Hi @all,
ich fange mal chronologisch an:
Juni 1990, Sommer:
ich verliebte mich in meinen Mann. Wir verliebten uns ineinander. Es war total explosionsartig in mir. Ein riesiges langes Feuerwerk, was nicht enden will. Jede Faser vibrierte, alles sann nur nach ihm. Ich machte Geschenke und kaufte mir selber auch nicht gerade wenig. Nach kurzer Zeit vereinbarten wir, dass wir uns bei seiner Schwester in BW (750 km) treffen. Ich dachte nicht an den Ferienbeginn in Berlin und Brandenburg und dass die Ossis erstmalig "frei" und mit anderen Autos als Trabis verreisen durften. Es war kochend heiß draußen.
Die Nacht bevor ich abfuhr nahm ich Musik auf und machte kein Auge zu. Nach 26 Stunden Wachzustand setzte ich mich ins Auto und fuhr los. Natürlich kam ich in Mega-Staus etc. und ich befürchtete schon aufgrund meiner Übermüdung rosa Elefanten zu sehen oder einzuschlafen, wenn ich nicht mehr im Stau stand.
Jeder sah mir an, dass ich verliebt war. Mich sprachen Leute an, die ich eher vom Sehen kannte als vom Reden. Ich strahlte übermächtig nach draußen.
Als ich ankam, war ich völlig erledigt und auch aufgekratzt. Nach über 40 Stunden schlief ich dann. Aber mehr als 4 bis 5 Std. kriegte ich die nächsten 2 Wochen nicht ab. Ich hatte allerdings Neurocil dabei, was ich gelegentlich zur Nacht nahm.
Ich überstand die Verliebtheitsphase unbeschadet, d.h. keine Depression oder so.
Mai 2001: das nächste total explosionsartige Feuerwerk. Meine 1jährige Liason aus Norddtl. Diese Verliebtheit triggerte mich in die Manie. Was seine Person anging, fuhr ich lfd. hin, wir telefonierten über Handy wie die Weltmeister und als gäbe es keine Rechnungen. Ich gab für ihn und mich horrendes Geld aus, und das, obwohl ich gerade eine Wohnung gekauft hatte und noch einiges anstand. Ich hatte "tolle" Ideen für unsere Zukunft. Er fand das alles super.
Jetzt (fast ein Jahr Lithiumeinnahme): ich bin verliebt und spüre das auch sehr intensiv. Meine Gedanken sind fast den ganzen Tag bei ihm, seine Stimme, sein Lachen, seine kleinen liebenswerten Unsicherheiten. Ich genieße das sehr. Ich kann mit mehr Elan arbeiten und hier klar Schiff machen. Ich gebe nicht mehr Geld aus als sonst auch. Ich freue mich riesig auf das WE, wo er mich besuchen will. Ich fühle mich wie ein Teenager, leicht verunsichert und voller Spannung und Vorfreude.
Ich habe das Gefühl, die Bodenhaftung noch zu haben. Und ich genieße diesen Zustand sehr. Es ist ganz neu für mich.
Fazit: ich vermisse nichts an den Verliebtheitsgefühlen von früher. Ich trauere diesem ein Meter über den Boden schweben nicht hinterher. Ich genieße es so, wie es jetzt ist und bin dankbar für die etwas seichteren Gewässer, die durchaus auch überschäumen können vor Glück. Aber ich brauche diese Dauerbrandung nicht.
liebe Grüße
Ramona
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.