ADS als Vorstufe zur bipolaren Störung

20. 02. 2008 07:54
Sehr geehrte Therapeuten, liebe Leidensgenossen: Wer von Euch hat gestern den Beitrag über ADHS im WDR bei Quarks & Co gesehen ? Es ging um ADHS, ADS (=das ist verträumte, angepasste und ruhige Variante von ADHS) und Ritalin bzw. Methylphenidat.

Ich fand die folgende Kontroverse so interessant: ein ADS-Erkranktes Kind wurde gefilmt,das versuchte, ohne die Tabletten klar zu kommen.
Ein anderes ADHS Kind wurde interviewt, das ganz überzeugt von den Tabletten war.

Ich fand die Diskussion der beiden Kids deswegen so interessant, weil ich beide verstehen kann: Ich bin auch die ersten 40 Jahre ohne Psychopharmaka ausgekommen. Ich hatte vermutlich auch ADS, das aber nie erkannt wurde. (Damals kannte man das noch nicht in Deutschland). Ich war nie auffällig geworden, weil es die "Träumervariante" vom ADHS ist, da ist man unauffällig und angepasst, ich war zusätzlich depressiv-phlegmatisch.
Pech für mich, dass damals die ADS-Störung bei mir nicht erkannt wurde und dass ich meine Störung auch verdrängte, ich versuchte immer, allein damit fertig zu werden.

Leider bin ich dann mit 41 in meine erste Manie geraten. Nun bin ich bipolar.

Ich vermute, dass mein ADS eine Vorstufe zu meiner jetzigen bipolaren Krankheit war. Sicher geht es ohne Medis, egal ob sie nun Ritalin, Valproat oder Lithium heißen. Aber wenn ich damals schon besser medikamentös eingestellt worden wäre, dann wäre ich vielleicht gar nicht bipolar geworden ... Und eins ist nach wie vor für mich Tatsache: 10 mg Methylphenidat helfen mir in depressiven Phasen, dass ich meinen stressigen Job schaffe, dass ich es schaffe, überhaupt dorhin zu gehen, dass ich keine Angst vor meinem cholerischen Chef habe und dadurch meine Arbeit selbstständiger und effizienter schaffe...

Die ADHS-Krankheit nur durch reine Psychotherapie zu beheben, das dauert ewig und kostet sehr viel Zeit und Kraft. Welche Eltern haben denn heute noch so viel - die müssen ja selber ums "Überleben" kämpfen. Welcher Arzt oder Therapeut nimmt sich denn 5 Stunden Zeit für die ADHS-Abklärung. Der einfachere Weg ist da das Medikament.

Ich will hier keine Reklame für Ritalin oder Methylphenidat mache, denn für uns MD-ler ist es gefährlich. Es kann uns wieder in eine Manie treiben!
Ich bräuchte aber nur eine kleine 10 mg-Tablette am Morgen und wäre dann fit bis ca. 14 Uhr. Leider ist es für Erwachsene nicht erlaubt.
Kein anderes Antidepressivum hat mir so schnell geholfen und ich frage mich, warum man in das Zeug in der Schweiz bekommt und bei uns nicht.

PS: Ich verstehe alle Psychiater und Ärzte, die nichts von ADHS halten, denn die Psychiater sind ja jetzt schon überlastet. Eine kranke Gesellschaft erzeugt halt auch viele psychische Störungen.

Ich bitte alle deutschen Ärzte, Neurologen und Psychiater, die das hier vielleicht lesen:

Für mich persönlich ist es eine Tatsache, dass die Träumervariante des "ADS" ein Vorstufe zur bipolaren Erkrankung ist.
Sie als Therapeut können vielleicht ADS-Menschen abfangen, bevor diese Menschen das traurige Schicksal eines manisch depressiven Patienten erleiden müssen.

Ich frage Euch Leidensgenossinnen und -genossen, habt Ihr bei Eurem Krankheitsverlauf eine ähnliche Entwicklung feststellen können - erst angepasst, träumerisch, unstrukturiert, teilweise unüberlegt, also ADS usw. und danach auf einmal manisch-depressiv ?

Viele Grüße

Musikus
Deutschland

46 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder
150 mg Elontril, 1000 mg Valproat
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

ADS als Vorstufe zur bipolaren Störung

Musikus 6858 20. 02. 2008 07:54

Re: ADS als Vorstufe zur bipolaren Störung

Mania67 1593 20. 02. 2008 09:19

Re: ADS als Vorstufe zur bipolaren Störung

manicmonic 1421 20. 02. 2008 09:37

Re: ADS als Vorstufe zur bipolaren Störung

marmelade 1018 20. 02. 2008 11:05

Re: ADS als Vorstufe zur bipolaren Störung

Musikus 838 21. 02. 2008 20:39

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T3 1109 20. 02. 2008 11:30

Re: ADS als Vorstufe zur bipolaren Störung

jolie2003 999 20. 02. 2008 13:18

Ein paar Fakten

Colt 1003 20. 02. 2008 14:50

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nordische Prinzessin 889 20. 02. 2008 23:04

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Musikus 660 21. 02. 2008 20:42

Re: ADS als Vorstufe zur bipolaren Störung

marmelade 880 20. 02. 2008 15:52

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Colt 784 20. 02. 2008 16:00

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nordische Prinzessin 802 21. 02. 2008 21:05

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positives-denken 1369 20. 02. 2008 22:58

Re: ADS als Vorstufe zur bipolaren Störung

Musikus 827 21. 02. 2008 20:35



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