Ich bin 3 Jahre vor der Maueröffnung nach Berlin gezogen. Ich habe noch die Phase miterlebt, dass ich regelmäßig nach Ost-Berlin zu Besuch fuhr ( ich hatte übers Radio eine Frau kennengelernt) und so hatte ich auch einen Einblick in das Leben jenseits der Grenze.
Visumpflicht, Stempel holen und dann die Übergänge -Friedrichstraße, Tränenpalast, immer darauf bedacht bei der Personenkontrolle kein blödes Gesicht zu machen. Das war jedes mal unangenehm.
Und der 9.November - mein Freund und ich haben ihn verschlafen, von nichts gewusst, am nächsten Tag ging ich zu meiner Kurzzeitstelle in einer Küche und erfuhr dort vom Mauerfall. Ich habe es fortan immer bedauert, alles nur im Nachhinein im Fernsehen zu sehen.. Aber dann hatte ich meine ganz besonderen Erlebnisse. 2 Tage nach Maueröffnung kamen die Ost-Berlin Freundinnen zu uns. Sie hatten von irgendwo anrufen können und ich wartete auf das Taxi ,um sie auszulösen So erlebten wir auch die irre langen Schlangen vor den Geldinstituten - für das Begrüßungsgeld.
Das für mich schönste Erlebnis war in der Nacht zu Heiligabend, wo wir Westler offiziell von Visapflicht und Zwangsumtausch befreit waren Wir fuhren mit 3 Autos- 2 Westler ein Ossi gemeinsam zur Bornholmer Brücke und genau um Mitternacht- Heiligabend fuhren wir parallel über diese Grenzstelle - auf der Ostseite wurden wir empfangen, die Autos geschaukelt, die Beifahrerinnen mit Sekt begrüßt, Kekse in den Schoss. Es macht mir jetzt noch Gänsehaut ob dieses wunderschönen Erlebnisses.
Und Silvester waren wir mit Münchner Freunden am Brandenburger Tor, Pariser Platz - Ostseite, im Rucksack alles dabei um das erste gesamtdeutsche Neujahr zu begrüßen. Zum Glück waren wir schon weg Richtung S-bahn, als das Unglück mit der Videowand passierte.
Es ist ein Jammer, dass noch immer und immer mehr Gräben zwischen Ost und Weg entstanden sind, statt dass man diese historische Chance nutzt ,ein neues Deutschland entstehen zu lassen und sich darüber zu freuen, dass diese elendige Mauer Geschichte ist.
Liebe Grüße
Irma