Liebe Friday,
der absehbare Tod meiner jüngeren Schwester hebelte mich damals vollkommen aus.
Nacht für Nacht habe ich mich selbst durch lautes Rufen - nach meiner Mutter und Schwester -
selbst aufgeweckt. Ich erkannte mich nicht wieder.
In dem Alter, wo mir die ersten Schritte zurück ins Leben gelangen, starb sie.
Ein verschenktes Leben einer liebenswerten, wunderbaren Frau - so empfand ich ihren frühen Tod.
Ich hatte bis zuletzt gehofft, sie werde den Weg zurück ins Leben wählen.
... doch das Leben war ihr einfach zu schwer.
In meinem Schmerz habe ich dann ein Trost- und Trauerbuch angelegt.
Es ist aussergewöhnlich schön und farbenfroh geworden.
Auf dem ersten Blatt habe ich nachstehenden Text eingeklebt:
So ist der Tod ein Bad nur.
Aber drüben am anderen Ufer
liegt uns bereitet ein neu Gewand.
(E. Geibel)
Meine Schwester war äußerst begabt und kreativ.
Um ihr eine Stimme zu geben, kam ich auf die Idee, Abschieds-Grußkarten zu gestalten.
Meine schönsten Fotos aus der Natur habe ich in farbige Passepartouts geklebt und verschickt,
mit den Worten:
Sie ist nun frei
und unsere Tränen
wünschen ihr Glück
(Goethe)
Meine kleine Schwester hat im Leben ihren Platz auf dieser Erde nicht gefunden.
Und nach ihrem Tod fand sich auch kein Ort, wo ich hätte trauen können.
Die Gestaltung des Trost- und Trauerbuchs hat mir bei der Verarbeitung meines Schmerzen geholfen.
Wirklich loslassen konnte ich erst sehr viel später.
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Wer nicht fragt, wird nicht gehört.
Wer sich nicht zeigt, wird nicht gesehen.
... hat mich das Leben gelehrt.
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2-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.02.23 04:18.