Hallo Wesker,
Max Mutzke mit seiner alkoholkranken Mutter war eigentlich nur der Anstoß für mein Nachdenken. Ich habe mch in den letzten Jahren recht intensiv mit den Kindern psychisch erkrankter Eltern befasst und dabei auch mit den KIndern suchtbelasteter Eltern. Er schildert ja wie durch den Familienzusammenhalt der Kinder mit Vater die Entwicklung der Kinder störende Auswirkungen bis zur eigenen Erkrankung nicht auftraten. Resilienzen wurden also gefunden und werden gelebt. :)
Dann geht die Verarbeitung des Erlebens mit der Mutter scheinbar auf andere Ebenen.
Heute gibt es verschiedene HIlfen, Entgiftungen, Therapieprogramme (Methadon) für suchtkranke Menschen. Ebenso für uns Bipo´s gibt es inzwischen mehr als einen ganzen Sack voll Hilfen, Medis, Therapien und andere Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit der Erkrankung. Bei manchen greifen sie, bei anderen nicht. Wieder andere wissen wohlmöglich nicht viel über ihre Erkrankung und die Möglichkeiten der Behandlung. Bei wieder anderen wird die Bipo durch die Sucht verdeckt oder aus Perspektive der Betroffenen in Schach gehalten. - Dafür schreiben wir hier ja auch. Bei jedem, der durch die Folgen der Krankheit viel zu früh stirbt, sei es durch Folgeerkrankungen oder durch Suizid, frage ich mich und vielleicht auch andere sich, Schxxße warum haben wir ihn/sie nicht erreicht. Wäre doch heutzutage eigentlich nicht nötig gewesen bei entsprechender Aufklärung, Motivationstraining, verstehenwollendem Zuhörens, Arbeit mit dem Familiensystem etc..
Dann kommt dieser Satz, der Mutzke eine andere Perspektive ermöglichte: "Vielleicht könnt ihr akzeptieren, dass es der einzige Weg war, den sie gehen konnte." - nach dem Tod der Mutter der Familie zugesprochen.
Was heißt denn das?
Kann das für den Sucht- wie Bipo-Erkrankten ein Zuspruch sein, sich dem "Suff" zu ergeben oder auch jede einzelne Manie bis zum Erbrechen ausleben zu müssen und zum zig-tausendsten Mal eine Bruchlandung hinzulegen? Das widerspräche ja unserer Selbsthilfeerfahrung ganz immens. Behandelbar ist ja beides.
Dennoch wird es meiner Meinung nach immer wieder auch erkrankte Menschen geben, die Hand an sich legen. Manchmal meint man, ja das ist irgendwie nachvollziehbar. Aber in der Tiefe kann wohl dann doch niemand den Grund(im Komplex) für diese Entwicklung beim Einzelnen begreifen. Wie wir hier ja immer wieder feststellen, jeder lebt seine ganz persönliche Version der BST trotz aller erfahrenen Gemeinsamkeiten.
Damit komme ich zum Eigentlichen, was mich beschäftigt. Wie eine Erkrankung verläuft, was hift, greift oder auch nicht, hat auch immer wieder mit Glück zu tun, mit positiven Begegnungen, Begleitumständen. Letztlich sage ich für mich, bei allem hatte ich auf meinem Weg immer mal wieder Glück in entscheidenden Situationen, dass HIlfen, Begegnungen, Gespräche fruchten konnten, wenn oft auch etwas oder ziemlich zeitverzögert. Dafür bin ich dankbar schon länger. Heute kann ich sagen, zur Dankbarkeit ist noch etwas hinzu gekommen, womit ich mich lange schwer tat: Demut. Demut vor dem Leben und seinem Ende, dem Tod der zum Leben dazu gehört.
Ich akzeptiere, dass es mein Weg war und ist, den ich gehen konnte und kann.
Das gestehe ich auch jedem anderen zu.
Soweit
s.
