Hi,
ich wollte Ende der Woche ein paar Tage in den Urlaub fahren, mit meiner Freundin, an den Ort, wo wir uns vor genau einem Jahr kennengelernt haben, es war mir sehr wichtig, ich habe mich sehr darauf gefreut.
Ich habe vor mehreren Wochen meinem Arbeitgeber gesagt, daß ich in der Zeit dienstfrei brauche. Ich hatte denen lange genug Zeit gegeben. Aber auf dem Höhepunkt der Urlaubssaison haben die wohl keinen gefunden, der meine Dienste übernimmt. Also habe ich nicht frei bekommen.
Mich hat das tagelang enorm belastet. Ich habe versucht, selbst Ersatzleute zu besorgen für die betreffenden Tage. Es ist mir nicht gelungen.
Mein Arbeitgeber verhält sich so, daß er das Arbeitsrecht mißachtet. Mein arbeitsrechtlicher Status ist: Ich bin Selbständiger. Also darf ich eigentlich Honoraraufträge ablehnen bzw. zurückgeben an meinen Auftraggeber.
Aber der wälzt die Verantwortung auf mich ab. Ich bin nun dafür verantwortlich, daß meine Dienste neu disponiert werden, ich muß das selber machen.
Diese Ungerechtigkeit hat mich fix und fertig gemacht. Nach Gesprächen mit Kollegen war ich entschlossen, mich heute von meinem Psychiater krankschreiben zu lassen und dann in meinen wohlverdienten kurzen Urlaub zu fahren.
Das hat mich aber in einen inneren Konflikt gestürzt. Das ist ja auch nichtt legal, während der Krankschreibung in den Urlaub zu fahren. Mir würde nämlich dann vom Arbeitgeber bzw. später von meiner Krankenkasse sogar Krankengeld zustehen. Ich habe als Selbständiger eine gewisse soziale Absicherung. Ich bin eben "scheinselbständig", wie das die Juristen nennen.
Jedenfalls war die innere Anspannung zu groß. Ich schleppte mich sowieso seit Tagen nur noch mühsam auf Arbeit, konnte tagelang nicht mehr schlafen, war depressiv.
Dann kippte ich, bin manisch losgezogen auf eine ausgedehnte, sehr teure Kneipentour und so weiter, am Ende war viel Geld und mein Handy weg. Vollrausch, keine Erinnerung.
Nun Katzenjammer. Handy weg. Alle wichtigen Telefonnummern, Fotos etc.
Und ich werde also, weil ich nicht anders kann, mich bei Hitze krank auf Arbeit schleppen.
Warum? Ich bin seit 40 Jahren manisch-depressiv. Und arbeite seit 30 jahren in dem Job. Und habe die Erfahrung gemacht: Ich brauch den Job, nicht nur fürs Geld, sonder dafür, psychisch noch einigermaßen Halt zu finden. Dafür habe ich immer alles für den Job gegeben, war immer bereit, dafür einen hohen persönlichen Preis zu zahlen. Weil ich immer das Gefühl hatte, ohne den Job kann ich psychisch nicht überleben.
Das finanzielle ist dabei nicht das ausschlaggebende. Ich bin sowieso in Insolvenz.
Was für eine beschissene Scheisse, das alles
Kann nicht mal meine Freundin in Berlin anrufen im Moment, weil ich ihre Handy-Nr. nicht im Kopf habe. Die ist in meinem Handy, und das hat wahrscheinlich der taxifahrer schon verkauft.
Bin in einem manisch-depressiven Mischzustand, wie Ihr an meiner Schreibe merkt.
Aleksis