Hello, you boys and girls!
Ganz abgesehen davon, dass ich diese bescheuerte Däubler-Gmelin ungespitzt und ungefragt in den Boden rammen könnte, auf dass sie in Tasmanien wieder rauskommt, geht es mir gut.
Seit zehn Tagen nehme ich jetzt 400mg Carbamazepin und 50mg Doxepin am Tag. Letzteres abends.

Bisher haben sich folgende Wirkungen bemerkbar gemacht:

Ich gleiche allmählich aus. Anfangs dieser Woche war ich zwei Tage nochmal richtig depri und den Tag darauf leicht gehoben, aber in der Depri fiel die ätzende Gereiztheit weg (juhu), ich hatte nicht das Gefühl, in der Welt mal aufräumen zu müssen, sondern kuschelte mich mit Zeitschriften, Büchern und Frühstück ins Bett, bis das Morgentief überwunden war. Ansonsten merke ich, wie die Symptome immer schwächer werden.
Es gibt auch ein paar lustige Wirkungen, die ich jedoch nicht auf Dauer haben möchte: In den letzten Wochen habe ich ohnehin immer viel geträumt, vor allem entsetzliche Alpträume. Jetzt träume ich noch mehr, wenn ich aufwache, kann ich mich immer an vier bis fünf Träume mit richtiger, fortgehender und erzählbarer Handlung erinnern, die Inhalte sind meistens buchstäblich traumhaft und der Personalaufwand stellt jeden Sandalenfilm in den Schatten. Alle und jeder, die mir jemals in meinem Leben begegnet sind, außerdem noch Hinz und Kunz, treffen sich neuerdings in meinen Träumen und erleben lustige Abenteuer. In jeder Nacht habe ich einen Traum, in dem ein großes Festbankett mit den erlesensten Köstlichkeiten vorkommt. Heute fand es bei meiner Tante im Garten statt mit deren Buletten und Kartoffelsalat. Als ich erwachte war ich aber nicht hungrig.

Meistens wache ich nach acht Stunden Schlaf auf, aber dann gelingt es mir nicht, die Augen zu öffnen, ich drehe mich noch ein dutzend mal rum und träume weiter, weil es so schön ist. Nach zehn Stunden wach ich dann auf einen Schlag richtig auf, brauche dann aber trotzdem noch zwei Stunden und viel Kaffee, um richtig in die Gänge zu kommen. Ich genieße dieses Traumdösen ja unglaublich, es erinnert mich doch sehr an den Zustand, den man nach Genuss von ganja erlangen kann, aber dieses nicht aus dem Tritt kommen (das ich auch vom Kiffen kenne) nervt mich auf die Dauer.

Den Tag über bin ich immer recht fit. Abends begebe ich mich meist mit großen Plänen und alten Gewohnheiten entsprechend aus dem Haus und radele gen Stampe. Doch dort muss ich feststellen: das Bier will mir nicht so recht schmecken und es ist auch gar nicht so richtig lustig (was aber auch am Übergang von draußen sitzen zu drinnen sitzen liegen kann), eigentlich würde ich viel lieber mit einem Buch in meinem Bett liegen... wenn ich dann auf die Uhr schaue und feststelle, dass ich noch nicht einmal zwölf Stunden richtig wach bin, kommt das natürlich nicht in Frage und ich quäle mich eine weitere Stunde und ein weiteres Bier rum, bis ich es gegen Mitternacht (sonst war ich gegen fünf immer der letzte Gast) einsehe und mich heimwärts begebe, wo es noch zehn Seiten zu lesen und dann süße Doxepin-Träume gibt.

Einmal nur habe ich es in der letzten Woche geschafft, betrunken zu sein, da ich nach einem Tag an der Sonne aus Unvernunft beim Würfeln fünf doppelte Kalaschnikows (4 cl Wodka + und hinterher beißt man in eine Zitrone, auf der ein Teelöffel brauner Zucker mit Stroh 80 karamelisierte, lecker & ein toller Kick!!!) innerhalb einer Stunde gekippt habe und dann von einer Sekunde auf die andere mein Kopf auf den Tresen knallte und ich zwei geschlagene Stunden schlief, bevor es jemandem gelang, ein paar Worte mit mir zu wechseln und ich ohne zu bezahlen heimwährts fuhr. Sonst ist es überhaupt nicht meine Art, dass mir der Kopf auf den Tresen knallt und ich penne (womöglich noch angemalt werde!!!). Am nächsten Tag hatte ich nicht den kleinsten Kater.

So angenehm ich diese ganzen Wirkungen finde, so will ich doch das Doxepin, sobald ich ausreichend harmonisiert bin, wieder absetzen. Ich finde die Wirkungen nämlich so angenehm dass ich befürchte, ich würde in Zukunft bei der kleinsten Unpässlichkeit so ne Pille einwerfen und mich tralala fühlen. Als ich Anfang der Woche so depri war, dachte ich mir gleich: Na, der Tag ist so und so im Arsch, dann kann ich auch gleich ne Doxepin nehmen und den Tag durchträumen... da soll mir einer sagen, dass das Zeug nicht abhängig macht, hahaha!

Hat jemand Erfahrung? Kann man es problemlos absetzen? Geht das mit der Müdigkeit (und auch körperliche Kraftlosigkeit, das Radeln ist doppelt so anstrengend als zuvor, aber ich beweg mich ja eh nicht viel, so merk ich es kaum) auf Dauer weg?

Kobold, deine Meinung zur Einnahme von Medikamenten ist mir geläufig, es tut nicht Not, dass du sie hier noch einmal in deiner frischen Art kundtust. Es sei denn, du ärgerst dich jetzt, dass es bei mir so traumhaft wirkt. Hehehe.

Mit freundlichen Grüßen
Her Majesty
Sumosimi