Dass wir loslassen müssen, um wieder nach vorn schauen und leben zu können ist tief verankert in uns und geht auf S. Freud zurück. Aber bitte weder zu früh noch zu spät. Angemessene Trauerzeit mit angemessenen Verhaltensweisen - was immer das bedeutet. Es ist moralinsauer und verhindert individuelles Umgehen.

Die Trauerforschung heute ist soweit zu sagen, dass es sinnvoller sein kann, wenn wir unseren Toten einen neuen Platz in uns zuweisen und sie so in unser weiteres Leben integrieren. Diese Zeilen in dem Buch "endlich. Über Trauer reden" gefallen mir ausgesprochen gut, und sie haben Druck bei mir rausgenommen.

Ich erinnerte mich heute bei meinem Spaziergang an eine Begebenheit mit meiner Oma väterlicherseits. Ich besuchte sie, und sie war glücklicherweise gerade allein. Es war ca. ein Jahr nach dem Versterben meines Opas. Wir saßen auf ihrer Terrasse und redeten miteinander über Opa und Gott und die Welt. Auf einmal fing sie an zu weinen und sagte schluchzend zu mir "ich schäme mich so, dass es mir so kurz nach Opas Tod schon wieder so gut geht. Aber mir geht es einfach gut." Und ich nahm ihre Hände und sagte "Oma, dir darf es gut gehen. Das ist völlig ok. Ich finde es schön, dass es dir gut geht." Mein Opa war ein sehr herrischer Alter und cholerisch, wie es sich niemand wünscht.

Und sie erzählte von einer anderen großen Liebe zu einem Mann (in der Nachkriegszeit, als Opa noch in russischer Kriegsgefangenschaft war und für tot erklärt wurde. Und eines Tages stand er vor der Tür, und da war dieser kleine Junge, der jüngere Bruder meines leiblichen Vaters, der nicht Opas Kind sein konnte. Das ist ein weiteres Drama, was sich die nächsten vielen Jahrzehnte hinzog. Aber sie sagte auch, dass sie Opa geliebt hat.

Ich glaube, das war der einzige wirklich innige Moment zu dieser Oma, die ansonsten meinem leiblichen Vater - er war ihr "Sohni" - alles entschuldigte und verzieh, und für die keine Frau meines Erzeugers gut genug für ihn und sie war. Ein wirklich beschissenes Erbe, was man da mit sich rumschleppt. Kein leichtes Los für meine Mutter, die sich nach 6 Jahren Ehe von ihm trennte zu einer Zeit, wo man sich einfach noch nicht scheiden ließ. und schon gar nicht mit Kindern. Und auch kein leichtes Los für seine 2. Frau.

Alles Gute
Friday

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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.

Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.

Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.