So dann zu meiner 2. Schwangerschaft unter Seroquel Prolong:
Nach meiner letzten Krankheitsphase bin ich dann wieder (unter anderem) auf Tegretal eingestellt worden und zusätzlich Zyprexa als Schutz.
Ich habe zwischenzeitlich viele Berichte anderer erkrankter Frauen bei "Schatten und Licht" gelesen und mich ein bißchen getröstet, dass ich nicht die Einzige bin, die nach der Entbindung psychisch erkrankt ist. Grad aus diesem Forum habe ich viele hilfreiche Tipps und Anregungen erhalten.
Auch auf der Seite "Frauen und Psychiatrie" habe ich mich zum Thema Schwangerschaft und Psychopharmaka eingelesen.
Um mir meinen Kinderwunsch erneut zu realisieren, habe ich dann zunächst einen Versuch gestartet, nur mit Zyprexa auszukommen, da ich auch beim 2. Kind nicht unter Tegretal schwanger werden wollte.
Das hat aber leider nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe und ich musste wieder kurzfristig in die Klinik, hab mich aber mit Frühwarnzeichen abgefangen, so dass ich nicht wieder krank geworden bin.
Nachdem mein derzeitiger Psychiater auch nicht mehr weiterwusste und mir mit den Worten "Kommen Sie nicht damit klar wenn ihr Kind durch ihre Medikamenteneinnahme geschädigt sein könnte" weiterhin zum Tegretal geraten hat, habe ich ihn in einem letzten Versuch dazu gebracht, doch mal selbst bei Embryotox anzurufen, ob es für mich denn keine Alternativen gäbe.
Aha, er war dann total begeistert von denen und hat mir Seroquel PL als Alternative aus dem Hut gezaubert und mich auch darauf umgestellt. Ich hab mir dann noch eine gewisse Zeit gelassen, um zu schauen, ob ich stabil bleibe und festgestellt, das Seroquel PL reicht mir alleine aus, ich hab mich sogar stabiler gefühlt als vorher.
Das Seroquel war bisher im Tierversuch nicht fruchtschädigend und alle bisher dokumentierten Schwangerschaften darunter unauffällig. Dazu muss ich aber sagen, bisher sind nur ca. 150 Schwangerschaften überhaupt darunter registriert, was ja nicht grad viel ist, um eine definitive Aussage zu treffen.
Ich hab mich mit meiner Schwangerschaft auch anonym bei Embryotox registrieren lassen, damit noch weitere Erfahrungen zu Seroquel vorliegen. Ich war auch froh für alle Daten, die hierzu bereits vorlagen.
Dann bin ich schwanger geworden, während meiner gesamten 2. Schwangerschaft (auch in den ersten drei Monaten) habe ich 300 bis 400 mg Seroquel Prolong durchgehend genommen, da ich zuviel Angst hatte, durch einen Absetzversuch wieder krank zu werden und mein Kind durch viele verschiedene Medikamente während einer schweren Phase zu gefährden.
Ich hab mir diesmal sehr viel Mühe gegeben, eine gute Nachsorgehebamme zu finden, zu der ich Vertrauen hatte und die auch offen für psychische Erkrankungen ist.
Auf Grund vorzeitiger Wehen war ich diesmal früh krankgeschrieben, hab aber nur zu Hause gelegen und nicht mehr stationär im Krankenhaus.
Meinen Gynäkologen habe ich diesmal auch vorab über meine Erkrankung informiert und gleich zu Anfang der Schwangerschaft angegeben, dass ich mich schon auf der Entbindungsstation auch konsiliarisch durch die Psychiater mitbetreuen lassen möchte, um eine erneute Wochenbettpsychose zu vermeiden.
Über Schatten und Licht bin ich dann auf den von mir schon mehrmals erwähnten Ratgeber von Prof. Rohde gestoßen, der mir sehr viel weitergeholfen hat. Anhand der im Ratgeber vorgeschlagenen Fallbeispiele von anderen Erkrankten habe ich nochmals überlegt, dass der Vorschlag meines behandelnden Psychiaters bzgl. der Medikamente vor und nach der Entbindung nicht so optimal ist und habe mich um einen Gesprächstermin mit ihr bemüht.
Ich hatte dann das Glück, dass sie mich auch tatsächlich nochmals selbst beraten hat zur Frage, wie ich einer erneuten Wochenbettpsychose entgehen könnte.
Bzgl. der Medikamente hat sie mir geraten, direkt nach der Entbindung mindestens 700 mg Seroquel PL zu nehmen zzgl. Valium oder sonstigem, um nur ja weiterhin durchschlafen zu können. (mein Psychiater meinte 400 mg reichen aus).
