Schon viele Jahre habe ich ein Problemchen mit "herzliches Beileid". Ich selber habe es auch schon verwendet, weil mir nichts Besseres einfiel. Und ich weiß von einer Teilnehmerin hier, dass sie diese Worte auch nicht verwendet, weil es sich irgendwie ungut und nicht richtig anfühlt.

Nun bin ich aber nie so richtig bei mir dahintergekommen, wieso das so ist. Das Endlich-über-Trauer-Reden-Buch gab Aufschluss:
"Aufrichtiges Beileid" sagten sie und schauten dabei überhaupt nicht aufrichtig. "Herzliches Beileid" war noch schlimmer, es fühlte sich an wie eine Gratulation. Ständig hatte ich das Gefühl, von mir werde eine Bestimmte Performance erwartet, und ich konnte den Text nicht

Ebenso, auch wenn wir gerade z.B. in Depressionen festhängen, macht mir das "ich wünsche dir viel Kraft" zu schaffen. Das fühlte sich für mich immer auch irgendwie schräg und unpassend an. Ich habe es in den letzten Jahren trotzdem auch häufiger verwendet, fühlte mich damit aber nie so recht authentisch. Ich hatte immer das Gefühl, ich gäbe mir nicht genug Zeit und Mühe, etwas Tröstlicheres, oder Angemesseneres zu finden.

Aufschluss darüber gibt dieser Stern-Artikel Es spricht mir nicht 100%ig aus der Seele, aber vieles davon. Die Richtung stimmt für mich.

Ich habe mir fest vorgenommen, nie wieder "viel Kraft" zu wünschen und mich um weniger Floskelhaftes zu bemühen. Das ist manchmal nicht leicht.

Bitte versteht mich nicht falsch. Es ist eine Kritik, die ich primär an mich selbst richte. Und ich habe mich über alle Kraft- und Beileids-Wünsche hier gefreut. Ich weiß, sie kommen vom Herzen. Und dafür danke ich euch. Ihr alle ward und seid ein Stück positiver Wegbegleiter gewesen und seid es immer noch. Nochmals Danke.

Alles Gute
Friday

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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.

Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.

"Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel" (Helmut Schmidt, Bundeskanzler 1974 - 1982, verstorben 2015 im Alter von 96 Jahren)