Liebe Betroffene,
ich bin ein künstlerisch-kreativer Mensch und lebe seit ungefähr dreißig Jahren mit der bipolaren Erkrankung, die aber erst vor etwa 3 Jahren richtig diagnostiziert worden ist. In mehreren Aufenthalten in psychiatrischen Krankenhäusern erhielt ich leider immer diesselben falschen Diagnosen entweder einer unipolaren Depression oder einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Da ich ausschließlich in sehr kreativen Berufen tätig war (Marketing, Opernhäuser), kam nie einer der behandelnden Ärzte auf die Idee, dass ich auch manisch sein könnte. Eigentlich ist das ziemlich merkwürdig, vermutlich lag es an der durchweg schlechten Anamnese. Mit der heutigen Erkenntnis bin ich zudem der Meinung, dass die Diagnoseverfahren für die bipolare Erkrankung, insbesondere die zahlreichen Fragebögen, unzureichend sind. Darf ich hier im Forum fragen, wer von Euch auch Künstler ist und wie Eure Erfahrungen im Umgang und der Diagnose aussehen? Wie geht Ihr damit um, dass die bipolare Erkrankung bis heute nicht heilbar ist? Hat es bei Euch auch so lange gedauert, bis Ihr wusstet, dass Ihr bipolar seid? Wie geht Euer Umfeld, Eure Angehörigen mit Eurer Krankheit um? Müsst Ihr Euch auch immer wieder rechtfertigen, weil Euer Leben vielleicht Brüche und Scheitern aufweist? Erlebt Ihr gerade bei bürgerlichen Existenzen auch Stigmatisierung? Müsst Ihr Mitmenschen die bipolare Erkrankung erklären, weil sie Euch vielleicht in die Ecke eines gefährlichen Psychopathen stecken, gerade wenn Ihr manisch seid? Ich werde im neuen Jahr ein Buch schreiben über mein bisheriges Leben im Schatten der lange unentdeckten Erkrankung.