Ich bekam einmal einen Apfelbaum geschenkt.
Beim Transport auf dem Rückweg von der Feier nach Hause ist ihm der Haupttrieb oben abgebrochen, zehn Zentimeter vielleicht.
Für ihn war nur Platz unter anderen Bäumen, die zuerst da waren. Ob ich ihn gerade in die Erde gesetzt habe, weiß ich nicht. Mühe gegeben habe ich mir schon. Er hat sich seinen Weg in Richtung der Sonne gesucht, die seitlich durchs Dickicht schien. Also wurde einer seiner Seitentriebe zum neuen Haupttrieb und er wuchs immer nur zu dieser Seite hin, bis sein Stamm sich so sehr neigte, dass es aussah, als falle er bald um.
Eines Tages wurden all die hochgewachsenen Fichten gefällt und er hätte nun die Gelegenheit gehabt, jetzt richtig Licht zu bekommen, von der anderen Seite her. Die Gärtnergehilfen aber haben ihn gar nicht erst als Bäumchen erkannt. Sie luden all die Scheiben der toten Bäume auf ihm ab. Als ich dies sah, befreite ich ihn und wies die Gärtner zurecht.
Leider weiß ich nicht, wie es meinem Apfelbaum heute geht, denn das Haus, zu dem der Garten gehört, in dem er steht, ist lange verkauft.
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Pronomen: er, Baujahr 80, GdB 50, voll erwerbsgemindert, berufsunfähig
Diagnosen: 03/2009 rezidiv. Depression, 06/2012 schizo-affektive Störung, 08/2016 bipolare Störung, 02/2019 Psoriasis, 03/2019 Psoriasisarthritis, 10/2021 Schlafapnoe, 07/23 VD ME/CFS u.a.
Medis: Valproat 500mg 1-0-2-0, Olanzapin 2,5mg 0-0-0-1, bei Bedarf Perazin 25mg 1-3x/Tag u.a.
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.