen. Ja bestimmt das sollte ich thun. Ansonsten arbeite ich gerne an mir, ja und bin am geniessen

Ich würde gerne noch tiefer mit euch darüber Nachdenken wenn ich möchtet ?


dc


PS: achja, ich erinner mich ironischerweise immer öfter an die Zeit bis 19. Einfach wunderbar, Sport treiben und so ...