Danke, new entry from Austria

25. 06. 2003 00:27
Hallo Betroffene,

ich bin's seit 7 Jahren, bin 29, weiß es seit 2 Jahren. Bin grad in einer recht schweren 6 wöchigen D. Ich nehm Antidepressiva (Efectin 300mg/d; Tolvon 50mg/d und Gewacalm 10 mg/d). Erst jetzt (!) beginn ich mit irgendeinem Neuroleptikum (Lamictal).

Ich möchte mich zunächst bei den Verantwortlichen dieses Forums und bei den Betroffenen bedanken. Denn Ich weiß es zwar seit 2 Jahren und bin auch seit 5 Jahren in psychatrischer Behandlung, hab aber durch Eure Beiträge sehr, sehr viel gelernt. In Österrreich sind wir - obwohl oder weil die Psychoanalyse hier "erfunden" wurde - etwas hinten nach, was psychische Krankheiten betrifft.

Ich bin aber auch froh, daß ich dieses Forum erst jetzt kennengelernt hab. Hätte ich alles, was über md so geschrieben wird, geglaubt, hätte ich mich wahrscheinlich nicht so intensiv mit mir selbst beschäftigt (systhemische und analytische Psychotherapie; Reiki; transzedentale Hypnose). Denn die vorherrschende Meinung, daß die Depressionen und Hypomanien genetisch bedingt sind, war mir nie so geläufig. In meiner family gibts jedenfalls niemanden außer mir, der um 5 Uhr früh betrunken schlafen geht, obwohl um 8 Uhr bei Gericht eine Verhandlung hat (bin Rechtsanwaltsanwärter).

Ich glaube daher (noch immer), daß die md (auch) hausgemacht (Charakter) bzw. von bestimmten Umständen (v.a. Eltern) bewirkt ist. Dafür spricht, daß in unserer Gesellschaft "hypomane Eigenschaften" gefragt sind. Laut muß man sein, selbstbewußt, witzig und potent. Fast alles, was ich in der Hypomanie gemacht habe, ist Ausdruck meines Wunsches, anders zu sein als ich es tatsächlich bin (bin aber "normal" nicht impotent!). Ich bin eigentlich eher introvertiert. In der Hm bin ich es nicht und die Frauen scharen sich wie die Motten ums Licht. Ich bin eigentlich eher nicht selbstbewußt. In der Hm schon. Ich bin sensibel, nicht aber in der Hm. Die Hm gleicht also meine von mir subjektiv als Defizit empfundenen Eigenschaften aus und macht mich anders, als ich bin. Und weil ich anders bin als ich bin fordert mein Körper mit der D gerade seine wohlverdiente Ruhepause ein.

Auch gibt es in der Transaktionsanalyse Ansätze und Erklärungen für diese Krankheit. Diese Analyse trennt die Persönlichkeit des Erwachsenen im Gegensatz zu Freud in Kindheits-Ich, Erwachsenen-Ich und Eltern-Ich. Bei der Md ist das Erwachsenen-Ich nicht oder nicht gut genug entwickelt, sodass abwechselnd das Kindheits-Ich (Manie) oder das Eltern-Ich (Depression) das Kommando übernimmt. Laut dieser Therapieform, die ich leider nie gemacht hab, kann durch das Stärken des Erwachsenen-Ichs der Mensch mehr Selbstverantwortung und - kontrolle übernehmen und ist nicht nur den Launen der Md bzw. der Medikamente ausgeliefert.

Auch bietet für mich, der an die Wiedergeburt glaubt, die mögliche Tatsache, dass in frühereren Leben für mich Macht und Ohmacht vielleicht ein Thema war, ein genfremdes Erklärungsmodell meiner Krankheit. Der Glauben an die Wiedergeburt hilft mir übrigens auch bei Suizidgedanken: Tu ich's, dann wird mein nächstes Leben genauso wie dieses und ich werd' mich mit 29 wieder mit Suizid beschäftigen müssen...

Genug der Theorie. Meine Fragen an Euch:

1) Kennt jemand das Lamictal? Hat jemand Medikamententips für meinen Fall, auf die ich meinen Arzt ansprechen könnte?

1) Seht Ihr die Diagnose Md wirklich alle als Urteil über Euer gesamtes leben oder anders, bin ich der einzige hier, der an vollständige Heilung (noch in diesem Leben) glaubt?

2) Ich bin Rechtsanwaltsanwärter. Die Schwankungen (ca 1 D und 1 Hm pro Jahr) machen es mir sehr schwer, mich für die Anwaltsprüfung vorzubereiten. Ich hab das Lernen verlernt.
Hat jemand ähnliche Probleme?

3) Ich weiß nicht ganz, ob Rechtsanwalt für mich und meine Krankheit das richtige ist. Ich hab jedoch (wahrscheinleich auch aufgrund Md) bisher nicht den Mut gehabt, den sicheren Arbeitsplatz in der Kanzlei meines Vaters zu verlassen und was anderes auszupropieren. Kann man bei anderen Arbeitgebern ernsthaft auf Verständnis für Md hoffen?

4) Hat irgendwer von Euch Md bei einem Bewerbungsgespräch erwähnt und den Job dann auch bekommen?

Die Depression gibt mir die Gelegenheit über meinen Job nachzudenken. Ich bin jetzt 4 Wochen im Krankenstand und brauch wahrscheinlich noch 3. Ich versuch nämlich grad in ein Reabilitationszentrum (für Psychos) reinzukommen, um die Zeit wenigstens zu nützen. Da ich aber der erste Md in Österreich bin, der das versucht, weiß ich nicht ob's klappt.

Sorry, für die Länge des Beitrages (bin nur sooooo froh, dass mir schon etwas besser geht und mir wieder was einfällt).

Alles Liebe

Wolf
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wolf 662 25. 06. 2003 00:27

Re: Danke, new entry from Austria

Hella 252 25. 06. 2003 10:51

Re: Danke, new entry from Austria

CreativeChaos 257 25. 06. 2003 14:25

Re: Danke, new entry from Austria

CreativeChaos 218 25. 06. 2003 14:23

Re: Danke, new entry from Austria

W.G. 269 25. 06. 2003 23:52

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Rabe1 214 26. 06. 2003 01:25

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wolf 277 26. 06. 2003 19:49

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CreativeChaos 295 27. 06. 2003 13:09



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