Mutter-Kind-Verhältnis

25. 12. 2020 22:05
Der Fall (meiner Frau) den ich schildere, ist einer von vielen erschütternden Fällen. Trotz der Ähnlichkeiten zu anderen Fällen, von denen ich (auch hier im Forum) las, sei darauf hingewiesen, dass bisher nur Depressionen und Magersucht bei meiner Frau diagnostiziert wurden. In Ihrer Jugend wäre sie beinahe deswegen verhungert und vor ca. 5 Jahren (Anfang ihrer 40er) geschah Ähnliches. Der erneute "Ausbruch" von Magersucht und Depression in 2015 erfolgte etwa 12 Monate nachdem wir in die Nähe ihrer geschiedenen Eltern zogen (wobei meine Frau damals deswegen in Unruhe geriet) und etwa 8 Monate nach dem Suizid ihrer Cousine, die an einer bipolaren Störung litt (ein weiteres enges Familienmitglied hat ebenfalls mindestens eine manische Episode hinter sich).
Bis 2016 nahm sie wieder an Gewicht zu, lief aber ständig kreuz und quer durch die Stadt um wieder Gewicht zu verlieren. 2016 kam meine Frau zudem in eine Klinik, die psychische Störungen behandelt. Dort passierte etwas aus meiner damaligen Sicht seltsames: Meine Frau erzählte euphorisch von einer Mitpatientin, mit der sie auch an Wochenenden etwas unternahm. Als die Kinder (damals 3 und 5 Jahre alt) und ich sie besuchten, gab sie uns unmissverständlich zu verstehen, dass wir sie nicht wieder besuchen sollten. Als die andere Frau nach ca. vier Wochen entlassen wurde, verlor meine Frau (so erzählte sie mir später) bewusst Gewicht und wurde kurz nach der Frau "zwangsentlassen". Die Euphorie für diese Frau dauerte noch ein paar Wochen an, bis sie und ihr Ehemann uns besuchten. Danach wurde es ruhig, aber meine Frau wollte plötzlich ein weiteres Kind.

Etwa zu dieser Zeit beendete sie ihre Therapie und setzte ihre Tabletten ab: sie wolle clean sein.

Es folgten Jahre mit Aufs und Abs. So drohte sie bei den nun häufiger werdenden Streitigkeiten wiederholt mit Suizid oder sagte den Kindern, ich wolle sie fertig machen (weswegen sie weg müsse). Schließlich schrie sie immer häufiger die Kinder an. Ich regte an, dass sie sich irgendeine Tätigkeit suche, damit sie auf andere Gedanken käme. Dieses Jahr startete sie eine Halbtagstätigkeit im Pflegebereich (als Ungelernte bezahlt und in Schichten).

Meine Frau stürzte sich regelrecht auf die Arbeit. Die zuvor von mir bei ihr beobachtete "Besessenheit" alten Menschen (etwa in der Nachbarschaft) zu helfen, trat nun offener zutage. Meine Frau war sehr lange weg und immer mehr musste ich meine Arbeit einschränken, damit die Versorgung der Kinder daheim nicht litt. Ich bat meine Frau etwas zu ändern, und wir vereinbarten im Juli, dass sie eine Therapie bei ihrer früheren Psychiaterin aufnehmen wird. Sie bat mich, ihr dabei zur Seite zu stehen (da sie sich selbst nicht einschätzen könne; zudem hatte sie Lücken in ihren Kindheitserinnerungen).

Nach einem harmonischen Urlaub im August, änderten sich Dinge rasant. Meine Frau entwickelte plötzlich eine Abneigung gegen mein berufliches Umfeld ("IHR da oben ... haltet UNS doch nur für Menschen zweiter Klasse!" usw.), während sie auf ihrer Arbeit alle gern hätten und man müsste dort auch alle lieb haben. Sie wurde teilweise euphorisch, etwa vor dem Besuch einer Feier ihrer Kollegen oder setzte die Familie vor ihren Kollegen herab. Mitte September begann sie heimlich (vor allem nachts) exzessiv Liebeslieder zu hören und zu telefonieren, so dass sie in manchen Nächten weniger als zwei Stunden Schlaf hatte. Anfang Oktober ahnte ich, dass sie eine Affäre eingegangen ist, und es kam kurze Zeit später zur Trennung. Das war genau drei Tage, bevor ihre Therapie beginnen sollte. Sie lächelte bei der Trennung und war "unnötig" verletztend. Es wurden noch Lügen "verkauft" und alles erschien mir recht rücksichtslos.

Sie gab eine Woche vor der Trennung vor (nachdem ich eine Ahnung von der Affäre entwickelt hatte), nochmal um die Ehe kämpfen zu wollen, aber verhielt sich dabei eher demütigend (später sagte sie spöttisch, dass da eh alles vorbei gewesen sei).
Sie schien einen Plan für sich zu haben, aber die beiden Kinder (nun 8 und 10 Jahre alt) und ich waren einfach nur überrascht. Ich schlug vor, dass ich mit den Kindern ca. 400 km entfernt zu meiner Mutter ziehen könnte. Sie stimmte dem umgehend zu und bekräftigte das auch am Folgetag. Erst ein paar Tage später intervenierte eine Verwandte und meine Frau kontaktierte eine Rechtsanwältin, um die Kinder zurückzuholen.

