hallo,
manchmal ist es ja so, dass man etwas liest und tief im innerern regt sich dazu ein gefühl, eine art von antwort, es dauert aber ein bisschen, bis man weiss was es ist und man dieses gefühl/diese reaktion in worte fassen kann.
oft lese ich in euren beiträgen mutmachende liebe hinweise auf die individualität der eigenen person und die einzigartigkeit des eigenen lebensweges.
da tauchen immer wieder so sätze auf (sinngemäss):
- Du bist Du und nicht die anderen.
- Es geht es um die Eigenverantwortung, wie ich mit mir und meinem Leben umgehe.
- ...., letztendlich bist du für dich verantwortlich.
- Es sollte jedem freigestellt sein, welchen Weg er wählt.
ja, ein uneingschränktes "Ja" von mir zu all diese aussagen.
erst mal.
dann: ich kann eigentlich mit den sätzen überhaupt nichts anfangen, weil ich die bedeutung für mich überhaupt nicht erfasse! wie, bitte, fühlt sich denn eigenverantwortung an??!!
natürlich gehört das wort "Verantwortung" zu meinem lebens-wortschatz, aber ich merke, dass ich es so gut wie nie denke oder gar ausspreche. natürlich weiss ich, was es bedeutet, verantwortung für einen menschen, gerade ein kind, eine situation, eine unternehmung...zu übernehmen. man weiss von mir/sagt über mich, dass ich ein zuverlässiger und verantwortungsvoller mensch bin.
aber verantwortlich sein für mich selber, die verantwortung für MICH übernehmen, meinen lebensweg gezielt wählen...was ist das, wie soll das gehen?? ich kann mich erinnern, dass ich schon unendlich lange zeit über das wort "ver-ANTWORTung" nachdenke: checke ab, welche antwort du auf ein verhalten bekommst und ob du damit zuFRIEDEN bist.
ich find´s schwierig, euch rüberzubringen, was genau ich meine und wo mein problem liegt...ich versuch´s mal weiter.
ich versuche, mich (biomässig) gesund zu ernähren und sport zu machen. gehe in die sauna und fahre rad. ich bin sozial aktiv (mit positivem feedback). ich habe 9 jahre an einer supervisionsgruppe (diskussion und problemlösung zu beruflichen problemen) teilgenommen, also vergleichbar mit einer selbsthilfegruppe.
und sicherlich habe ich ne menge entscheidungen letztlich "zu meinem wohl" getroffen - aber ich hatte nie das gefühl, dass es von mir "frei gewählt" war, sondern immer aus einem grossen leidensdruck, also aus einer (überlebens-) notwendigkeit heraus resultierte.
ich esse meinen yoghurt aus dem bioladen - und rauche dann meine 30ste zigarette.
ich habe einen "sieg" über eine behörde errungen, meine ANTWORT an mich sollte eine zufriedene sein - ich "wähle" die selbstzerstörerische mit alkohol. meine mitmenschen schauen auf mich und denken/sagen mir, wie eigen-verantwortlich, mutig und klar ich doch mit meinem leben(sweg) umgehe, - haha!
ich bin 49, habe schon etliche klinikaufenthalte, therapien und medikationen hinter mir (ich bin immer noch zum teil heftig manisch-depressiv, beurteile dennoch diese gemachten versuche mit kleinen einschränkungen als positiv/erfolgreich.)
aber eigenverantwortlichkeit und eigenen lebensweg wählen kann ich für andere/mit anderen bis ins kleinste pünktchen diskutieren und für sie passend schneidern - es hat mir mir nichts zu tun.
daher machen mich auch tipps: das musst du individuell für dich entscheiden,...du trägst die verantwortung für dich selber,...jeder wählt seinen eigenen weg...!" ein bisschen aggressiv und vor allem so hilflos, ich erfasse den inhalt weder theoretisch und schon gar nicht gefühlsmässig. oh ja, ich will....aber es geht nicht.
gut, mag teil meiner krankheit sein, aber ist schon schade, wenn ich so sätze wie oben als worthülse sehe, erahne, was damit gemeint ist und das sogar als richtig/lebenswert empfinde, aber für mich gar nicht weiss, wie umzusetzen.
zusammenfassend: ja, ich möchte auch aktiv und freiwillig und fürsorglich mit mir sein....und ich weiss gar nicht, was das wirklich heisst und schon gar nicht, wie ich das umsetzen sollte.
danke für´s lesen, weiss nicht so ganz, ob´s rüberkommt...
euch alles gute
Ananda
