Hi zusammen,
seit einer Weile beschäftigt mich ein Gedanke:
In der normalen Welt geht man weitgehend von Kausalzusammenhängen aus. Wenn dies und jenes passiert, dann freue ich mich, wenn hingegen das und das passiert, dann fühle ich mich schlecht. Es ist der Gedanke, dass meine Gefühle logische Folge (oder Spiegel) aus bestimmten Ereignissen in der Welt sind. Ich vermute, dass wenn man "normal" genug ist, man ein Leben lang wenig Grund sieht, an diesem Konzept zu zweifeln, denn es geht ja meistens auf. Ereignis und Gefühl sind hinreichend deckungsgleich. Und erscheinen deshalb als "richtig". Das ist doch schön.
Ich selber weiß nun, dass ich mich in nahezu identischen Situationen mal quälend stumpf (Depression), mal überglücklich (Manie), mal durchaus recht wohl (Normalzustand), mal höchst amüsiert (THC) und auf X weitere Arten fühlen kann. Es ist leicht zu beeinflussen, es ist leicht zu verändern.
Die Kausalbindung ist für mich aufgehoben. Sie wird ersetzt durch den relativen Zustand meiner Hirn-Chemie. Ich kenne natürlich auch die schleichende Verschiebung meiner Empfindungen, wenn ein Medikament zu wirken beginnt. Mithin: ich kenne die Macht der (fremden oder eigenen) Chemie im Hirn über die Art und Weise wie ich eine Situation emotional interpretiere und erlebe.
Ich vermute, dass ich dadurch das Vertrauen in meine eigenen Gefühle verloren habe. Denn ich weiß um ihre Relativität. Ich treffe jemanden und bin freundlich, aber zurückhaltend. Schraub ein wenig an meiner Hirnchemie und ich falle der Person überschwenglich um den Hals. Schraub ein bisschen weiter, und ich fange sofort Streit mit der Person an. Welcher dieser Zustände ist jetzt authentisch ich? Welches Gefühl wäre "echt"? Und wie soll ich das herausfinden?
Natürlich ist es so, dass ich mit meinen täglichen Gefühlslagen so umgehe, als wären sie authetisch, schließlich ist es das, was ich im Augenblick absolut empfinde. Es ist dominant, es ist da. Aber der Gedanke, dass ich problemlos eine andere Gefühlslage haben könnte, ist ebenso richtig wie verwirrend.
Wo genau diese Überlegung hinführen soll, weiß ich derzeit nicht. Ich arbeite dran. Es beschäftigt mich.
Wie geht es Euch damit? Kennt Ihr das?
LG ............... Brickman