Fallbericht aus dem Buch "Depression und Manie" von Prof.Dr.med.Hanfried Helmchen
Eine depressive Patientin berichtet
Eine 23-jährige Lehrsmtsstudentin für Deutsch stellte uns Auszüge aus ihrem Tagebuch zur Verfügung.Darin beschrieb sie, wie sie sich während ihrer Depression fühlte. Es handelte sich um die erste Episode in ihrem Leben. Die folgende Tagebucheintragung entstand etwa vier Monate nach dem Auftreten der ersten Symptome Anfang Januar.
"Jetzt sitze ich an meinem Schreibtisch und starre vor mich hin. Innerhalb von 6 Stunden nur wenige Zeilen für die Hausarbeit geschafft. Dumpf..., all das, was ich machen müsste, kommt nicht an mich heran. Ich schreibe mechanisch und habe kaum mehr ein Gefühl für mich selbst, für Kopf und Körper.Straßenlärm, Krachen der Wohnungstür des Nachbarn - Nachrichten aus der Außenwelt, die ich fast nicht mehr wahrnehme, weil die Innenwelt tosend verrückt spielt. Langsam vergesse ich, wie ich vorher war.Ich habe kaum noch ein Zeitgefühl. Heute war Sonnenschein, das habe ich noch gesehen. Konnte ich mich aber daran erfreuen? Bedingt. Heute früh eine gesellschaftliche Verpflichtung, zu der ich mich hingequält habe, gleich danach aber sofort weg, keine Unterhaltung - Blick über meinem Schreibtisch. Ich muss so vielen zurückschreiben, wieder Lust zum Reden bekommen, wieder Ideen haben .... Wie soll ich bloß dieser Lähmung und Angst entkommen? Diese Unkonzentriertheit, die mich alles falsch machen und selbst die einfachsten Lebensvorgänge zur Tortur werden lässt? Ich müsste mit Menschen telefonieren, stattdessenwill ich nur ins Bett. Gestern auf der Geburtstagsfeier eines Freundes war es wie ein Alptraum: Ich konnte nichts sagen, fühlte alle Blicke (kritisch?) auf mir ruhen, wolltem ich am liebsten unsichtbar machen und nicht störend sein. .....
Ich erkenne mich in dieses Ausschnitt sehr wieder ..besonders das mit der GEburtstagsparty ... genausooo ging es mir heute als mich meine Eltern heute in eine Gaststätte einluden. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass alle Blicken uaf mich gerichtet waren ..schlimm....
