Verschiedene Körperhormone können bei sensiblen Menschen eine Depression auslösen bzw. erhalten. Es hat sich gezeigt, dass diese Hormone besonders in der zweiten Hälfte der Nacht ausgeschüttet werden. Die Grundidee der Wachtherapie ist es, diese Phase zu überbrücken und die Patienten am Schlafen zu hindern.
Man unterscheidet einen partiellen (teilweisen) Schlafentzug, bei dem nur in der zweiten Nachthälfte nicht geschlafen wird, und einen vollständigen Schlafentzug. Es kommt in etwa der Hälfte der Fälle zu einer messbaren Verbesserung der Stimmung am Folgetag. Um den Effekt über einige Tage zu erhalten, kann an den Schlafentzug eine Schlafphasenvorverlagerung an- schließen. Oft geht eine Wachtherapie auch mit einer gleichzeitigen Lichttherapie einher, welche zusätzlich den circadianen Rhythmus beeinflusst.
Ein großer Vorzug des Schlafentzugs als Behandlungsmethode bei Depressionen ist das Fehlen von Nebenwirkungen. Die Therapie schlägt am besten bei jenen Depressionen an, die tageszeitabhängig unterschiedlich stark auftreten (diese sind häufiger morgens nach dem Aufwachen stärker, dagegen schwächer am Abend ("Abendhoch").
Leider hat die Wachtherapie nur eine unzureichende rückfallvorbeugende Wirkung und wird deshalb in der Akutbehandlung einer Depression zusammen mit Stimmungstabilisierern eingesetzt. Auch sollte immer bedacht werden, dass eine Wachtherapie ein Switchrisiko darstellen kann, also eine Umkehrung der depressiven Situation in eine (Hypo)Manie.
Quelle: Dr. Britta Bernhard, Universitätsklinik München u.a.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.09.09 02:16.