Hinweis: Dieser Artikel wurde von einer Forumsteilnehmerin erstellt. Die DGBS übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben.
Antipsychotika (Neuroleptika = NL) wurden ursprünglich zur Behandlung von Schizophrenie entwickelt.
1950 synthetisierten und1952 erkannten J. Delay und P. Deniker bei Studien die antipsychotische Wirkung von Chlorpromazin (sie entdeckten die sedierende Wirkung bei manischen Patienten). Es war nach Promethazin (Atosil) eines der ersten Psychopharmaka, mit der man die bisher unbehandelbaren Schizophrenien erfolgreich symptomatisch kurieren konnte. Das Chlorpromazin war der spätere „Standard“ für die Wirkung der in den nächsten Jahren entwickelten Neuroleptika. In den folgenden Jahren wurde ein gutes halbes Dutzend weiterer Neuroleptika entdeckt und entwickelt (1958 Haloperidol). Es existierten bis zu den neunziger Jahren drei Substanzklassen, die Phenothiazine, die Thioxanthene und die Butyrophenone, die alle jedoch gemeinsam hatten, das sie extrapyramidal-motorische Nebenwirkungen hatten. Am Beginn der Entwicklung der Neuroleptika setzte man sogar die Stärke der extrapyramidal-motorischen Symptome gleich mit der antipsychotischen Wirkung.
Erst als man 1967 das Clozapin entwickelte und die Beobachtung einer guten antipsychotischen Wirkung ohne extrapyradimal-motorische Symptomatik machte, kam man von dieser Vorstellung ab und das erste „atypische Neuroleptikum“ war entdeckt. Clozapin hat jedoch eine sehr schwerwiegende Nebenwirkung, die nach weiterverbreitetem Einsatz zu Tage trat. Es kann zu jedem Behandlungszeitpunkt und unabhängig von der Dosierung eine plötzliche Agranulozytose auslösen, was in der Vergangenheit zu tödlichen Komplikationen geführt hat. Deshalb wird es in Deutschland kaum noch eingesetzt. Es ist sozusagen die „letzte“ Alternative, wenn sonst keine Antipsychotika anschlagen. Die Gruppe der atypischen Neuroleptika umfasst heute eine heterogene Substanzgruppe, zu der neben dem Clozapin und Sulpirid das Melperon sowie
verschiedene Phenothiazine (z.B. Thioridazin) gezählt werden (Klages et al.,1993). In den letzten Jahren ist eine Reihe von „atypischen Neuroleptika“ entwickelt worden, wie Olazanpin, Quetiapin und Risperidon, die ein dem Clozapin ähnliches Rezeptorprofil haben.
Antipsychotika werden bei der Bipolaren Störung zur Behandlung der akuten Manie eingesetzt und auch z.T. in der Phasenprophylaxe.
Es gibt die
typischen („alten“)
hochpotenten Neuroleptika, die eine starke antipsychotische Wirkung haben und nur zum Teil eine sedierende Wirkung (Benperidol [Glianimon] ist in dieser Gruppe das stärkste bekannte NL) und es gibt
niederpotente typische Neuroleptika (Promethazin [Atosil] ist in dieser Gruppe eines der bekanntesten NL), die eine schwache antipsychotische Wirkung haben und einen stärkeren sedierenden Effekt.
Eine der größten Problematiken bei den typischen hochpotenten Neuroleptika sind ihre zum Teil sehr starken und die Lebensqualität schwer beeinträchtigenden Nebenwirkungen. Deshalb werden sie meist nur noch bei schizoaffektiven oder schizophrenen Patienten als Dauermedikation eingesetzt. Der bipolar Erkrankte begegnet ihnen jedoch noch häufig in der stationären Behandlung einer akuten Manie.
Die sedierende Wirkung der niederpotenten Neuroleptika wird oft ausgenutzt, um den gestörten Schlafrhythmus bei bipolaren Patienten auszugleichen, damit kann man den Einsatz von potentiell abhängig machenden Schlafmitteln umgehen.
Aus demselben Grund werden sie zur Beruhigung eingesetzt, um die Gabe von Benzodiazepinen zu vermeiden.
Ein Problem besteht bei dem Einsatz vor allem der typischen (älteren) Neuroleptika bei der Bipolaren Störung darin, dass als unerwünschte Wirkung eine Depression verstärkt oder ausgelöst werden kann.
Seit ungefähr 10 Jahren sind die sogenannten
atypischen Neuroleptika auf dem Markt. Beispiele dafür sind Quetiapin oder Olanzapin, die in der Zwischenzeit beide auch die Zulassung als Stimmungsstabilisierer (Phasenprophylaxe) erhielten. Sie unterscheiden sich in erster Linie von den typischen Neuroleptika dadurch, dass sie eine bestimmte Art von Nebenwirkungen (die sog. EPS = extrapyramidale Symptome und das Auslösen einer Depression) nicht oder nur schwach hervorrufen. Auch hier gibt es sehr unterschiedliche Präparate, die sich sowohl in der chemischen Struktur als auch in den hervorgerufenen Wirkungen stark von einander abheben. So ist das eine Medikament sehr sedierend (z.B Quetiapin), während ein anderes (z.B. Risperidon) eher antriebsteigernd wirkt. Ebenso sind die Nebenwirkungsprofile sehr unterschiedlich.
Für alle Neuroleptika gilt:
Es wurde über Fälle von Verlängerungen des QT-Intervalls, ventrikulären Arrhythmien, plötzlichen Todesfällen ungeklärter Ursache, Herzstillstand und Torsade de pointes (potentiell tödliche Herzrhythmusstörung) unter der Einnahme von Neuroleptika berichtet. Sie gelten als Klasseneffekt.
Antipsychotika (Neuroleptika):
Typische Neuroleptika:
Haloperidol (Haldol),
Promethazin (Atosil),
Melperon (Buronil),
Benperidol (Glianimon)
Atypische Neuroleptika:
Olanzapin (Zyprexa),
Quetiapin (Seroquel),
Risperidon (Risperdal) etc.
Legende: zuerst werden die Wirkstoffe genannt, danach (in Klammer) einer von mehreren Handelsnamen. Die Listen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Quellen:
- Kim Kowoll „Körpergewicht und Serumtransaminasen im Verlauf von Behandlungen mit Olanzapin“
- Wikipedia
8-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.07.12 21:57.