Liebe Gabi,
deine Lebensgeschichte ist auch beziehungsmäßig eine extreme Berg- und Talfahrt. Wen wundert es da, dass du Depressionen bekommen hast.
Und auch wenn du jetzt, wie du selber sagst, glücklich verheiratet bist, machst du auf mich nicht den Eindruck, dass du selber glücklich bist. Neben vielen anderen Details, die aus deinen Schilderungen hervorgehen, hast du einen sehr sehr großen Mitteilungsdrang was sowohl das Vergangene als auch das Gegenwärtige angeht. Dein Leidensdruck scheint doch immens groß zu sein.
<<meistens treten auch bei mir die depressiven Phasen auf wenn ich unter starken Druck gesetzt werde>>
oftmals sind wir es selber, die sich unter Druck setzen.
Ein Arzt sagte mal zu mir: ?der eine macht, der andere lässt machen?, d.h. Täter und Opfer passen oftmals zusammen. Es ist kein Zufall, dass gerade DU auf diese Partner getroffen bist. Eine in sich stabilere Frau hätte sich auf solche Typen instinktiv nicht eingelassen. Und es ist sicherlich auch kein Zufall, dass du genau zu einem bestimmten Zeitpunkt deinen jetzigen Mann kennengelernt hast.
Das hat mir meine eigene Geschichte irgendwann gezeigt:
Ich konnte in bestimmten Lebensabschnitten auch nur auf bestimmte Charaktere treffen. Die kranken Beziehungen bzw. Typen waren ein Spiegelbild meiner eigenen Seele. Auch ein stabilerer Mann hätte sich vor 20 Jahren nicht auf mich eingelassen.
<<sich immer Frauen gesucht hat, die in wirtschaftlicher oder mental schwacher Position waren.>>
wir alle suchen nicht, wir treffen unbewusst auf ganz bestimmte Charaktere.
<<Mit jedem Schritt Freiheit, den er mir geraubt hat, bin ich depressiver geworden.>>
<<Er hat immer Druck gemacht ... du bist schuld... wenn du es nicht so machst... denk an die Kinder u.s.w.>>
Mir fällt auf, dass du die Schuld immer bei demjenigen suchst, der mit dir etwas gemacht hat. Wenn du nicht lernst, dass du deinen wesentlichen Teil dazu beigetragen hast, nämlich es zugelassen hast, läufst du Gefahr, immer wieder in diese Tretmühle zu geraten.
Aber letztendlich hast du es ja doch geschafft, den Vampiren den Rücken zu kehren. Nur kann uns dieses Prinzip ja überall widerfahren, am Arbeitsplatz, mit Freunden, einem ungnädigen Bearbeiter auf irgendeinem Amt etc.
Die Mechanismen sind oft dieselben.
Ich denke, dass du ein ganz schönes Päckchen mit dir rumschleppst und noch lange lange nicht alles verarbeitet hast oder auch nur annähernd deinen inneren Frieden damit geschlossen.
Hast du schon mal eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie gemacht? Bei dem Ballast wäre das vielleicht angesagt. Auch wenn du in deiner jetzigen Beziehung glücklich bist, so ist das keine Garantie für die Ewigkeit. Und deine Vergangenheitskisten sind übervoll.
<<Seit drei jahren überwiegen die "manischen" Phasen - wobei sich meine lediglich in sehr reger Aktivität äussern>>
Hast du die Diagnose MD von einem Arzt gestellt bekommen? Denn rege Aktivität allein von Zeit zu Zeit ist für mich kein Anzeichen von Manie. Das hab ich auch gelegentlich ohne gleich manisch zu sein.
<<mein anderes problem ist nämlich, je mehr ich darüber nachdenke desto mehr fühle ich mich zum k.....>>
dann sprich es aus oder versuche nicht zu sehr dran zu denken. Vielleicht gelingt es dir dich abzulenken, wenn du es jetzt nicht schaffst es zu bearbeiten.
Noch ein, zwei Äußerungen meines Gruppentherapeuten aus der Tagesklinik:
?die Hölle sind nicht die anderen, die Hölle sind wir selbst.?
?Wir brauchen unsere Eltern nicht mehr, um uns zu quälen, das haben wir mit der Zeit selber perfektioniert:?
Der letzte stammt wohl aus Watzlawicks ?Eine Anleitung zum Unglücklichsein?. Diese Lektüre kann ich wirklich nur jedem empfehlen. Sie ist gleichermassen amüsant und lehrreich.
Liebe Grüße
Ramona
