Hallo Honigmaul!
Dass es nicht einfach wird, weiß ich. Mir schwirren selbst tausend Gedanken durch den Kopf. Bestimmt schon seit einem Jahr stelle ich mir die Frage: Schaffe ich das??? Wenn es mir nach der Schwangerschaft so geht, wie es mir jetzt geht, dann bin ich mir relativ sicher, dass ich es schaffen werde. Da ich beruflich einige Jahren Erfahrungen mit Kindern habe und auch mit Babies weiß ich konkret, was auf mich zu kommt. Dennoch gibt es auch Unterschiede bei den Kindern. Jedes Kind ist anders, hat andere Bedürfnisse. Ein bisschen Sicherheit gibt mir meine berufliche Erfahrung aber schon. Denn wenn ich nur von außen betrachtet hätte, wie schön es ist, Kinder zu haben, dann wäre meine Wahrnehmung ziemlich getrügt. Glückliche Mütter, die ihren Kinderwagen vor sich herschieben, Familien bei ihren Sonntagsspaziergängen usw. Das sind nur kleine Ausschnitte eines Familienlebens, die Realität sieht meist anders aus. Dann seh ich immer wieder, welch Glücksgefühle es in mir auslöst, wenn ich Kinder aufwachsen seh. Jeder kleine und große Entwicklungsschritt, den ein Kind macht, ist ein Wunder der Natur und eine große Freude. Wenn ich all diese Erfahrungen nicht hätte machen dürfen, würde ich wahrscheinlich etwas blauäugig an meinen Kinderwunsch herangehen. Mein Manko im Moment ist noch, dass ich noch kein großes soziales Netz habe. Meine Mutter ist vor vier Jahren plötzlich gestorben, die Schwiegereltern wohnen etwas weiter weg. Ich habe eine sehr gute Freundin, hier vor Ort und nicht zuletzt meinen Mann. Da muss ich mich noch schlau machen, welche Betreuungsmöglichkeiten für den schlimmsten Fall angeboten werden könnten. Wenn da jemand etwas drüber weiß, ob es vielleicht irgendwelche Hilfen gibt, wäre ich über Infos auch sehr dankbar. Ich weiß z.B. dass die Diakonie in einigen großen Städten das Projekt "wellcome" anbietet. Ehrenamtliche Betreuungskräfte unterstützen die Familie nach der Geburt, damit die Mutter sich auch mal ausruhen kann, vielleicht den Haushalt machen kann usw. Ich wollte damals selbst so ein Ehrenamt übernehmen, als ich mich nicht in der Lage fühlte, wieder vollzeitig in meinem Beruf zu arbeiten. Leider ist kurz vor Antritt dieses Ehrenamtes meine Mutter gestorben, so dass ich mich um meine pflegebedürftige Oma kümmern musste, die meine Mutter zuvor gepflegt hatte. Dies war auch eine immens wichtige Erfahrung für mich. Dass ich in einer Extremsituation, die durch den Tod meiner Mutter ausgelöst wurde, noch in der Lage war, einen anderen Menschen zu versorgen. Ich konnte einfach nicht im depressiv im Bett liegen bleiben, so wie ich es sonst tat, wenn etwas schlimmes in meinem Leben passierte, sondern musste mich um meine Oma kümmern. Ich wunderte mich zwar etwa, woher plötzlich die Kraftreserven herkamen, aber sie waren da.
Ich kann nach der Geburt in ein tiefes Loch fallen. Aber in welches Loch falle ich vielleicht in 10-15 Jahren, wenn ich keine Kinder mehr bekommen kann? Mach ich mir da nicht Vorwürfe, es nicht versucht zu haben? Zumal ich momentan eine gute Phase habe? Verliere ich sogar meinen Partner, weil er sich selbst eine Familie wünscht? Wo stehe ich dann? Ich denke, mit Unterstützung ist es möglich und hier melden sich ja auch einige Frauen, die es auch geschafft haben und ihre Kinder nicht mehr hergeben würden. Dass es mir nach der Geburt schlecht gehen könnte, muss ich mit einkalkulieren. Und dafür sorgen, dass die bestmögliche Versorgung des Kindes dennoch gewährleisten werden kann.
Dass Deine Psychiaterin meinte, es wäre die Norm, von Ausnahmen abgesehen, dass man dann in ein tiefes Loch fällt, kann ich nicht so ganz glauben. Ich glaub, das ist einfach nicht richtig.
Viele, liebe Grüße
Lucia