Hallo Urlauberin,
ich hatte trotz Medikation einen Rückfall in eine schwere Depression, die insgesamt etwa 11 Monate dauerte.
Ich habe aber auch von (bipolaren) Depressionen gelesen, die bis zu 2 Jahren gedauert haben.
Die Länge und Tiefe der Depression bestimmt bei mir auch immer, wie lange der Prozess der Rückkehr dauert.
Während der Depression hatte ich in schwereren Stadien keinerlei Hoffnung, dass sich der Zustand jemals wieder ändern würde.
Bei leichteren bis mittleren Stadien ist bei mir die Rückkehr in einen Normalzustand fast unmerklich.
Irgendwann stelle ich einfach fest, dass ich wieder mehr Antrieb und bessere Stimmung habe, und mich dann kaum noch von anderen unterscheide, also keine krankheitswertigen Einschränkungen mehr habe.
Ich habe im Durchschnitt (unbehandelt) Hochzustände im Bereich von zwei Wochen bis zu etwa 3-4 Monaten, dann ist meist der Körper so ausgebrannt und erschöpft, dass sich Hypomanien und Manien nicht mehr halten können (Schlafentzug, Ermüdung, Auszehrung durch Appetitlosigkeit und Überaktivität...)
Die Depressionen haben da bei mir ein weiteres Spektrum, das kann von kurzzeitigen Tiefs von ein paar Tagen eben bis zu 11 Monaten als bisherig längstem Zeitraum reichen, langfristige Tendenz: steigend.
Das sind die persönlichen Erfahrungswerte bei mir aus 19 Jahren ohne Behandlung und Diagnose und 4 Jahren mit als Betroffener.
Nach dem, was ich hier gelesen habe, sind das wohl durchaus recht weit verbreitete Zeiträume.
Prof. Bräunig schrieb einmal von Durchschnittswerten von etwa 3-6 Monaten bei Manien und 9-12 Monaten bei Depressionen, die genaue Zitatstelle habe ich aber gerade nicht gefunden. Wohlgemerkt beziehen sich die Daten wohl auf unbehandelte bzw nicht günstig beeinflussbare Phasen.
Darf ich fragen, welche Medikamente dein Mann in welcher Dosierung bekommt?
6 Monate Depression sind recht lang, in den meisten Fällen lassen sich Depressionen medikamentös innerhalb von 4 bis 12 Wochen beenden, je nach eingesetzter Medikation und dem Ansprechen des Betroffenen.
4-5 Wochen ist die übliche Zeit, bis Antidepressiva ihre volle Wirkung zeigen sollten, und sozusagen in der Grunddosierung erste deutliche Verbesserungen zeigen sollten. Bei schwereren Zuständen ist dann u.U. ein vorsichtiges Aufdosieren nötig, was je nach Zieldosis oder Medikationswechsel, falls ein Antidepressivum eben keine Wirkung zeigt, weitere Wochen dauert.
So kann wohl im Durchschnitt etwa bei wirksamer Behandlung eine Depression auf unter 3 Monate Krankheitsdauer gedrückt werden, im Vergleich zu oben genannten unbehandelten Phasendauern.
Leider gibt es gerade für Depressionen keine dauerhaft verschreibbaren Medikamente, die ein sicheres Ansprechen und damit den Ausstieg aus der Krankheitsphase garantieren können.
Im Gegensatz zu den Neuroleptika z.B., die Manien im Vergleich dazu sehr zuverlässig und kurzfristig beenden können, *meist* innerhalb weniger Tage bis Wochen.
Für schwere Fälle von Depression gibt es noch die EKT (Elektro-Konvulsionstherapie), die in kurzfristigen Intervallen unter Vollnarkose vorgenommen für viele Patienten, die medikamentös nicht aus der Depression kommen, sehr gute Ergebnisse bringt. Die Nebenwirkungen und Risiken sind in erster Linie die Nebenwirkungen von Vollnarkosen im Allgemeinen, sowie kurzzeitige Amnesien.
Meist wird EKT nur bei schweren Depressionen angedacht, aber wenn eben gar nichts hilft, ist das zumindest ein weiterer möglicher Weg, der deutlich besser zu sein scheint, als sein Ruf.
Weiterhin können kontrollierte Schlafentzüge, richtig eingesetzt, den Ausstieg aus einer Depression bringen, oft mit überraschend gutem Erfolg. Zumindest gibt es durch sie für die meisten Betroffenen mindestens für einen Tag oder ein paar Stunden eine Unterbrechung der schlechten Stimmung - was in der Wirkung nicht unterschätzt werden sollte. Für mich persönlich ist das ein relativ gutes und einfaches Mittel für Erleichterung einer Depression oder sogar den Ausstieg. Man sollte allerdings vorher genaue Anweisungen dafür haben bzw. sich beim Psychiater holen.
Hat dein Partner weitere Hilfen, ist er arbeitsfähig, ist er in einer Selbsthilfegruppe oder unterstützenden Psychotherapie, oder ähnliches? Das kann alles sehr hilfreich sein.
Liebe Grüße,
M.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.01.12 19:54.