Sie hat mir auch geraten, meine Medikamente nicht vor der Entbindung zu reduzieren, sondern wie bisher beizubehalten. (Mein Psychiater hätte diese in den Wochen vor der Entbindung stark reduziert um Anpassungsstörungen beim Kind zu vermeiden)
Gerade bzgl. der Abstillpille hat sie mich extra nochmals bestärkt, diese nicht zu nehmen und statt dessen pflanzlich abzustillen, da die Abstillpille möglicherweise psychosefördernd ist und psychisch destabilisieren könnte.
Vom Thema Stillen habe ich mich gedanklich bereits in der Schwangerschaft freiwillig verabschiedet, um mein Kind nicht noch nach der Geburt durch die vielen nötigen Medikamente zusätzlich zu belasten.
Außerdem bekommt man meiner Erfahrung nach sehr wenig Schlaf, bis das Stillen sich eingependelt hat, das Risiko war mir hier zu hoch, wieder manisch durch den Schlafentzug zu werden.
Das Ergebnis unseres Gespräches hat Prof. Rohde dann als Information für die Geburtshilfe/Hebamme zusammengefasst uns ich habe es jedem im Vorfeld ausgehändigt. Auch der Kinderarzt war vorab informiert, dass ich Medikamente nehme.
Leider kam es dann schon in der Woche vor der Geburt zu viel Stress mit den diensthabenden Gynäkologinnen, ich musste letztendlich um alles kämpfen, insbesondere um mein Einzelzimmer.
Die konnten auch mit dem Satz "Patientin muss unbedingt schlafen" bzw. mit dem Wort "Reizabschirmung" nix anfangen und haben mich massiv unter Druck gesetzt.
Aber gut, auch mein 2. Kind kam dann letztendlich normal auf die Welt, ohne Kaiserschnitt wie die es gerne gehabt hätten. Pflanzlich abgestillt hab ich dann mit Hilfe meiner nachbetreuenden Hebamme zu Hause, weil mir da auch keiner auf der Entbindungsstation geholfen hat.
Also insgesamt diesmal von Seiten der Gynäkologinnen trotz Masterplan ein echtes Trauerspiel. Hauptsache ich und mein Mann haben den Plan verstanden, mehr kann ich dazu nicht sagen, wir waren sehr enttäuscht.
Dafür haben mich die Psychiater diesmal super betreut.
Krank geworden bin ich dank der starken Medikamente diesmal gar nicht mehr, ich konnte diese auch schon wieder zum Teil reduzieren, war keinen Tag von meinem Kind getrennt und habe statt einem halben Jahr keinen Tag mehr auf der psychiatrischem Station verbracht.
Mein Mann hat die erste Zeit mit mir Elternzeit genommen, um die Fütterungen nachts übernehmen zu können, damit ich weiterhin durchschlafen kann.
Die ersten beiden Wochen hatten wir gar keinen Besuch, danach nur wenig, bis ich mich wieder fitter gefühlt habe nach dem ganzen Stress.
Also mein Fazit:
Diesmal ist es viel besser gelaufen als beim ersten Mal.
Angst hatte ich trotzdem immer dass was mit mir oder meinem Kind schief geht.
Derzeit bin ich einfach nur superglücklich und genieße meine beiden gesunden süßen Kinder in vollen Zügen.
Ich würde jeder Frau raten, sich vor einer geplanten Schwangerschaft vorab gründlich zu informieren und das Ganze auf jeden Fall stabil anzugehen.
Eine schwere Erkrankungsphase, vor allem in der Frühschwangerschaft, ist auf jeden Fall der Supergau genau wie die Tatsache, wenn das Kind durch die Medikamenteneinnahme geschädigt auf die Welt kommt.
Wichtig ist es aus meiner Erfahrung auch, dass der Partner in alles einbezogen wird und auch über Frühwarnzeichen sensibilisiert ist. Mein Mann hat immer mit mir drauf geachtet, dass ich durchschlafen kann, für mich sind Schlafstörungen mein wichtigstes Frühwarnzeichen.
Allen Anderen die den Versuch wagen wünsche ich viel Glück und hoffe ich konnte mit meinen Tipps/Adressen/Erfahrungen helfen, wär ja schön wenn die Anderen die das Ganze hinter sich gebracht haben uns auch an ihren Erfahrungen teilhaben lassen.
Und vielleicht noch mal ein klares Statement zum Schluss:
Ich habe beide Ratgeber von PD Dr. Krüger, sowohl für Ärzte als auch für Mütter auch gelesen und kann diese nicht empfehlen. Ich bin froh, dass ich mich auf den Ratgeber von Prof. Rohde gestützt habe und ihr persönlich sehr dankbar.