Sinngemäß:
Es ist eine irreführende Vorstellung unserer Gesellschaft, dass Heilung von der Trauer möglich ist. Wenn ein nahestender Mensch stirbt, wird nichts wieder heil. Trauer ist ein Übergangsprozess vom Leben mit diesem Menschen in ein Leben ohne ihn.
Die Trauer wird leichter, aber ein Teil davon bleibt, und wir lernen damit zu leben.
Es gibt keine "Löschen"-Taste, egal, wie viel Gutes bei der Bewältigung eines Verlustes herauskommt.
Die Trauer um Menschen, zu denen wir zeitlebens ein ambivalentes Verhältnis hatten (oft sind es Elternteile oder auch Partner), ist eine andere als um Menschen, wo das Verhältnis nicht stark von Ambivalenzen geprägt ist bzw. war.
Wir trauern um den Menschen, der er war - und wir trauern um den Menschen, der er nicht war.
Meine Ambivalenzen zu meiner Mutter rückten durch ihre Alzheimer-Demenz in den Hintergrund. Ausradieren kann man die Vergangenheit natürlich nicht aus dem Gedächtnis. Aber die Ambivalenzen spielten einfach keine Rolle mehr für mich. Und auch einige Jahre vor Ausbruch der Erkrankung gab es mehr gegenseitige Akzeptanz und somit auch gesünderer Nähe.
Ich denke, wir haben da kontinuierlich dran gearbeitet, gemeinsam aber auch jede für sich. Fakt ist, wir standen uns sehr nahe, gesund nahe und ungesund nahe. Der Ausbruch ihrer Demenz führte mehr zu gesunder Nähe in meinem Verhältnis zu ihr. Bessere Umschreibungen fallen mir grad dazu nicht ein.
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
"Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel" (Helmut Schmidt, Bundeskanzler 1974 - 1982, verstorben 2015 im Alter von 96 Jahren)
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.03.23 14:16.