Ich telefonierte deshalb mit meiner Frau und fragte, ob sie das erneute "Herausreißen" der Kinder für gut halten würde. Sie ließ sich sofort umstimmen und bat nur darum, dass ich zu ihrer Rechtsanwältin gehe und einen Verzicht auf Unterhaltszahlungen unterschreibe (was ich in dieser Situation für absurd hielt und ablehnte).

Es wurde auch kurz darüber gesprochen, ob ich nicht in eine Nachbarstadt ziehen könnte, und sie die Kinder behalten könnte. Ich erklärte, dass der Schichtdienst schon in unserer Ehe kaum haltbar war und zur großen Belastung für meine Arbeit wurde. Nach einer Trennung könnte ich erst recht nicht mehr nach ihren Schichten "springen". Wenn sie sich aber wie früher einen Vormittagsjob in einem Büro suche, würde ich mich einer Lösung vor Ort nicht verschließen. Meine Frau erklärte, dass sie ihren halbtägigen Schichtdienst nicht für die Kinder aufgeben wolle. Wenn der Trennungsschmerz der Preis wäre, würde sie ihn gerne bezahlen.

Nun bin ich mir nicht sicher, ob sich in dem Verhalten meiner Frau etwas Manisches findet. Sie hasst mich abgrundtief, nachdem die Trennung vollzogen war. Es ist wirklich schockierend, wie nach fast 11jähriger Ehe ein solcher Hass "über Nacht" aufkommen kann. Weiter fiel mir ihre Vergesslichkeit und manchmal wirres Gerede auf; von Schimpftiraden auf mich ganz zu schweigen.

Ich habe mit mehreren Ärzten, Psychologen usw. gesprochen. Sie alle waren sich recht einig in ihrer Einschätzung, dass meine Frau vermutlich bipolar gestört sei. Solange ich keine überzeugendere Erklärung für das komplett veränderte Wesen meiner Frau erhalte, würde ich davon ausgehen. Selbst ihre Eltern und engen Verwandten haben diese krassen Änderungen beobachtet und bestätigt.

Anders als einigen anderen Angehörigen (auch in diesem Forum) geht es mir hier nicht um ein Happy End. Ehrlich gesagt fehlt mir dafür die Kraft. Meine Fau hat in den vergangenen fünf Jahren nichts Positives in die Bewahrung der Familie eingebracht und besitzt auch offensichtlich keine Bereitschaft, sich wirklich therapieren zu lassen. Es geht mir auch nicht um Schuldzuweisungen.

Womit ich kämpfe ist, wie ich das Verhältnis zwischen Mutter und Kindern unterstütze? Kinderpsychologen und Familienberatung raten dazu, aktuell keine Treffen zustande kommen zu lassen (wenn, dann nur mit Begleitperson). Auch seien Telefonate nur bedingt kontrollierbar (sie trat letztens aggressiv am Telefon auf) und Sprachnachrichten sollten bevorzugt genutzt werden. Ich bemühe mich, diesen Spagat zu schaffen. Ich las im Forum, dass jemand später dankbar war, weil der Partner ihre Kinder vor ihr während der Manie geschützt hatte.

Was bedeuten bestehende Unsicherheiten über das Krankheitsbild für das Treffen von Aussagen, die ich gegenüber den Kindern über die Mutter treffe? Die Aussage, dass die Mutter krank ist und deshalb lieber (halbtags in Schichten) arbeitet als bei den Kindern zu sein, scheint unproblematisch.

Aber ehrlich gesagt stecke ich trotzdem in einem Dilemma, da ich nicht weiß, welche Störungen meine Frau hat. Darf ich den "Fachleuten" glauben und daran meinen Umgang mit dem Mutter-Kind-Verhältnis auslegen? Was ist, wenn meine Frau jedoch anderweitig gestört ist? Oder sie einfach plötzlich auf die Kinder verzichten kann, die sie nun seit etwa zweieinhalb Monaten nicht mehr gesehen hat? Solange meine Frau nicht intensiv untersucht wurde, kann man sich doch nicht sicher sein, oder? Ich bat ihre Psychiaterin, ihr einen neuen Termin im Oktober einzuräumen, da sie den ursprünglich vereinbarten nicht wahrgenommen bzw. verschoben hat; sie war sehr besorgt und für mich klang es etwas nach "bipolar".

Es geht mir hier nicht um (weitere) Ferndiagnosen, die mir eh nicht viel bringen. Aber wie soll ich die Kinder "vorbereiten"? Nach einer manischen Phase würde die Mutter vermutlich irgendwann wieder ihr Interesse an den Kindern entdecken. Damit könnte ich die Kinder beruhigen. Aber was wäre, wenn die Mutter etwas anderes hat, und es nicht so kommt? Weder will ich meiner Frau Unrecht tun, noch will ich die Kinder "fehlleiten".
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TheoX 1671 25. 12. 2020 22:05

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