Fragen von Angehörigen:
Wie kann ich als Partner in der Krise meines Gegenübers auf Augenhöhe bleiben, oder anders ausgedrückt, wie schaffe ich es, nicht zum reinen "Helfer" zu werden und in die Co-Abhängigkeit zu geraten?
Wie schaffe ich den Balance-Akt zwischen vorsichtigem "im Auge behalten" und massivem "Kontrollieren"?
Was hilft mir, trotz meiner Sorgen und Ängste "auf Augenhöhe" zu bleiben?
Seien Sie sich stets bewusst, dass Ihr Partner nach wie vor ein mündiger und für sich selbst verantwortlicher Mensch ist. Zunächst einmal ist es seine Aufgabe, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und Wege zu finden, sie zu bewältigen. Natürlich können Sie ihn dabei unterstützen, aber Sie sind nicht für ihn verantwortlich.
In einer akuten Krise kann es allerdings vorkommen, dass Sie für eine Zeit lang einen Teil der Verantwortung übernehmen und z.B. in finanziellen Angelegenheiten versuchen, Ihren Partner vor Schäden zu schützen. In besonders schlimmen Phasen kann es vorkommen, dass Sie eine Zwangseinweisung anregen (müssen), um den Betroffenen vor Selbst- oder Fremdgefährung zu schützen. Dabei fällt es natürlich schwer, auf „Augenhöhe“ zu bleiben – aber machen Sie sich dann bitte klar, dass es sich hierbei um eine Ausnahmesituation handelt.
„Auf Augenhöhe sein“, das bedeutet gegenseitiges Vertrauen und gegenseitig anerkannte Autonomie. Kontrolle und Misstrauen sind hier fehl am Platze. Sie als Angehöriger müssen sich das vielleicht ab und zu ins Gedächtnis rufen, vor allem nach verletzenden Ereignissen in akuten Krankheitsphasen. Führen Sie eine offene Kommunikation mit dem Betroffenen, sagen Sie ihm, wenn Sie sich Sorgen machen, weil er seine Medikamente unregelmäßig nimmt oder zu wenig schläft, aber bevormunden Sie ihn nicht. Lernen Sie, ihm auch im Umgang mit seiner Erkrankung zu vertrauen. Nur dann können Sie auf Augenhöhe bleiben.