Hallo Foris,
mit diesem Thema habe ich mich schon vor Jahren beschäftigt.
Die Notizen dazu wollte ich gerade nachlesen.
Ich finde sie nicht mehr.
... vielleicht ist es ganz gut, aus der heutigen Perspektive nochmals darüber nachzudenken.
Im Rückblick:
Mit 47 Jahren erkrankte ich nach einer langanhaltenden beruflichen und privaten psychischen Überlastung.
Mit 52 Jahren wurde ich nach etlichen manischen Phasen und zwei 1 1/2 Jahre andauernden Anschluß-
depressionen unbefristet berentet.
Durch meine Krankheitsuneinsichtigkeit und das damit einhergehende Ausleben der zunehmend psychotisch endenden Manien, wurde mein bis dahin gelebtes Leben durch die Bipolare Störung beendet. Gesundheitlich, beziehungsmäßig, materiell und finanziell war ich auf '0' gesetzt.
Diese Veruste waren zwar äußerst schmerzlich, brachten mich jedoch zur Vernunft;
soweit man in einer solchen Zeit von Vernunft reden kann. Jedenfalls wurde ich einsichtig und
nehme seit diesem Zeitpunkt Medikamente.
In den sich anschließenden Jahren ohne Krankheitsphasen folgten Zeiten heftigster Wut.
Meine Verluste betrauern konnte ich erst Jahre später, nachdem mir der Weg zurück ins Leben gelungen war.
Gott sei Dank hatte ich zu diesem Zeitpunkt engmaschige, fachärztliche Betreuung.
Ich habe zwar sehr viel dafür getan, dass ein Neubeginn möglich wurde, dennoch betrachte ich diese Chance
als großes Geschenk. Denn aus mir alleine ist die erforderliche Kraft nicht entstanden.
Nach 20 Jahren ohne Manien, Depressionen und Psychiatrieaufenthalten ist mein Blick auf die Bipo deshalb versöhnlich.
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Bei meinem Nachdenken darüber, wie die Bipolare Störung und das Alter wohl zusammengehen, kommt ich nicht auf den Punkt. Ich kann bei Beschwerden und Einschränkungen nicht ausmachen, was mit dem zunehmendem Alter ohnehin gekommen wäre.
Worüber sich aus ärztlicher Sicht vermutlich streiten läßt: Ich sehe es heute so, dass die katastrophalen Auswirkungen der Erkrankung die einzige Möglichkeit war, mich nach 47 Lebensjahren vom "falschen Gleis" zu heben.
Start bei '0' bekam ich die Chance, mein bisher "auf dem Kopf" gelebtes Leben "auf die Füße zu stellen."
So nannte es der Suchttherapeut.
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Mit 75 Jahren habe ich mich nicht wirklich alt gefühlt.
Nicht einmal die üblichen Zipperlein, die einen dann so plagen, hatte ich.
Ausser der Bipolaren Störung hatte ich bisher auch keine nennenswerten Krankheiten.
Deshalb ist meine derzeitige physische Erkrankung auch ein solch' großer Einschnitt in meinem Leben.
Ob sich die derzeit erheblichen Beeinträchtigungen langfristig weitestgehend "verwachsen", bleibt abzuwarten.
Mir fehlt diesbezüglich leider derzeit die Zuversicht. Eine Katastrophendenkerin werde ich allerdings nicht werden.
Danke für's Lesen.
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Lerne erst laufen,
bevor du versuchst zu rennen.
("zeitzuleben", Ralf Senftleben)
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2-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.12.22 08:39.