Manische Arbeitskollegin - was tun?

13. 01. 2020 13:54
Hallo,

vielleicht kann mir jemand einen Rat geben, ich weiß nämlich nicht mehr weiter...

Meine Arbeitskollegin ist offiziell bipolar, spricht aber nie mit uns über ihre Krankheit oder darüber wie es ihr geht. Vor ca. 5 Jahren hatte sie die letzte manische Episode, die mit Psychose und Zwangseinweisung endete.
Bevor sie damals krankgeschrieben wurde, hat es an ihrem letzten Arbeitstag hier in der Arbeit einen Riesenstreit gegeben, bei dem kräftig gegen die Abteilungsleitung und Kolleginnen ausgeteilt wurde - für uns alle aus heiterem Himmel, ungerechtfertigt und maßlos überzogen.
Auch wenn wir heute wissen, dass das durch die Krankheit ausgelöst wurde, sitzt das ganze bis heute tief in mir und den damals anwesenden Kolleginnen, denn wir haben hier ansonsten ein sehr familiäres und warmherziges Arbeitsklima. Missgunst oder Streit gibt es das ganze Jahr nicht.
Es war das erste Mal, dass ich so einen Ausbruch "live" erlebt habe und da der Vorfall im Nachhinein totgeschwiegen wurde, gab es auch nie eine Erklärung, eine Aussprache oder gar eine Entschuldigung.

Nun zeichnet sich seit einiger Zeit wieder eine manische Phase ab. Rückblickend geht das ganze bereits seit Ende Oktober und es wirkt sich inzwischen stark negativ auf die Arbeit aus. Dazu muss man wissen, dass wir in der Abteilung ein Team von 9 Personen sind, von denen über die Hälfte Teilzeit arbeitet. Es kommt also immer wieder vor, dass offene Aufträge nicht rechtzeitig vor Schichtende erledigt werden können und jemand anders übernimmt. Deswegen ist es wichtig, dass nicht nur sorgfältig gearbeitet wird, sondern dass es auch keine Unklarheiten gibt.

In den letzten Wochen ist das arbeiten mit meiner Kollegin jedoch immer schwieriger geworden. Sie ist den Kunden gegenüber übertrieben überschwänglich und dienstbeflissen, führt lautstark private Telefonate (auch im Front-Office) und erzählt wildfremden Leuten private Dinge. Teilweise schon zum fremdschämen. Hinzu kommt, dass Versprechungen und Terminzusagen gemacht werden, die schlichtweg nicht erfüllt werden können. (Die Kunden sind dann natürlich sauer und den Ärger kriegen wir ab.) Aufträge werden teilweise komplett falsch angelegt oder mit Notizen versehen, die wir anderen nicht interpretieren können. Bislang nehmen wir das alles eher stillschweigend oder mit einem Kopfschütteln hin, da jeder Hauch von Kritik entweder herabgespielt oder mit wirren Ausreden begründet wird.

Jeder scheut den Konflikt - auch weil wir im Front-Office Kundenkontakt haben. Die könnten dann ja was mitbekommen...

Auch privat ist sie sozial sehr aktiv geworden und ruft Kolleginnen noch sehr spät Abends oder am Wochenende an um dienstliches abzuklären, schreibt SMS und Whatsapp. Kennt kein Maß und Ziel und reagiert beleidigt, wenn man nicht gleich antwortet. Kurz - die Parallelen zu damals sind nicht zu übersehen.

Meine Abteilungsleiterin hat jetzt schon überlegt, mit dem Mann unserer Kollegin zu sprechen, damit der auf eine Krankschreibung drängt und sie etwas zur Ruhe kommt. Der hat aber schon bei der letzten Manie eher hilflos und passiv reagiert. Beim letzten Smalltalk mit ihm hatte ich sogar den Eindruck, er ist froh wenn sie in der Arbeit ist, damit er zuhause seine Ruhe hat.

Am Wochenende habe ich nun von einer gemeinsamen Bekannten erfahren, dass meine Kollegin übelst über die Arbeit hergezogen hat. Angeblich würden wir alle sie mobben und es so darstellen, dass sie ständig Fehler machen würde, dabei seien wir doch diejenigen die schlampig arbeiten und sie arbeite uns andauernd hinterher. Die Abteilungsleiterin hätte sie sogar vor versammelter Mannschaft bloßgestellt und will sie aus dem Team haben, weil sie krank ist, dabei gehe es ihr so gut wie noch nie - all das stimmt überhaupt nicht und ich war sprachlos und richtig vor den Kopf geschlagen.

Wie sich bei diesem Gespräch auch noch herausgestellt hat, haben sich die beiden getroffen, während meine Kollegin eigentlich hätte arbeiten müssen. Ich habe sie an diesem Tag früher Schluss machen lassen, weil sie angeblich starke Halsschmerzen hatte. Stattdessen ist sie wohl direkt ins nächstbeste Café gegangen und hat noch lautstark getönt, dass wir jetzt schauen können, wie wir die Arbeit alleine erledigen.

Momentan ist meine Kollegin noch 2 Wochen im Urlaub und wir haben abgesehen von den privaten Nachrichten erstmal eine kleine Verschnaufpause. Doch als stellvertretende Abteilungsleiterin sitze ich jetzt in der Bredouille.
Ich habe keine Ahnung, wie ich mit diesem ganzen Wissen umgehen soll. Abgesehen davon sind in ihrer Abwesenheit weitere Fehler offenkundig geworden, die ich eigentlich nach ihrem Urlaub ansprechen müsste.

Ganz ehrlich: ich habe Angst vor einem Konflikt, davor dass es wieder zu einer Eskalation wie damals kommt. Macht es überhaupt Sinn, das Thema anzusprechen oder gar Kritik zu üben oder soll ich einfach abwarten?
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Manische Arbeitskollegin - was tun?

Tiffany 2252 13. 01. 2020 13:54

Re: Manische Arbeitskollegin - was tun?

dino 784 13. 01. 2020 15:33

Re: Manische Arbeitskollegin - was tun?

VanGogh 689 13. 01. 2020 17:19

Re: Manische Arbeitskollegin - was tun?

Hotte 1052 13. 01. 2020 19:30

Re: Manische Arbeitskollegin - was tun?

dino 688 14. 01. 2020 09:53

Beschreibt ihr ihr neues Verhalten und bleibt stur

Lichtblick 653 13. 01. 2020 21:14

Manische Arbeitskollegin - was seitdem passiert ist

Tiffany 667 22. 01. 2020 16:10

Ein Lob der Fortbildung für Betriebsratsvorsitzende

Lichtblick 570 22. 01. 2020 20:26

Re: Ein Lob der Fortbildung für Betriebsratsvorsitzende

Tiffany 429 28. 01. 2020 16:03

Re: Manische Arbeitskollegin - immer noch keine Krankheitseinsicht?

Tiffany 457 28. 01. 2020 16:57

Alles nicht schön, aber nicht zu ändern

Lichtblick 435 28. 01. 2020 18:40

Re: Manische Arbeitskollegin - was tun?

dino 776 29. 01. 2020 08:20



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