Das, was du heute denkst,
das wirst du morgen sein.
- Buddha -
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In diesem Monat vor 21 Jahren bereitete ich nach der Genesung von einer schweren Depression
in der psychiatrischen Abteilung der Uni-Klinik meiner Geburtsstadt die ersten Schritte zurück ins Leben vor.
Am 14. Mai 2002 wurde ich entlassen und stieg am Hauptbahnhof in den Zug und fuhr in eine ungewisse Zukunft.
Mein Rucksack war picke-packe voll mit guten Wünschen von Mitpatienten, Mitarbeitern der Pflegestation und Ärzten.
An diese Fahrt denke ich gerne zurück.
Nach der Ankunft am Zielbahnhof des Bundeslandes, wo ich neu beginnen wollte, spürte/wußte ich: "Hier bin ich richtig!"
Danach hatte ich den großen Wunsch, die 4 Lebensjahre, die ich in der Psychiatrie "verloren hatte" durch 4 gesunde Jahre
zu überrunden. Dann wollte ich es gut sein lassen.
Inzwischen sind daraus 21 Jahre ohne krankheitswertige Phasen und ohne Klinikaufenthalte geworden.
Welch' großes Geschenk!
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Lange vor meinem Umzug in meine jetzige Heimat habe ich ähnliches erlebt.
Irgendwann, auf dem Weg in den Urlaub, stieg ich aus dem Bus und spürte/wußte: "Hier gehöre ich hin!"
Erst ab diesem Zeitpunkt suchte ich auf Empfehlung meiner Ärztin (keine Flucht, sondern ein Ziel!) nach einer Wohnung.
... und fand sie maßgeschneidert und bezahlbar innerhalb kurzer Zeit.
Zum zweiten Mal erhielt ich ein großes Geschenk: Heimat und Geborgenheit.
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Meine derzeitige physische Erkrankung - gewiß mit einer psychischen Komponente - hat mich dann erst einmal ins Aus befördert: orientierungs- und hilflos in einem bis dahin nicht gekannten Maß auf Unterstützung angewiesen.
Das liegt nun ein 3/4 Jahr zurück.
Hoffnungsvoll und zuversichtlich mit dem Willen, mir mein gerade gefundenes Glück nicht schmälern zu lassen, habe ich nach einem HNO-Arzt gesucht, dem ich vertrauen kann; der mir "reinen Wein einschenkt" und mir sagt, was ich tun selbst tun kann, um zu genesen. Die Antwort lautete: "Laufen, laufen, laufen - damit das Gehirn lernen kann."
Ab da bin ich gelaufen, so oft und solange es mir möglich war. Schwer gefallen ist mir das nicht, da ich von Natur aus ein Bewegungsmensch bin. Unterstützt durch die Kräfte des Frühlings, einer positiveren Stimmung und gutem, regelmäßigem Essen erlebe ich nun eine deutliche Verbesserung. Auch weitere Strecken kann ich ohne Rollator laufen. Angst, die mich lange behindert hat, habe ich keine mehr.
Die Ärztin in der Institutsambulanz hatte mir beim Abschied davon berichtet, dass einer ihrer Patienten mit derselben Er-
krankung nach 1 1/2 Jahren ohne Beeinträchtigung genesen war. Das nehme ich als Anhaltspunkt. Erst nach dieser Zeit beurteile ich was war und was ist.
Bis dahin lebe ich - ohne Gedanken an eine Erkrankung - so gut ich es kann.
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Danke für's Lesen!
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Lerne erst laufen,
bevor du versuchst zu rennen.
("zeitzuleben", Ralf Senftleben)
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5-mal bearbeitet. Zuletzt am 28.04.23 07:44.